Ich hänge noch ein bisschen hinterher, verzeiht mir. Der Deutsche Buchpreis 2014 wurde bereits verliehen, ich bin mit meiner persönlichen Shortlist gerade zur Hälfte durch. Da ich aber sowieso völlig daneben lag (siehe hier fiel "Kruso" für mich schon in der Leseprobe durch), wäre ich kein gutes Buchpreis-Orakel gewesen ;-)
Mein erster persönlicher Shortlist Kandidat war „Das Polykrates-Syndrom“ von Antonio Fian. Jetzt endlich komme ich dazu, euch davon zu berichten.
240 Seiten
19,00 € (Hardcover)
Artur hat studiert und könnte eigentlich Karriere machen, stattdessen jobbt er im Copy Shop und führt ein recht behagliches Leben. So hat er Zeit seine kleinen Sketche zu schreiben und seinen Gedanken nachzuhängen. Eigentlich ist Artur glücklich mit seiner Frau Rita zusammen, bis ihn eine Begegnung plötzlich aus der Bahn wirft. Eine Frau betritt den Copy Shop und hinterlässt Artur eine Nachricht, die ihn Hals über Kopf dazu bringt, ihr zu folgen. Was sich daraus entwickelt, hätte Artur sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt.
„Als Polykrates-Kranker hat man dieses Schicksal immer im Kopf, man fürchtet, zu viel Glück zu haben und irgendwann dafür bestraft zu werden“
Seite 26
Artur hat mir als Hauptcharakter des Buches unheimlich gut gefallen. Der humorvolle und sympathische Erzählton, den ihm der Autor verpasst hat, macht es leicht die Handlung mit ihm und um ihn zu verfolgen. Der Protagonist wirkt durch seine Schwächen und Macken durchaus menschlich und ist zumindest am Anfang auch wirklich durchgehend authentisch.
Die Entwicklung, welche Artur im Buch mitmacht, hat mir persönlich dann nicht immer ganz so gut gefallen und wirkte zum Teil etwas aufgesetzt und erzwungen. Häufig habe ich mich dann nur noch nach dem „Warum?“ gefragt. Offenbar ging es Artur zum Teil ähnlich…
„Während der Fleischer die Lammkoteletts einpackte, fasste ich den Vorsatz, mein Leben zu ändern. Nebenan am Gemüsestand sagte ich mir, dass das der falsche Vorsatz war. Ich hatte ja gerade versucht, mein Leben zu ändern, und es war eine Katastrophe gewesen. Was ich mir vornehmen musste, war, mein Leben nicht zu ändern.“
S. 49
Die Protagonisten neben Artur bleiben relativ blass und sind mir nicht so eindeutig im Gedächtnis geblieben wie er. Das ist in meinen Augen aber nur ein schwacher Makel, soll es doch im Buch hauptsächlich um Artur und seinen „Kampf“ mit dem Schicksal gehen, da sind die anderen Charaktere zum Teil nur Beiwerk.
Das Buch hat mich vor allem durch den zum Teil doch ziemlich derben Humor überzeugt. Neben dem witzigen Erzählstil besitzt nämlich auch die Handlung eine manchmal ziemlich harte Situationskomik. Schwarzer und gerade solch böser Humor ist ja genau meins, wobei Arturs skurrile Tagträume es nach meinem Geschmack sogar manchmal doch arg übertreiben.
Anhand der Leseprobe hatte ich mir etwas anderes von diesem Buch erwartet und war von der doch recht konstruierten Entwicklung der Handlung nicht ganz überzeugt. Ein Fehlgriff war es dennoch nicht, da mich das Buch durchweg gut unterhalten hat und ich es fast in einem Rutsch durchgelesen habe.
Das Buch in einem Tweet: "Das Polykrates-Syndrom" erzählt die Geschichte vom ruhigen Leben zur
Räuberpistole. Vermittelt handwerkliche Fähigkeiten und unterhält.
Für die Bücher meiner persönlichen Shortlist vergebe ich keine Leseratten, sondern möchte meine Leseeindrücke einfach so, ungefiltert mit euch teilen.
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