Unter dem Motto "Never judge a book by its movie" lud der Hoffmann und Campe Verlag zum Buch-Film-Vergleich ein. Spontan nahmen wir teil und haben uns erst mit dem ebook zu José Saramagos "Der Doppelgänger" beschäftigt, anschließend ein kleines Kino besucht und "Enemy" mit Jake Gyllenhaal gesehen. Hier unser Fazit zu Buch und Film.
Das Buch:
„Der Doppelgänger“ von José Saramago ist keine ganz leichte Kost. Eigentlich ist die Grundsituation sehr spannend und bietet einige Möglichkeiten. Die Vorstellung plötzlich seinem eigenen, exakten Doppelgänger entgegen zu stehen, lässt eine ganze Reihe möglicher Entwicklungen offen.
Im Buch von José Saramago wird die Situation aber nur sehr zäh entwickelt und es dauert wirklich lang, bis so etwas wie Spannung aufkommt. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass der Text gespickt ist von altklugen Einschüben des Autors und philosophischen Gedanken, die den Leser immer wieder weg von der eigentlichen Handlung treiben und zum Teil völlig verwirren. Manche der Überlegungen sind zwar gezielt auf die Grundsituation gerichtet und bieten interessante Denkansätze oder tolle Theorien, andere sind aber eigentlich völlig überflüssig und haben mich nur ermüdet. Leider wird auch neben diesen Einschüben die eigentliche Handlung zum Teil sehr detailliert und unnötig verlangsamt erzählt.
Der Protagonist Tertuliano Maximo Afonso wiederum war mir eigentlich recht sympathisch. Der Geschichtslehrer ist zwar gefangen in seinem alltäglichen Trott und seine Haltung gegenüber seiner Freundin fand ich sehr schwierig, seine Position in Dialogen und Überlegungen empfand ich aber durchgehend als nachvollziehbar und angenehm.
Der Film:
Eins vorab: Ich hatte völlig falsche Erwartungen an „Enemy“. Der deutsche Trailer hat mich einen, bestenfalls actionreichen, Psychothriller erwarten lassen. Kurz gesagt: der Film ist um einiges ruhiger und deutlich statischer als ich erwartet hatte.
Eindeutig positiv war die im Film durchgehend bedrohlich und bedrückend wirkende Stimmung, diese wurde durch die sehr reduzierte Filmmusik und die stark monochrom wirkenden Bilder toll unterstützt. Zur Handlung passt das perfekt und verdeutlicht die Verwirrung und Verzweiflung der Protagonisten wunderbar. Der gesamte Film ist außerdem gespickt vom immer wiederkehrenden Symbol der Spinne, diese Alpträume und düsteren Visionen sind zwar filmisch toll umgesetzt und bieten tolle Bilder, haben uns aber ratlos im Kino zurückgelassen: wofür soll diese Metapher stehen?
Die Handlung war insgesamt angenehm gekürzt und im Film lag der Fokus auf den richtigen Abschnitten des Buches. Trotzdem hat auch der Film seine Längen und in einigen Abschnitten wirkte die Handlung recht ziellos.
Neben der schönen filmischen Gestaltung können sich auch die Schauspieler wirklich sehen lassen, sie passten toll in ihre Rollen und füllten die Charaktere gut aus. Mit Jake Gyllenhaal, Mélanie Laurent und Sarah Gadon ist die Besetzung auch alles andere als zweitklassig.
„Der Doppelgänger“ von José Saramago ist keine ganz leichte Kost. Eigentlich ist die Grundsituation sehr spannend und bietet einige Möglichkeiten. Die Vorstellung plötzlich seinem eigenen, exakten Doppelgänger entgegen zu stehen, lässt eine ganze Reihe möglicher Entwicklungen offen.
Im Buch von José Saramago wird die Situation aber nur sehr zäh entwickelt und es dauert wirklich lang, bis so etwas wie Spannung aufkommt. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass der Text gespickt ist von altklugen Einschüben des Autors und philosophischen Gedanken, die den Leser immer wieder weg von der eigentlichen Handlung treiben und zum Teil völlig verwirren. Manche der Überlegungen sind zwar gezielt auf die Grundsituation gerichtet und bieten interessante Denkansätze oder tolle Theorien, andere sind aber eigentlich völlig überflüssig und haben mich nur ermüdet. Leider wird auch neben diesen Einschüben die eigentliche Handlung zum Teil sehr detailliert und unnötig verlangsamt erzählt.
Der Protagonist Tertuliano Maximo Afonso wiederum war mir eigentlich recht sympathisch. Der Geschichtslehrer ist zwar gefangen in seinem alltäglichen Trott und seine Haltung gegenüber seiner Freundin fand ich sehr schwierig, seine Position in Dialogen und Überlegungen empfand ich aber durchgehend als nachvollziehbar und angenehm.
Der Film:
Eins vorab: Ich hatte völlig falsche Erwartungen an „Enemy“. Der deutsche Trailer hat mich einen, bestenfalls actionreichen, Psychothriller erwarten lassen. Kurz gesagt: der Film ist um einiges ruhiger und deutlich statischer als ich erwartet hatte.
Eindeutig positiv war die im Film durchgehend bedrohlich und bedrückend wirkende Stimmung, diese wurde durch die sehr reduzierte Filmmusik und die stark monochrom wirkenden Bilder toll unterstützt. Zur Handlung passt das perfekt und verdeutlicht die Verwirrung und Verzweiflung der Protagonisten wunderbar. Der gesamte Film ist außerdem gespickt vom immer wiederkehrenden Symbol der Spinne, diese Alpträume und düsteren Visionen sind zwar filmisch toll umgesetzt und bieten tolle Bilder, haben uns aber ratlos im Kino zurückgelassen: wofür soll diese Metapher stehen?
Die Handlung war insgesamt angenehm gekürzt und im Film lag der Fokus auf den richtigen Abschnitten des Buches. Trotzdem hat auch der Film seine Längen und in einigen Abschnitten wirkte die Handlung recht ziellos.
Neben der schönen filmischen Gestaltung können sich auch die Schauspieler wirklich sehen lassen, sie passten toll in ihre Rollen und füllten die Charaktere gut aus. Mit Jake Gyllenhaal, Mélanie Laurent und Sarah Gadon ist die Besetzung auch alles andere als zweitklassig.
Jake Gyllenhaal spielt die Hauptrolle im Kinofilm "Enemy".
Entweder… oder…?
Vor der Wahl stehend, das Buch zu lesen oder den Film zu schauen, würde ich eindeutig zum Film greifen. Die Handlung war im Vergleich zum Buch deutlich gestrafft und spannender, markanter dargestellt, die Stimmung wurde schön vermittelt. Leider wirkte sowohl im Buch als auch im Film die Handlung zum Teil etwas ziellos und unlogisch, das senkt die Spannung und leider auch die Begeisterung immer wieder.
Die philosophischen Ansätze des Buches fehlen im Film außerdem völlig, ob das Fluch oder Segen ist kann ich schwer beurteilen, einerseits geben sie dem Buch seinen besonderen Charakter, andererseits führten sie auch (wie schon beschrieben) nicht immer zum Ziel.
Ist das Kunst oder kann das weg?
So richtig Kunst ist „Enemy“ nicht, so richtig weg sollte es deswegen aber in meinen Augen auch nicht. Sowohl Buch als auch Film regen zum nachdenken an, nicht alles ist logisch und wir konnten so richtig meckern über das seltsame Vorgehen des Protagonisten, aber über die philosophischen Überlegungen (im Buch) oder symbolischen Bilder (im Film) konnten wir noch eine Weile sprechen.
Auch wenn also weder das Buch, noch der Film so richtig mitreißen, haben sie doch einen Sinn von Kunst erfüllt: man kann so richtig darüber diskutieren.
Mehr über "Enemy" im WDR 2 Kinotipp
Die gelesene Buch-Version ist "Enemy" von José Saramago, erschienen als ebook im Hoffmann und Campe Verlag (9,99 €)
Mehr Informationen zum ebook auf der Verlagsseite
Die gelesene Buch-Version ist "Enemy" von José Saramago, erschienen als ebook im Hoffmann und Campe Verlag (9,99 €)
Mehr Informationen zum ebook auf der Verlagsseite
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