„Der Tag wird kommen“ von Nina Vogt-Østli habe ich bei vorablesen entdeckt und war gleich von der Leseprobe begeistert. „Ein Buch über Mobbing und die Folgen für Opfer und Täter, spannend und modern formuliert“ so lautete mein erster Eindruck. Nun, nachdem ich das Buch gelesen habe, weiß ich, dass noch eine Menge mehr dahinter steckt.
-->„Der Tag wird kommen“ von Nina Vogt-Østli
Coppenrath Verlag
240 Seiten
14,95€ (Hardcover)
„Der Tag wird kommen“ von Nina Vogt-Østli erzählt die Geschichte von Hans Petter. Hans Petter ist 15, äußert intelligent, ein bisschen schmächtig und blass… und hat in der Schule kein leichtes Leben. Er wird von seinen Mitschülern gemobbt und drangsaliert. Dabei ist es sein größtes Ziel, so unsichtbar wie möglich zu bleiben, nicht entdeckt zu werden und den Tag ohne Vorkommnisse zu verbringen. Oft gelingt ihm das nicht.
Hans Petter ist ein wirklich sympathischer Protagonist, er ist überdurchschnittlich intelligent, humorvoll und wirkt in seinem gesamten Handeln sehr Erwachsen. Sein ganzer Charakter wirkt trotz allen Problemen, die er hat, ehrlich und positiv. Und Probleme hat er nicht wenige: da sind seine „einfach gestrickte“ Mutter und der getrennt lebende Vater, die fiesen Mitschüler und der überengagierte Vertrauenslehrer. Ganz schön viel für einen Jungen in diesem Alter.
Zu Beginn dachte ich, dass die Handlung rund um Hans Petters Probleme mit seinen Mitschülern die Geschichte beherrschen wird, garniert mit pädagogisch wertvollen Einschüben. „Der Tag wird kommen“ funktioniert ganz anders. Die Geschichte ist spannend und geheimnisvoll, so kontaktiert zum Beispiel eine mysteriöse Chatpartnerin Hans Petter und freundet sich mit ihm an. Die entstehenden Chat-Gespräche machen einen großen Anteil des Buches aus und lesen sich wirklich schön.
Die Geschichte bietet Wendungen und Entwicklungen, die auch von seinem Mobbingproblem abweichen. Es ist einfach ein abwechslungsreiches Jugendbuch. Besonders fasziniert hat mich, dass die Geschichte auch noch eine gute Prise Science Fiction und ein bisschen Dystopie zu bieten hat.
Trotz aller Ausschmückung ist die Botschaft an die junge Leserschaft am Ende einfach (und gut): Jeder hat sein Handeln selbst in der Hand. Überlege dir, was du tust. Böses zu erleben, gibt dir keine Berechtigung selbst böse zu Handeln.
Ich hatte mir manchmal ein bisschen mehr Tiefe in der Handlung gewünscht. An einigen Stellen hätte das Handeln der Protagonisten hinterfragt werden können.
Der Science Fiction Einschlag wirkt außerdem sehr negativ. Sauer aufgestoßen ist mir dabei, dass z.B. Themen wie Gentechnik unterschwellig ohne Argumentation negativ dargestellt werden und so eher für Vorurteile sorgen, als wirklich eine Meinungsbildung zu ermöglichen. Gerade bei Büchern für diese Altersklasse stört mich eine derartige Darstellung sehr. Ich finde Kindern und Teenies sollte beigebracht werden, sich einem Thema vorurteilsfrei und aus verschiedenen Aspekten zu nähern, um sich eine Meinung zu bilden. Überspitzte Darstellungen und plumpes „gut-schlecht“ sind da doch eher ungeeignet.
Insgesamt liest sich „Der Tag wird kommen“ schön, ist spannend und bietet eine gute Grundbotschaft, das hat für mich das größte Gewicht. Meine Kritik ist sehr persönlich begründet und beschränkt sich auf ein absolutes Randgebiet des Buches... anderen wäre das vielleicht gar nicht aufgefallen, deswegen nur ein Minuspunkt.
Insgesamt 4 von 5 Leseratten.
Hi Alexandra,
AntwortenLöschenich verstehe dich gut, ich habe meistens ein schlechtes Gewissen wenn ich ein Buch abbreche weil ich mir sage, vielleicht in 10 oder 20 Seiten hätte die Geschichte mich doch interessiert. Aber andererseits finde ich schade meine Zeit mit für mich uninteressante Bücher zu verbringen wo es doch so viele tolle Bücher gibt!
Daher gebe ich jedem Buch 100 Seiten lang eine Chance, wenn nach den 100 Seiten immer noch kein Interesse besteht dann lasse ich es lieber. Wenn ich mich durch ein Buch "quäle" lese ich übrigens viel weniger.
Lg