Sonntag, 25. Mai 2014

Rezension: Die Märchentante, der Sultan, mein Harem und ich von Helge Timmerberg

Reiseliteratur und Erlebnisberichte sind Susis Revier. Ich habe darin jetzt zur Abwechslung gewildert. Sorry dafür, aber diese Geschichte hat mich gereizt und allein den Titel des Buches fand ich unglaublich spannend.

„Die Märchentante, der Sultan, mein Harem und ich“ von Helge Timmerberg
256 Seiten
19,99 € (Hardcover)








Elsa Sophia von Kamphoevener ist als Märchenbaronin bekannt. In den 1930er Jahren trat sie im Rundfunk mit ihren Märchen aus Tausendundeiner Nacht auf und erzählte sie während des zweiten Weltkrieges in Lazaretten, um leidenden Soldaten Abwechslung zu verschaffen. Helge Timmerberg ist fasziniert von der Biografie dieser besonderen Frau, die (als Mann verkleidet) jahrelang durch den Orient gereist sein soll, um Geschichten zu sammeln. Aus diesem Stoff möchte Helge Timmerberg ein Drehbuch machen, einen Hollywoodfilm mit orientalischem Zauber möchte er drehen. Der Weg zu diesem Drehbuch ist dann aber ziemlich unwegsam.

Wie man anstehende Arbeiten erfolgreich vor sich her schieben kann, kennen wir alle wohl nur zu gut. Helge Timmerbergs Reisen durch die Türkei, Marokko und schließlich Amerika erzählen neben der Geschichte über Elsa Sophia von Kamphoevener ein Märchen über genau dieses Phänomen. Es gibt Geschichten darüber, wie er sich mit der Einrichtung seines marokkanischen Hauses ablenkt oder mit den Frauen in seinem „Harem“. Oder darüber, wie er sich auf orientalischen Märkten Geschichten erzählen lässt und Träume kauft. Zwischendurch ist er von Liebeskummer geplagt und sucht Gesellschaft in diversen Kneipen. Kurz: Helge Timmerberg ist vom Leben so eingespannt, dass das Projekt „Drehbuch“ immer wieder in den Hintergrund tritt.
Ganz aufgeben möchte er es dann trotzdem nie. Als Leser bekommt man dadurch immer wieder schöne Einblicke in das geplante Drehbuch. Teile aus dem Leben der Märchenbaronin werden erzählt und einige wichtige Szenen so detailliert dargestellt, dass man sie schier vor sich sieht. Diesen Film würde ich mir sofort anschauen!
Alle Erzählungen sind wunderschön geschrieben und verbreiten orientalisches Flair. Das ist umso erstaunlicher, als dass dieser märchenhafte Eindruck auch bei den Berichten über Helge Timmerbergs Irrwege immer erhalten bleibt. Nebenbei ist die lockere und trotzdem philosophische Sprache ein echter Genuss. Ich bin aus dem „Textstellen markieren“ gar nicht mehr herausgekommen.
Den letzten Funken der Mischung macht schlussendlich aber der tolle Humor von Helge Timmerberg aus. Die Situationen sind so skurril und witzig beschrieben, dass das Lesen einfach Spaß macht. Mich hat die Geschichte dadurch von Anfang an mitgerissen und ich konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen.
Als ich das Buch zur Seite gelegt habe hatte ich einerseits das Gefühl selbst gerade eine aufregende Reise erlebt zu haben und andererseits unbändige Lust die Orte, die Helge Timmerberg beschreibt, selbst zu bereisen und dieses Flair einmal selbst zu erleben.
Kurz und gut: 5 von 5 Leseratten für dieses wunderbare Buch, dass vom echten Leben und Tausendundeiner Nacht in einem Atemzug erzählt.

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