Samstag, 22. Februar 2014

Rezension: Erwin, Mord & Ente von Thomas Krüger

„Erwin, Mord & Ente“ habe ich bei der lieben Petzi im Adventskalender gewonnen und obwohl noch so viel auf meinem SUB schlummerte konnte ich die Finger nicht davon lassen und habe ziemlich schnell damit angefangen.

„Erwin, Mord & Ente“ von Thomas Krüger
Heyne Verlag
304 Seiten
9,99 € (Taschenbuch)









Also erstmal: das Buch müsste eigentlich „Erwin, Mord & Lothar“ heißen. Denn diese Ente ist nicht nur irgendeine Ente, sondern Lothar, die Ermittlungsente. Mit dieser lebt Erwin in Bramschebeck, einem kleinen Kaff in Ostwestfalen. Erwin ist der Sohn des ehemaligen Dorfpolizisten Friedhelm Düsedieker, ist Mitte Vierzig und gilt als der Dorfdepp des Ortes. Seit beide Eltern tot sind verbringt er die meiste Zeit in seiner goldenen Badewanne oder mit dem Betrachten der Bücher in seinem Wintergarten. Ab und an spaziert er, die alte Polizeimütze des Vaters auf dem Kopf, durch den Ort und überzeugt alle von welch einfachem Gemüt er ist, um möglichst in Ruhe gelassen zu werden. Als eines Tages eine Leiche auf dem Hof von Jasper Thiesbrummel gefunden wird, beginnt Erwin (gemeinsam mit Lothar) seine Ermittlungen.
„Erwin, Mord & Ente“ hat mich wirklich überrascht. Ich habe einen seichten aber witzigen Lokalkrimi erwartet. Witzig war es am Ende allemal, dazu Ideenreich und toll geschrieben. Eine Geschichte voller Kontraste: die brummelige, ein bisschen „hinterwäldlerisch“ wirkende Sprache der Protagonisten steht zum Beispiel total im Kontrast zur feinen und von Wortwitzen gespickten „Erzählsprache“ des Buches.

Worte können töten erübrigte sich in Bramschebeck allein wegen der vielfältigen Schwierigkeiten der Bramschebecker, Worte rhetorisch zu verwenden. Wer Worte als Mordwerkzeuge einsetzen wollte, sollte zumindest über mehr als bloße Grundkenntnisse im Sprachgebrauch verfügen.“
S. 145

Damit ist ja fast alles gesagt, oder? Von diesen Beschreibungen und den witzigen Charakteren konnte ich gar nicht genug bekommen und war richtiggehend traurig, als Erwin und seine Ermittlungsente den Fall geknackt hatten.
Erwins nach außen hin einfach wirkender Charakter birgt eigentlich viel mehr Facetten und ist tiefsinniger als erwartet. Zwar ist er vielleicht nicht ganz der Hellste, Bücher wirklich zu lesen bereitet ihm zum Beispiel Schwierigkeiten, lieber lässt er nur einzelne Abschnitte und Wortbilder auf sich wirken, den Dorfdeppen spielt er aber eigentlich nur. Er hat doch eine ganze Menge mehr auf dem Kasten, als ihm die Bewohner von Bramschebeck zutrauen würden. Gerade dadurch gelangt Erwin aber an viele Informationen, wer hält sich schon zurück, wenn er mit einem vermeintlich Schwachsinnigen spricht?

„Er achtete Bäume schon allein wegen ihrer Bedeutung für Bücher. Bücher waren die Fortsetzung des Baums mit den Mitteln des Geistes – der Erwin oft so fern schien wie das Laubdach einer hohen Eiche.“
S. 31

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, der Kriminalfall steht im Kontrastfeld von Dorfgeklüngel und seltsamen Ideologien und war bis zum Schluss spannend. Wer also die Mischung aus Humor, einem interessanten Kriminalfall und besonderen Charakteren mag ist mit „Erwin, Mord & Ente“ sehr gut bedient. 5 von 5 Leseratten an dieses schöne, kleine Buch!


P.S. Einen einzigen Kritikpunkt hab‘ ich da noch: für alle Menschen, die nicht aus Ostwestfalen kommen sind die Namen im  Buch echte Zungenbrecher und manchmal bin ich selbst beim Lesen drüber gestolpert. Dieses Buch also besser nicht laut rezitieren ;-).

5 Kommentare:

  1. Danke!!!! Lothar und ich (Autor) sind total gerührt!!!!

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    1. Ich hoffe es wird noch mehr Fälle mit Lothar und Erwin geben, ich werde auf alle Fälle weiterlesen :-)

      Viele liebe Grüße, Alex

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  2. Ui, das Buch steht auch bei mir im Regal und wartet schon darauf, gelesen zu werden :) Tolle Rezension, jetzt bin ich mir umso sicherer, dass das Buch die richtige Wahl war und freu mich nochmehr aufs Lesen! ^^

    Liebe Grüße, WortGestalt

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    1. Ich war total überrascht von dieser Geschichte und glaube du wirst bestimmt deine Freude daran haben :-) ich liebe ja ungewöhnliche Charaktere und habe von Standard "der Gärtner war's"-Krimis genug, umso mehr freue ich mich über ungewöhnliche Vertreter dieses Genres!

      Viele liebe Grüße, Alex

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  3. Liebe Alex,
    ich war von "Erwin, Mord & Ente" auch total begeistert, es ist sogar mein Monatshighlight im vergangenen November geworden. Nun hoffe ich mal mit dir zusammen auf eine Fortsetzung :)
    Viele Grüße, Kerstin

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