Montag, 30. Juni 2014

Rezension: Binewskis - Verfall einer radioaktiven Familie von Katherine Dunn

Ich habe mich ja regelrecht gewehrt „Binewskis: Verfall einer radioaktiven Familie“ zu lesen. Also klar, der Titel hat mich von Anfang an angezogen, ein erster kurzer Blick in die Leseprobe wirkte mir aber zu wirr… „Geek“, „Traumkindchen“ … huch, was ist das denn? Dann hat aber der Berlin Verlag auf Twitter derart viel über den Roman erzählt und mir so den Mund wässrig gemacht, dass ich nicht anders konnte, als es doch zu lesen. Ein Glück!

„Binewskis: Verfall einer radioaktiven Familie“ von Katherine Dunn
Berlin Verlag
512 Seiten
22,99 € (Hardcover)









Der Wanderzirkus Binewski läuft nicht mehr so gut, als Vater Binewski auf die Idee kommt, sich eine eigene Freakshow zu züchten. Gesagt getan: er und seine Frau Lil beeinflussen ihre Schwangerschaften mit radioaktiven Substanzen, Pestiziden und Drogen. Immer in der Hoffnung echte Freaks zu bekommen. Die Ergebnisse sind nicht zu verachten. Da haben wir Arturo („Arty“), den sogenannten „Aqua Boy“, der ohne Arme und Beine dafür mit vier kräftigen Flossen zur Welt kam. Die siamesischen Zwillinge Electra („Elly“) und Iphigenia („Iphy“), der telekinetisch begabte Fortunato („Chick“) und die Erzählerin der Geschichte: Olympia („Oly“), eine bucklige Kleinwüchsige mit Albinomutation. Olympia ist es schließlich auch, die die Geschichte vom Auf- und Untergang des Wanderzirkus Binewski erzählt, von den großen Erfolgen zu den menschlichen Dramen.
„Binewskis“ ist kein Roman in den man mal so einfach nebenbei starten kann, dafür ist er am Anfang doch ein wenig störrisch. Aber keine Angst: mehr als 20 - 30 Seiten braucht es nicht, bis man endgültig in der Geschichte steckt. Sobald ich mit den Charakteren und der Erzählsituation einigermaßen vertraut war, lief die Geschichte wie ein Film vor mir ab.
Olympia erzählt die Geschichte ihrer Familie im Nachhinein, verwebt dabei geschickt ihr gegenwärtiges Leben mit den Erinnerungen an die glorreiche Zeit der Familie. Toll ist, dass beide Zeitebenen sich parallel spannend entwickeln und nicht wie in anderen Büchern ein Handlungsstrang störend oder uninteressant wirkt. Die Themen „Normalität“ und „Schönheit“ (bzw. Schönheitswahn) verbinden beide Erzählebenen und treten offen oder zum Teil versteckt immer wieder im Roman auf. Ich habe mich häufig in der witzigen, absurden Handlung verloren, ohne viel zu hinterfragen, was dahinter steckt. Meist kommt dann unvermittelt doch wieder ein Moment, der einem die Wahrheit hinter dem Spaß vor Augen führt. Manchmal schleichen sich kleine Erkenntnisse mitten ins Herz, manchmal springt einen die große Botschaft geradezu an. Wirklich beeindruckend. Die Momente in denen ich „Ja, genau so ist das.“ gedacht habe, konnte ich nicht wirklich zählen.


Neben all dem Spaß und Witz sind es dabei einfach immer wieder die traurigen und dramatischen Szenen gewesen, die mich die Protagonisten (allen voran die Erzählerin Oly) sehr ins Herz haben schließen lassen. Wie die Umwelt z.T. auf die Binewskis reagiert, hat mich unfassbar traurig gemacht, die Liebe die aber innerhalb der Familie immer wieder durchscheint war einfach anrührend.
Neben all der erzählerischen Qualität: Erzählweise, Charaktere, Spannung, Herz, Witz(!) hat mich auch die sprachliche Qualität des Buches schwer beeindruckt. Die Sätze wirken manchmal verwinkelt, manchmal kurz und drängend, immer passend zum Handlungsverlauf. Und schon durch die gewählte Sprache wirkt das Buch einfach wertvoll und macht keine billige Freakshow aus der Handlung.


Ich finde es unfassbar schwierig (und sitze jetzt seit ungefähr 3 Stunden an dieser kleinen Rezension) alle Facetten des Buches irgendwie in einem Text zu erfassen. Deswegen schreibe ich heute auch etwas freier von der Leber weg, kann weniger „analysieren“ oder erklären, als ich das sonst versuche.
„Binewskis“ ist für mich ein Buch, das man gelesen haben muss, um diese Faszination zu verstehen. Vorher klang es für mich einfach nach einer schrägen Geschichte, vielleicht sogar etwas zu hochtrabend geschrieben. Ich habe mich geirrt. Und jetzt, nach der Lektüre, ist es mir auch kein so großes Rätsel mehr, warum das Buch in Amerika, zum ursprünglichen Erscheinen, so einen Hype auslöste. 1989 erschienen, hat das Thema auch heute nichts von seiner Aktualität verloren, im Gegenteil: Schönheitswahn und der Kampf der „Unnormalen“ in einer auf Äußerlichkeiten ausgerichteten Gesellschaft sind heute so allgegenwärtig wie nie zuvor.

Dieses Buch zu bewerten ist (für mich) nahezu unmöglich. Rein objektiv müsste ich vielleicht für den schweren Start und den etwas hölzernen ersten Eindruck einen „Punkt“ abziehen. Allein, das kann ich nicht. „Binewskis“ hat mich überzeugt und bewegt, zum Grübeln gebracht und mir nebenbei noch Spaß gemacht. 5 von 5 Leseratten 


Das Buch in einem Tweet: Die "Binewskis" passen nicht in einen Tweet! Einfach völlig unmöglich. Zu viel wichtige Botschaft, Herz, Witz und Spannung für 140 Zeichen.


Eine schöne Rezension zum Buch, die noch dazu mit tollen Zitaten aufwartet, hat auch Buzzaldrin verfasst. Hier entlang.

Sonntag, 29. Juni 2014

Angesehen: Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger

Alex hatte mir von Anfang an versprochen, dass sie mit mir nach dem Buch "Schiffbruch mit Tiger" die Verfilmung schauen würde. Ich hatte den Film bisher nicht gesehen, weil ich davon ausging, dass er mir nicht gefallen würde und nachdem mich das Buch schon nur zu einem gewissen Teil erreichen konnte, machte ich mir wenig Hoffnung.

"Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger" Twentieth Century Fox

Produktionsjahr: 2012

Spiellänge: 127 min

FSK: 12

7,47 € (DVD) bzw.9,99 € (Blue-Ray)
(Bei Alex gab es die abgebildete 3D-Sonderedition, auch wenn wir uns die 3D-Brillen gespart haben - 28,99 €)

Ich möchte es kurz machen: Der Film kann ebenso wie das Buch mit wenig Handlung aufwarten. Das hat man versucht durch eine Dramatisierung der wenigen Details und übergroße, schillernd bunte Bilder auszugleichen, die mir persönlich nicht gefallen haben. Sicher sind sie für manchen beeindruckend, inspirierend, einfach nur schön - mir war es leider zu viel.

Was mir gut gefallen hat, war, dass man die Erzählperspektive (Pi berichtet einem Schriftsteller zu Hause von all seinen Erlebnissen) beibehalten hat. Enttäuschend fand ich allerdings, dass man das im Buch so schön beschriebene Haus voller Anzeichen seiner drei Religionen in einen modern und farblos eingerichteten Raum verwandelt hat. Da hat man der Geschichte etwas der Mystik beraubt.

Alles, was den Film gut macht, ist die Endaussage des Buches. Dafür fand ich aber schon die 527 Seiten zu lang, die wenigstens noch spannend und zum Teil witzig waren und auf die Endaussage vorbereiteten. Die 127 Minuten Film waren endgültig ein reines Warten auf den springenden Punkt.

Wenn man ruhige Filme mit schöner Musik und farbenfrohen Bildern mag, kann man zu Life of Pi greifen. Wenn man sich von der Geschichte aber wirklich inspirieren lassen will, sollte man das Buch lesen. Es ermöglicht einen viel eher in einen Diskurs mit sich selbst und anderen zum Thema Religion, Glauben und Sinn des Lebens zu treten - 2 von 5 Kinroatten.


Der Film in einem Zwitschern: 
"Bunte Bilder und hollywoodtypische Übertreibung, die Botschaft wird traurig simpel präsentiert. Das Buch ist eher zu empfehlen."

Samstag, 28. Juni 2014

Rezension: Schiffbruch mit Tiger von Yann Martel

Ihr habt ja alle gesehen, wie wunderbar Alex den Glücksgriff aus meinem Bücherschrank fand. Ich war bei ihrem auch etwas skeptisch. Ehrlich gesagt während des gesamten Lesens. Und danach. Aber dann...

"Schiffbruch mit Tiger" von Yann Martel S. Fischer Verlag

527 Seiten

10,00 € (Taschenbuchbibliothek)









Der durch den Film berühmte "Pi" heißt eigentlich Piscine (französisch für Schwimmbad). Den Namen verdankt er dem ersten Geschäftspartner seines Vaters, der als Wettkampfschwimmer zwei Jahre in Paris studiert hatte. Er lebt mit seiner Familie in Indien, sein Vater leitet einen Zoo und er gehört gleich drei Religionen an und lebt sie auch mit Eifer: Hinduismus, Christentum und Islam.

Das erste Drittel des Buches erklärt seinen Namen, schildert seine frühen Jahre, ist ein Manifest für Zoos und eine Abhandlung über das Verhalten von Tieren und erzählt die Geschichte wie er zu jeder der drei Religionen kam. Diesen Teil fand ich witzig und interessant.

Dann kommen die großen zwei Drittel auf dem Pazifik in dem Rettungsboot zusammen mit dem bengalischen Tiger Richard Parker. Die Geschichte wird nicht chronologisch sondern nach Ereignissen, Erkenntnissen, Kategorien erzählt. Vermutlich wahrscheinlicher, als wenn man Tag für Tag, Woche für Woche vorgehen würde. Das Thema Religion nahm für mich überraschend wenig Raum ein. Viel lieber klärt uns Pi weiter über tierisches Verhalten und die Dressur derselben auf.

Das Buch war zuweilen schleppend. Manche Passagen habe ich gerne und am Stück gelesen, aber oft musste ich mich auch aufraffen, das Buch überhaupt zur Hand zu nehmen. Dennoch ist es ein interessantes und einmaliges Buch.

Alex hatte mich versucht zu motivieren, indem sie meinte: "Am Ende sagt er die Lektion in einem Satz!" Das tut er auch. Für mich wenig überraschend und auch wenig überzeugend. Dazu muss man jedoch auch sagen, dass ich zu jenen Menschen zähle, denen laut Pi die Fantasie fehlt: den Ungläubigen.

Etwas später erzählte ich von dem Buch und beim Reden versöhnte ich mich damit: Wenn man es weiter fasst, wenn man bedenkt, dass Pi insofern Recht hat, dass der reine Glaube an Wissenschaft und Gesetzmäßigkeiten einem das Leben vergällt. Gut, dann will ich es gelten lassen.

"Schiffbruch mit Tiger" erhält daher von mir noch (!) vier von fünf Leseratten. Pluspunkte sind die detaillierten Ausführungen zur Tierwelt, die mir als Biologieinteressierten und Zoofreundin gefallen haben sowie die Vielfalt der Geschichte bei aller Eintönigkeit des Plots. Minuspunkte ist die doch schwache Gesamtaussage, die in ihrer Ausführung mir nicht das Herz öffnen konnte und die Langatmigkeit des Buches.


Das Buch in einem Zwitschern: 
Zoos sind toll, Tiere instinktgesteuert & das Leben nur erfüllt bei einem Glauben über das Sichtbare/Wahrscheinliche hinaus. Kann man mögen.

Mittwoch, 25. Juni 2014

Bild&Wort: Grenzenlos

"Schiffbruch mit Tiger" von Yann Martel war mein 5. Leseexperiment und meine Urlaubslektüre. Passend dazu gibt es ein luftiges Urlaubsfoto mit meinem Lieblingszitat aus dem Buch zur Einstimmung auf die Rezension des Buches und des Films am Wochenende.







"Es ist ja nicht die biologische Notwendigkeit, die den Tod immer die Nähe des Lebens suchen lässt - es ist der Neid. Das Leben ist so schön, dass der Tod sich in es verliebt hat, ein eifersüchtiger, gieriger Liebhaber, der an sich rafft. was er zu fassen bekommt."

Montag, 23. Juni 2014

Montagsfrage #25 von Libromanie


Aus der Antwort auf die heutige Montagsfrage wird klar: der Blog hat uns gut getan! Seit wir miteinander und mit euch unsere Leseleidenschaft teilen wuppt's einfach. Heute also Susi kurz und prägnant, ich mal wieder schwafelig zur Montagsfrage von Libromanie:

"Hattet ihr schon mal eine Leseflaute?"

Susis Antwort: Meine größte Leseflaute begann im Jahr 2007 mit Beginn meines Studiums und endete 2013 mit dem Kennenlernen von Alex. Sie hat mich wieder daran erinnert, wie schön Lesen ist.

Alex' Antwort: Als ich über diese Frage nachgedacht habe, ist mir aufgefallen, dass ich eine richtige Leseflaute nicht mehr hatte, seit wir den Blog gegründet haben. Im Gegenteil, mir kam es so vor als würde ich deutlich mehr und deutlich besseres Lesen. Die Zählung hat ergeben, dass ich tatsächlich bisher 51 Bücher gelesen habe, im ganzen letzten Jahr waren es maximal 60, da hatte ich auch mal (kleinere) Phasen von Lese-Unlust.
Und es stimmt: Leseflauten entstehen bei mir eigentlich nur durch "schlechte" Bücher, also Bücher durch die ich mich durchquälen muss. Vor dem Blog habe ich nicht so bewusst ausgewählt und bin häufiger in diese Fallen getappt. Jetzt beschäftige ich mich vor dem Lesen meist mit Leseproben und wähle gezielter, was zu mir (und dem Blog) passen könnte, dadurch habe ich eine hohe Trefferquote und keine wirklichen Leseflauten mehr.

Sonntag, 22. Juni 2014

Ein Blick in die Verlagsvorschau von... Suhrkamp Insel Verlag

Der Suhrkamp Insel Verlag ist noch so ein Garant für "Bücher, die ich unbedingt lesen will", klar dass ich bei meiner ersten Verlagsvorschau-Session auch dort vorbeigeschaut habe.
Was mich wirklich überrascht hat? Die Vielfalt des neuen Programms ist einfach unglaublich!

Drei besonders interessante Titel möchte ich euch heute vorstellen.

"Auswilderung" vonBettina Suleiman
Erscheint am 15.09.2014

Freizeit? Schlaf? Kein Kommentar. Dafür lebt Marina mit Anfang Dreißig den Traum einer ganzen Forschergeneration. Für ein Millionenprojekt der UN experimentieren sie und ihr Mentor Griffin mit Gorillas, die zwar wie Menschen aufwachsen. Aber sollten Gorillas auch Rechte haben? Was wären die Konsequenzen? Marina driftet immer tiefer ab in die Welt ihres Mentors, die von Fördergeldern bewegt wird. Im letzten Moment beschließt sie zu handeln – und manipuliert die Forschungsergebnisse.
Auf einer Insel im Roten Meer läuft die Auswilderung der Tiere an. Das Problem: Die Gorillas wollen ihre Freiheit nicht mehr; einige werden depressiv; bald schon der erste Todesfall. Die UN macht Druck. Ihre Karriere, Griffin, alles steht vor dem Aus. Und Marina erkennt, dass sie viel weniger für die Freiheit der Gorillas kämpft als für ihre eigene.

Das klingt ganz schön abgefahren, stimmts? Ich hab mich spontan in die Beschreibung dieses Buches verguckt. Es klingt nämlich nach einer ganz wilden Mischung aus Naturschutz und Philosophie/Psychologie, gewürzt mit einem Fünkchen Spannung und Unterhaltung. Das soll alles in ein Buch passen? Ich bin gespannt!


"Der Fall Moriarty" von Anthony Horowitz
Erscheint am 28.10.2014
Die Londoner Unterwelt ist in Aufruhr, die Gerüchteküche brodelt: Der gefürchtete amerikanische Gangster Clarence Devereux will seine Geschäfte nach England ausdehnen. Auch Professor Moriarty, einst der große Gegenspieler Sherlock Holmes‘, soll seine Hände im Spiel haben – aber ist er nicht tragisch ums Leben gekommen? Und welche Rolle spielt der undurchsichtige Detektiv Chase? Der Machtkampf der Giganten des Verbrechens fordert seine Opfer – als in London eine grausam zugerichtete Leiche gefunden wird, macht sich Inspector Jones von Scotland Yard daran, die Machenschaften des Amerikaners aufzudecken. Eine blutige Spur führt von den Docks bis in die Katakomben des Smithfield Meat Market. Kann es sein, dass Moriarty doch noch lebt?

Nach der experimentellen Neuentdeckung geht es weiter mit einem klassischen Detektivroman im Stil von Sherlock Holmes. Setting und Handlung scheinen hier den perfekten Herbst-Schmöker zu versprechen. Ich kann mir dieses Buch perfekt an einem verregneten Herbstabend vorstellen, dann hat man die Londoner Atmosphäre gleich mit dazu.


"Die Enzyklopädie der Frühen Erde" von Isabel Greenberg
Erscheint am 05.11.2014


Vor sehr, sehr langer Zeit: Als der Nordler und die Südlerin sich auf den eisigen Wassern des Südpols in ihren Kanus begegnen, wissen sie sofort, dass sie Seelenverwandte sind. Sie rudern aufeinander zu – doch das geheimnisvolle Magnetfeld der Frühen Erde trennt sie wie eine unsichtbare Wand. Ihre Liebe ist groß, und weil sie sich nicht berühren können, sitzen sie abendelang am Feuer und er erzählt von seinen Abenteuern: Als erster Mensch hatte er die Frühe Erde im Kanu bereist, durch tosende Stürme und wilde Ozeane, auf ewigem Eis unter einem gewaltigen Sternenhimmel. Er erzählt von der Sommerinsel und von den wilden Männern Britanitarkas, von den todbringenden Sirenen, von einäugigen Riesen und dem Gott Vogelmann, der aus dem Schlund der Finsternis eine blühende Welt erschaffen hat.

Dieses Buch ist als Hardcover schon zu haben, erscheint im November aber als etwas günstigere Klappbroschur. Graphic Novels haben für mich immer noch einen ganz besonderen Reiz. "Der Zauberer von Oz" wartet hier noch auf eine Rezension und ähnlich magisch erscheint mir auch "Die Enzyklopädie der Frühen Erde". Dazu kommt das ich den Zeichenstil des Buches wunderschön finde, die liebevollen Zeichnungen in einer zurückhaltenden aber doch nicht tristen Farbgebung wirken einfach fantastisch. Eine Liebesgeschichte in kalter Umgebung und doch voll Wärme.

Freitag, 20. Juni 2014

Rezension: Body Farm von Patricia Cornwell

Endlich habe ich eine weitere SUB-Leiche aus dem Stapel geholt und gelesen. „Body Farm“ von Patricia Cornwall hat mir meine Schweigermama ausgeliehen, nachdem wir uns begeistert über die echte Body Farm in Tennessee unterhielten. Da dem Buch der Schutzumschlag fehlt, dachte ich erst es wäre ein in sich abgeschlossener Thriller. Dass das Buch zur Kay Scarpetta Reihe gehört, habe ich erst später gemerkt.

„Body Farm“ von Patricia Cornwell
Kay Scarpetta Reihe Band 5
400 Seiten
9,99 € (Hardcover)








Ein kleines Mädchen wird in einer amerikanischen Kleinstadt ermordet aufgefunden, alle Spuren weisen auf den ersten Blick auf einen bekannten Mörder hin. Doch an der verstümmelten Leiche sind auch andere, seltsame Spuren zu finden. Als dann einer der ermittelnden Polizisten auf mysteriöse Weise ums Leben kommt, werden Kay Scarpetta und ihr Team zu dem Fall gerufen, um die Polizei der Kleinstadt bei den Ermittlungen zu unterstützen.

Für pathologische Krimis habe ich ja, anders als für Thriller der Marke „Nackt und Zerhackt“, noch immer etwas übrig. Akribische Spurensuche und die interessanten wissenschaftlichen Details machen für mich eine ganz besondere Faszination aus. Der Titel klang in dieser Hinsicht vielversprechend und Geschichten über die Body Farm begeistern mich sowieso. Leider hatte das Buch davon nur recht wenig zu bieten. Zwar war die Handlung spannend und die Ermittlungen interessant dargestellt, jedoch nehmen Kay Scarpettas persönliche Probleme einen viel zu großen Anteil des Buches ein.

Ich weiß nicht ob es mir allein so geht, aber ich möchte prinzipiell gerade bei Krimis und Thrillern in sich abgeschlossene Geschichten lesen. Die familiären oder gesundheitlichen Probleme der Ermittler können dabei Randthema sein, sollten aber innerhalb eines Buches wieder abgeschlossen werden. Auf Dauer finde ich es doch extrem anstrengend x Reihen zu verfolgen, in denen jeder Polizeibeamte, Pathologe oder Profiler andere psychische Zerwürfnisse, Affären und Süchte hat. Für die eigentliche Handlung sind diese Randthemen meist völlig unnötig und wenn man nicht gerade die Serie verfolgt, sind sie auch meist nicht sonderlich spannend. Der Hang zur Serie scheint bei vielen Krimiautoren aber ungebrochen und ich habe das Gefühl vor lauter Reihen kaum noch Einzelbände zu entdecken.


Patricia Cornwell mit Kay Scarpetta, Cody McFadyen mit Smoky Barrett, Tess Gerritsen mit Rizoli & Isles, Andres Franz/Daniel Holbe mit Julia Durant… Was sagt ihr zu Autoren mit dem Hang zur Serie?

Für „Body Farm“ von Patricia Cornwell eine Bewertung abzugeben gestaltet sich für mich wirklich schwierig, das Buch hat durch die schon angesprochene starke Verbindung zur Reihe für sich genommen wenig Reize. Die Figuren wurden als bekannt vorausgesetzt und ihre privaten Probleme haben mich nur mäßig interessiert. Da der Krimianteil recht gering war, der beschrieben Fall an sich aber sehr spannend vergebe ich neutrale 3 von 5 Leseratten.


Das Buch in einem Tweet: Fangt nicht mit Band 5 bei einer Reihe an! Spannender Krimi aber verwirrende persönliche Probleme in "Body Farm".

Donnerstag, 19. Juni 2014

Rezension: Ketchuprote Wolken von Annabel Pitcher

„Ketchuprote Wolken“ habe ich bei den Neuheiten auf Skoobe entdeckt und es mir dann einfach mal abends, zur Ablenkung, ausgeliehen. Ein Buch, das ich sonst vermutlich nie gekauft oder aus der Bibliothek geholt hätte. Für mich wäre das in diesem Fall kein allzu großer Verlust gewesen.

„Ketchuprote Wolken“ von Annabel Pitcher
288 Seiten
12,99 € (Taschenbuch)








Die 15-jährige Zoe schreibt Briefe an einen Mörder, der in Texas im Todestrakt sitzt. Das tut sie nicht, um den Häftling zu Unterhalten oder „etwas Gutes“ zu tun, sondern um ihre Schuld von sich zu schreiben. Zoes Vergehen ist von Anfang an Thema ihrer Briefe, doch wird erst sehr spät enthüllt, was wirklich zwischen ihr und ihrer großen Liebe geschah.

Dies ist nicht das erste Buch in Briefform, welches ich vorstelle. Ich habe einfach einen Faible für diesen Aufbau. In diesem Buch fand ich ganz besonders spannend, dass Zoe an einen Mörder schreibt, ihr Herz ausschüttet und nie eine Antwort erhält. So erfährt man Stück für Stück ihre Geschichte dieser großen „Schuld“ die sie auf sich lud ohne dass die Geschichte durch Antworten gelenkt werden würde.
An sich hat mir „Ketchuprote Wolken“ ganz gut gefallen, so richtig warm geworden bin ich mit dem Buch aber trotzdem nie. Zoe als Protagonistin ist zwar schon irgendwie sympathisch aber die Darstellungen aus ihrer Sicht haben mich zum Teil doch sehr irritiert. Die Handlung wurde für meinen Geschmack zu langwierig aufgebaut und zu nebulös umschrieben. Mir ist klar, dass das zur Spannung beitragen soll, das endgültige Ergebnis war diesem ganzen Tamtam aber dann doch nicht ganz angemessen.
Mein Problem mit dem Buch liegt vermutlich außerdem daran, dass ich nicht wirklich einordnen kann für Leser welchen Alters es gedacht war. Zum Teil sind die Handlungsstränge zwischen Zoe und ihrer großen Liebe schon recht „erwachsen“ für junge Leser, die Probleme in der Familie oder Zoes Gedankengänge und Hobbies wirken dagegen wieder so niedlich-kindlich, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass ein Teenie daran sonderlichen Gefallen finden wird.

Ich mach es heute ganz kurz: für junge Leser ist dieses Buch vermutlich ein schöner Einstieg in Themen rund um erste Liebe und bietet dabei auch noch ein bisschen Spannung. Der ungewöhnliche Erzählstil ist dabei schön umgesetzt. Für mich war dieser Ausflug in den Bereich „Jugendbuch“ nicht sonderlich passend, wirklich bewerten möchte ich es daher nicht.

Montag, 16. Juni 2014

Montagsfrage #24 von Libromanie


Heute ist der erste Tag meines Sommerurlaubs und die Montagsfrage ist ganz passend dazu, also heute mal nur ich...

"Euer liebstes Sommerbuch?"


Da kommen mir spontan zwei Bücher in den Sinn: "Shotgun Lovesongs" von Nickolas Butler habe ich letztes Jahr im Sommer verschlungen: auf der Terasse, in der Sonne und mit dem passenden Soundtrack im Ohr. Das Buch vermittelt ein Gefühl von staubigen Straßen und drückender Hitze, gleichzeitig erzählt es voll Leichtigkeit die Geschichte besonderer Freundschaft. Das alles ist so sommerlich verpackt, dass es für mich das erste richtige "Sommerbuch" wurde.
Dieses Jahr wird mein Lesesommer beherrscht von "Die Bienen" von Laline Paull. Dieses Buch ist so ganz anders und arbeitet toll mit der Beschreibung von Gerüchen und Farben, dass es eine Freude ist. Besonders toll ist es auch bei diesem Buch im Freien zu lesen und die Protagonisten vielleicht höchstpersönlich vorbeisummen zu hören.

Freitag, 13. Juni 2014

Rezension: 434 Tage von Anne Freytag

Nach der Begeisterung für „Oryx und Crake“ von Margaret Atwood bin ich in eine kurze Phase chronischer Unzufriedenheit mit neuen Büchern verfallen, ein kleiner Lese-Liebeskummer. Ich habe diverse Bücher angelesen und unzufrieden beiseite gelegt. Dann habe ich es mit „434 Tage“ von Anne Freytag probiert. Über diese Autorin liest man so viel in der Bloggerwelt, dass ich auch einfach mal wissen wollte „ob da was dran ist“.

„434 Tage“ von Anne Freytag
224 Seiten
9,99 € (Taschenbuch) oder 4,99 € (Kindle Edition)









Anja ist glücklich verheiratet mit Tobias. Zumindest ist sie davon fest überzeugt, bis sie ihren Ex-Freund Julian wiedertrifft. Schon eine kurze Begegnung mit Julian führt dazu, dass Anjas alte Gefühle wieder aufflammen. Und da wird es richtig kompliziert. Denn Tobias liebt sie doch auch. Irgendwie. Das so eine (ungewollte) Dreiecksbeziehung nicht lange gut gehen kann ist wohl auch Anja klar. Wie sich das alles am Ende entwickeln wird, hätte sie wohl trotzdem nicht geglaubt.

Dreiecksbeziehungen in Büchern sind eigentlich nicht so ganz meins. Für mich ist Betrug irgendwie immer mit einem bitteren Beigeschmack verbunden und ich steigere mich in Bücher vermutlich zu sehr rein, als das ich so ganz „neutral“ zu betrachten könnte. „434 Tage“ hat mich dennoch mitgenommen. Anfangs habe ich nämlich genau das gefunden, was mir bei normalen Dreiecksgeschichten oft fehlt: man kann Anja verstehen und ihre Liebe zu beiden Männern wirkt einfach authentisch. Keiner ist nur der sexuell anziehende Liebhaber oder gehörnte Ehemann, alle Charaktere tragen mehrere stimmige Facetten.
Auch die Darstellung der Geschichte hat gut dazu gepasst. Wechselnd wird aus verschiedenen Zeitebenen berichtet wie Anja zu Julian kam, während sie doch eigentlich Tobias liebte. Außerdem erfährt man als Leser auch viel von der ersten Beziehung von Anja und Julian eine Menge. Eine einfache Bettgeschichte ist das also ganz und gar nicht.
Toll ist dabei vor allem der Schreibstil der Autorin. Die Geschichte wird abwechslungsreich dargestellt und immer mit viel Atmosphäre beschrieben. Der stetige Wechsel zwischen Gesprächen und Rückblenden, Gedanken und später sogar Briefen hat mir unheimlich gut gefallen. Man verliert sich unheimlich schnell in diesem Buch.
Mein einziger Wermutstropfen ist das Ende der Geschichte. Dort wurde die so schön und stimmig aufgesetzte Situation für meinen Geschmack zu „platt“ aufgelöst. Nachdem die Geschichte mit so viel Liebe aufgebaut wurde, hatte ich einfach nicht erwartet ein schlichtes schwarz-weiß gezeichnetes Ende zu bekommen. Dass dann nun doch wieder einer der gute und einer der böse sein soll fand ich unnötig einfach.

Trotzdem hat mir das Buch unterm Strich sehr gut gefallen und mich so schnell mitgerissen, dass mein Lese-Liebeskummer etwas gemildert wurde. 4 von 5 Leseratten gibt’s deswegen für „434 Tage“ und ich möchte so bald wie möglich ein Buch von Frau Freytag lesen, dessen Thematik mich jetzt schon mehr anspricht „Renate Hoffman“.


Das Buch in einem Tweet: "434 Tage" ist mitreißend erzählt, hat einen Schreibstil der Spaß macht. Nur die Lösung der Geschichte könnte geschickter sein.

Dienstag, 10. Juni 2014

Buch-Film-Vergleich: José Saramago "Der Doppelgänger" / "Enemy"

 

Unter dem Motto "Never judge a book by its movie" lud der Hoffmann und Campe Verlag zum Buch-Film-Vergleich ein. Spontan nahmen wir teil und haben uns erst mit dem ebook zu José Saramagos "Der Doppelgänger" beschäftigt, anschließend ein kleines Kino besucht und "Enemy" mit Jake Gyllenhaal gesehen. Hier unser Fazit zu Buch und Film.

Das Buch:
„Der Doppelgänger“ von José Saramago ist keine ganz leichte Kost. Eigentlich ist die Grundsituation sehr spannend und bietet einige Möglichkeiten. Die Vorstellung plötzlich seinem eigenen, exakten Doppelgänger entgegen zu stehen, lässt eine ganze Reihe möglicher Entwicklungen offen.
Im Buch von José Saramago wird die Situation aber nur sehr zäh entwickelt und es dauert wirklich lang, bis so etwas wie Spannung aufkommt. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass der Text gespickt ist von altklugen Einschüben des Autors und philosophischen Gedanken, die den Leser immer wieder weg von der eigentlichen Handlung treiben und zum Teil völlig verwirren. Manche der Überlegungen sind zwar gezielt auf die Grundsituation gerichtet und bieten interessante Denkansätze oder tolle Theorien, andere sind aber eigentlich völlig überflüssig und haben mich nur ermüdet. Leider wird auch neben diesen Einschüben die eigentliche Handlung zum Teil sehr detailliert und unnötig verlangsamt erzählt.
Der Protagonist Tertuliano Maximo Afonso wiederum war mir eigentlich recht sympathisch. Der Geschichtslehrer ist zwar gefangen in seinem alltäglichen Trott und seine Haltung gegenüber seiner Freundin fand ich sehr schwierig, seine Position in Dialogen und Überlegungen empfand ich aber durchgehend als nachvollziehbar und angenehm.

Der Film:
Eins vorab: Ich hatte völlig falsche Erwartungen an „Enemy“. Der deutsche Trailer hat mich einen, bestenfalls actionreichen, Psychothriller erwarten lassen. Kurz gesagt: der Film ist um einiges ruhiger und deutlich statischer als ich erwartet hatte.
Eindeutig positiv war die im Film durchgehend bedrohlich und bedrückend wirkende Stimmung, diese wurde durch die sehr reduzierte Filmmusik und die stark monochrom wirkenden Bilder toll unterstützt. Zur Handlung passt das perfekt und verdeutlicht die Verwirrung und Verzweiflung der Protagonisten wunderbar. Der gesamte Film ist außerdem gespickt vom immer wiederkehrenden Symbol der Spinne, diese Alpträume und düsteren Visionen sind zwar filmisch toll umgesetzt und bieten tolle Bilder, haben uns aber ratlos im Kino zurückgelassen: wofür soll diese Metapher stehen?
Die Handlung war insgesamt angenehm gekürzt und im Film lag der Fokus auf den richtigen Abschnitten des Buches. Trotzdem hat auch der Film seine Längen und in einigen Abschnitten wirkte die Handlung recht ziellos.
Neben der schönen filmischen Gestaltung können sich auch die Schauspieler wirklich sehen lassen, sie passten toll in ihre Rollen und füllten die Charaktere gut aus. Mit Jake Gyllenhaal, Mélanie Laurent und Sarah Gadon ist die Besetzung auch alles andere als zweitklassig.

 
Jake Gyllenhaal spielt die Hauptrolle im Kinofilm "Enemy".

Entweder… oder…?
Vor der Wahl stehend, das Buch zu lesen oder den Film zu schauen, würde ich eindeutig zum Film greifen. Die Handlung war im Vergleich zum Buch deutlich gestrafft und spannender, markanter dargestellt, die Stimmung wurde schön vermittelt. Leider wirkte sowohl im Buch als auch im Film die Handlung zum Teil etwas ziellos und unlogisch, das senkt die Spannung und leider auch die Begeisterung immer wieder.
Die philosophischen Ansätze des Buches fehlen im Film außerdem völlig, ob das Fluch oder Segen ist kann ich schwer beurteilen, einerseits geben sie dem Buch seinen besonderen Charakter, andererseits führten sie auch (wie schon beschrieben) nicht immer zum Ziel.

Ist das Kunst oder kann das weg?
So richtig Kunst ist „Enemy“ nicht, so richtig weg sollte es deswegen aber in meinen Augen auch nicht. Sowohl Buch als auch Film regen zum nachdenken an, nicht alles ist logisch und wir konnten so richtig meckern über das seltsame Vorgehen des Protagonisten, aber über die philosophischen Überlegungen (im Buch) oder symbolischen Bilder (im Film) konnten wir noch eine Weile sprechen. 
Auch wenn also weder das Buch, noch der Film so richtig mitreißen, haben sie doch einen Sinn von Kunst erfüllt: man kann so richtig darüber diskutieren.

Mehr über "Enemy" im WDR 2 Kinotipp

Die gelesene Buch-Version ist "Enemy" von José Saramago, erschienen als ebook im Hoffmann und Campe Verlag (9,99 €)
Mehr Informationen zum ebook auf der Verlagsseite

Montag, 9. Juni 2014

Montagsfrage #23 von libromanie


Die heutige Montagsfrage ist totally me, weil ich mich so herrlich unnötig gern darüber auslassen:

"Hörbücher gekürzt oder ungekürzt?"

Absolut ungekürzt! Schon allein, weil ich Hörbücher vorzugsweise nach ihrer Spiellänge kaufe ;-). Ich nutze sie gerne als Motivatoren zum Aufräumen oder laufen gehen. Und ich mag lieber echte Hörbücher als Hörspiele. Das ist manchmal sogar schwerer beim Kauf zu entdecken als der Hinweis "ungekürzt". Für alle, die den Unterschied nicht kennen, erkläre ich ihn gerne:

- Hörbücher sind meist ungekürzte Lesungen einer Person eines Buches ohne weitere Special Effects.

- Hörspiele sind ähnlich wie Filme Adaptionen eines Buches mit verschiedenen Sprechern, Musik und zusätzlichen Geräuschen. Sie enthalten aber Originaltextpassagen aus dem Buch. Wie umfangreich kann man aber nie wissen.

Ich bin übrigens gerade auf der Suche nach einem neuen Hörbuch - irgendwelche Empfehlungen?

Sonntag, 8. Juni 2014

Rezension: Die Geschichte von Zeb von Margaret Atwood

Es ist hoffentlich angemessen klar geworden, dass ich mich „Oryx und Crake“ und „Das Jahr der Flut“ extrem begeistert haben. Meine Wartezeit zwischen dem Ende von „Das Jahr der Flut“ und meinem Start mit „Die Geschichte von Zeb“ betrug daher genau so lange, wie es dauerte die Schutzfolie abzufummeln und das Buch aufzuschlagen.

„Die Geschichte von Zeb“ von Margaret Atwood
Teil 3 der MaddAddam Trilogie
480 Seiten
22,99 € (Hardcover)







„Die Geschichte von Zeb“ führt die Handlung der beiden Vorgänger vereint fort und beginnt genau dort, wo „Oryx und Crake“ und „Das Jahr der Flut“ endeten. Dieses Buch lässt uns nun also den Überlebenskampf in der zerstörten Welt erleben. Wir treffen Schneemensch und Toby wieder, lernen die Craker und MaddAddamiten besser kennen und hören „Die Geschichte von Zeb“. Im Verlaufe des Buches bekommen die Craker eine immer komplexer ausgearbeitete Schöpfungsgeschichte erzählt und es zeigen sich erste Entwicklungen in ihrem Verhalten.

Die „Craker“, die von Crake geschaffene, völlig friedliche und optimierte Menschenrasse, bilden in diesem Band einen zentralen Aspekt der Geschichte. Sie treffen erstmals auf eine größere Gruppe normaler Menschen und die Konflikte der beiden „Spezies“ treten umso deutlicher hervor. Faszinierend ist die Darstellung der Entwicklung dieser „idealisierten“ Menschen, welche durch den Kontakt mit uns fehlerbehafteten und vergleichsweise schwachen Kreaturen ausgelöst wird. Die Craker wurden ursprünglich als möglichst perfekter Ersatz für „uns“ geschaffen: Gewalt und Kunst sollten ihnen fremd sein, Liebe sollten sie nicht kennen. Alles was möglicherweise Konflikte hervorruft, sollte den Crakern unbekannt bleiben. Von diesem „Ideal“ beginnen die Craker im Laufe der Geschichte ganz leicht abzuweichen, sie wirken zum Teil fast „menschlich“.
Nachdem die beiden Vorgänger eher von der Verzweiflung und dem Untergang der Gesellschaft dominiert wurden, zeigt „Die Geschichte von Zeb“ erste Hoffnung. Wie eine Pflanze, die nach langer Dürre erste kleine grüne Triebe zeigt, wird auch in dieser Geschichte erstmals Aufbau und Regeneration gezeigt. Natürlich ist das Leben nicht plötzlich leicht, auch in dieser Geschichte ist der Überlebenskampf von Mangel und Gewalt gezeichnet, aber man beginnt einen Blick auf „später“ zu werfen. Das es überhaupt ein „später“ geben könnte, ist dabei schon der gravierendste Unterschied zu den Vorgängern. Wo vorher nur das „jetzt“ war, ist nun auch Platz für Planung und Zukunft. Eine Zukunft, die so lang auf der Kippe stand.
Auch diesmal bietet der Aufbau der Geschichte wieder seine Besonderheiten. Was im ersten Band die Rückblenden in die Vergangenheit und im zweiten Band die Predigten von „Adam Eins“ waren, ist in „Die Geschichte von Zeb“ die Schöpfungsgeschichte für die Craker. Jeden Abend bekommen sie von Toby einen Teil der Geschichte von Zeb erzählt, so sollen ihnen Stück für Stück menschliche Phänomene wie Wut oder Liebe erklärt werden. Diese Einschübe wirken manchmal ein bisschen zusammenhangslos und naiv, bilden für die verängstigten Craker aber einen Anker und Trost. Sie zu lesen macht einfach Spaß.

Ich möchte es diesmal kurz machen: „Die Geschichte von Zeb“ bildet einen gelungenen Abschluss der Trilogie und hat mich völlig zufrieden zurück gelassen. Die Handlung ist geschlossen genug, um nicht verloren zu wirken und offen genug, um selbst „weiterdenken“ zu dürfen.
Diese Trilogie war ein echtes Highlight in meinem Lesejahr. Selten habe ich drei so gleich starke, konstant spannende und perfekt verwobene Bücher gelesen: 5 von 5 Leseratten auch hier.


Das Buch in einem Tweet: "Die Geschichte von Zeb" ist der gelungene Abschluss einer grandiosen Trilogie. Erstmals Hoffnung und Zuversicht für eine kaputte Welt.

Samstag, 7. Juni 2014

Rezension: Das Jahr der Flut von Margaret Atwood

Eigentlich mag ich Buch-Reihen nicht so gern. Nur einige Wenige habe ich wirklich komplett gelesen. Meist geht mir (oder dem Autor) ja doch vorher irgendwie die Luft aus. Bei der MaddAddam-Trilogie dagegen habe ich eine Sucht entwickelt, die seines Gleichen sucht. Nachdem ich „Oryx und Crake“ beendet hatte, war ich richtiggehend deprimiert. Häufig wollte ich nochmal schnell nachlesen was denn nun mit Schneemensch weiter passiert. Bis mir jedesmal wieder einfiel: „Ach, stimmt. Das Buch ist ja doch zuende!“. Nachdem mir klar wurde, dass diese akute Sucht nur durch mehr von MaddAddam gelindert würde, habe ich schnell weitergemacht mit „Das Jahr der Flut“.

„Das Jahr der Flut“ von Margaret Atwood
Teil 2 der MaddAddam Trilogie
Berlin Verlag
480 Seiten
10,95 € (Taschenbuch) oder 8,49 € (Kindle Edition)







 „Das Jahr der Flut“ spielt in derselben Zeitebene wie zuvor „Oryx und Crake“. Das heißt wir beginnen in einer zwar angeschlagenen, aber noch intakten Welt und erleben den Untergang der Gesellschaft noch einmal mit. Diesmal wird die Geschichte aus der Perspektive einzelner Mitglieder der „Gottesgärtner“ berichtet, einer religiösen Gruppe, die sich auf die wasserlose Flut vorbereitet und nach einer eventuellen Katastrophe die Erde befreien möchte.

Das Konzept, in zwei Büchern dieselbe Zeitschiene aus verschiedenen Winkeln zu betrachten ist mir bisher noch nicht begegnet und macht für mich den besonderen Reiz dieses Buches aus. Während in „Oryx und Crake“ quasi hinter den Kulissen berichtet wird, wie es zur Katastrophe kam, wird in „Das Jahr der Flut“ eine ganz andere Seite des Geschehens dargestellt. Die Auswirkungen auf die Gesellschaft kommen in den Schilderungen der Gottesgärtner noch viel direkter herüber. Anfangs mag man die Gärtner noch belächeln, wie sie auf Hausdächern Kartoffeln anbauen und Notfall-Lager anlegen, später werden ihre Prophezeiungen traurig war. Und alles kommt dabei noch schlimmer, als es selbst die Gärtner erwartet hätten.
Die Gottesgärtner wirken wie ein Haufen gutmütiger und manchmal realitätsferner Hippies. Ihre Glaubensmaximen lehren Friedlichkeit und Zusammenhalt, es wird gemeinsam gearbeitet und möglichst energisch demonstriert. Jedes Kapitel wird durch eine Predigt von „Adam Eins“, dem Glaubensführer der Gruppe, und einem Lied des Blumenblütenchors eingeleitet. Das ist umso spannender, weil man merkt, wie sich auch die Gottesgärtner den wandelnden Bedingungen stellen müssen. Das die Ansprachen von Adam Eins zum Teil sehr skurril wirken und die Glaubenssätze auf Biegen und Brechen den aktuellen Umständen angepasst werden, hat mich besonders unterhalten. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich hier eine Metapher auf die skurrile Wirkung, die wohl jede Religion auf Außenstehende hat, findet. Das hat mich neben vielen herzhaften Lachern auch immer wieder zum Grübeln gebracht. Ich hoffe ich interpretiere nicht einfach zu viel in diese Passagen hinein.
Da die Geschichte völlig neue Charaktere begleitet und auch deren Lebensgeschichten wieder wunderbar mit der Gesamtgeschichte verwoben werden, hatte ich nicht erwartet bekannte Gesichter aus „Oryx und Crake“ wieder zu treffen. Umso begeisterter war ich, als sich viele lange vorbereitete Handlungsfäden beider Bücher verbanden und ich immer mehr Beziehungen zwischen Menschen und Handlungssträngen aus beiden Büchern entdeckte. Diese Verwebungen werden zum Ende des Buches hin immer stärker und stärker. Bis „Das Jahr der Flut“ schließlich exakt in derselben Szene mündet, in der schon „Oryx und Crake“ endete und mich vor Spannung kaum zu Atem kommen lies. Ich musste also sofort zu „Die Geschichte von Zeb“ greifen um zu erfahren was weiter passiert.
Ohne Abstriche kann ich sagen, dass „Das Jahr der Flut“ genauso stark wie „Oryx und Crake“ ist, mich von der ersten Seite gefesselt und unterhalten hat und mich dabei ganz nebenbei immer wieder zum nachdenken bringt. 5 von 5 jubelnden, begeisternden Leseratten auch für „Das Jahr der Flut“.


Das Buch in einem Tweet: Zurück auf Anfang in "Das Jahr der Flut". Mit den Gottesgärtnern erleben wir die Katastrophe erneut. Wieder Spannung & großartige Atmosphäre.

Freitag, 6. Juni 2014

Rezension: Oryx und Crake von Margaret Atwood

Im Bücher-Magazin habe ich vor einer Weile von der MaddAddam-Trilogie von Margaret Atwood gelesen und war sofort fasziniert. Aus Angst enttäuscht zu werden, habe ich mit dem Lesen noch eine Weile gewartet. Kurz: ich hätte sofort loslegen sollen!

„Oryx und Crake“ von Margaret Atwood
Teil 1 der MaddAddam Trilogie
384 Seiten
10,99 € (Taschenbuch)








Die Welt, in der Jimmy und Crake aufgewachsen sind, ist schon sehr befremdlich. Die Eliten leben in abgeschirmten Bereichen und werden von dem „einfachen Volk“ strickt getrennt, sie genießen höhere Bildung und gesonderte Privilegien. Doch die Welt, in der Jimmy jetzt lebt, ist noch um einiges härter. Aus den anfangs zukunftsträchtigen Forschungen einiger Wissenschaftler entwickelt sich Stück für Stück eine apokalyptische Vision.
Die Geschichte die Jimmy (alias Schneemensch) erzählt, ist die einer globalen Katastrophe und einer ganz persönlichen Liebesbeziehung. Ich fand diese Verbindung von Anfang an sowohl ungewöhnlich, als auch äußert gelungen. Da ist einmal der dystopische Teil des Buches. Ich habe bisher kaum eine so kluge, realistische und darum so beängstigende Dystopie gelesen wie „Oryx und Crake“. Alle Entwicklungen scheinen so nah im Bereich des Möglichen und spiegeln tatsächliche Entwicklungen unserer Welt, dass ich diesen Schilderungen fassungslos folgen musste. Besonders überzeugt hat mich, dass alle Entwicklungen, vom Organschwein über die politischen Konflikte wegen einer nur auf Gewinn ausgerichteten Argrarkultur, so ehrlich beschrieben schienen. Nichts ist einfach nur schlecht, weil es neu ist. Aber es passiert, dass auch kleine Eingriffe in die Natur oder gut gemeinte Forschungen in schlimme Folgen münden.
Der Teil über die Beziehungen von Oryx, Crake und Schneemensch ist dagegen deutlich leiser und privater. Crake und Schneemensch sind beide in die schöne aber geheimnisvolle Oryx verliebt, wirklich haben kann sie keiner. Und auch die Lebensgeschichten der drei Protagonisten sind schon, jede für sich, besonders erzählenswert. Alles verwebt sich in diesem Buch zu so einer dichten Handlung, dass ich völlig von der Geschichte gefangen war.
Wen „Oryx und Crake“  jetzt nicht schon allein wegen der Thematik und der grandiosen Szenerie in seinen Bann zieht, der sollte spätestens von der tollen Atmosphäre und dem grandiosen Schreibstil gefangen werden. Die Stimmung hat von der ersten Seite gestimmt und die Erzählweise aus Jimmys Sicht ist perfekt gewählt. Alle Beschreibungen sind so stimmungsvoll und detailliert, dass sich ein genaues Bild dieser Welt entwickelt. Dabei wird man nicht mit einer langen Vorgeschichte in die Szenerie eingeführt, sondern erfährt nur Stück für Stück, was dazu führte, dass sich Schneemensch nun ganz allein durchschlagen muss. Dieser Aufbau der Geschichte war für mich deutlich spannender als lange, konstruierte und im schlimmsten Fall unglaubwürdig beschriebene Vorgeschichten, die in anderen Dystopien auf Krampf für Stimmung sorgen sollen.
„Oryx und Crake“ ist mein zweites absolutes Highlight in diesem Jahr und hat mich restlos begeistert. Ich konnte das Buch in keiner freien Minute zur Seite legen, bis ich es ausgelesen hatte. Und auch die Tage danach hing ich noch völlig in der Welt von Oryx und Crake fest. Das Buch bietet so viel Unterhaltung, aber auch so viele ernste Themen, denen man sich selbst stellen muss, dass ich es nur unbedingt jedem empfehlen kann.
Ganz eindeutige 5 von 5 Leseratten und ein Platz auf meiner Top-20-Liste.


Das Buch in einem Tweet: "Oryx und Crake" ist eine realitätsnahe, kluge Dystopie und darum umso beängstigender! Spannend geschrieben und toll konstruiert. Lesen!

Donnerstag, 5. Juni 2014

Bild&Wort: MaddAddam bennent die toten

"Adam benannte die lebenden Tiere, MaddAddam benennt die toten. Willst du spielen?"

In den letzten beiden Wochen habe ich alle drei Bände der MaddAddam Trilogie am Stück gelesen. Nicht nur das Motto von Extinctathon hat sich dabei in meinen Kopf gefressen, alle Geschichten und Charaktere der Trilogie sind mir sehr in Herz und Hirn geschlichen. 

Da ich alle drei Bände direkt nacheinander lesen musste (ich hätte die Spannung einfach nicht ausgehalten) möchte ich euch auch alle drei Rezensionen am Stück vorstellen (und euch so hoffentlich zum Lesen verleiten). Heute gibt es zur Einstimmung meine beiden liebsten Zitate aus "Oryx und Crake" dem Auftakt der Trilogie.

„Wenn eine Zivilisation Staub und Asche ist.“ Sagte er, „ist die Kunst das Letzte, was übrig bleibt. Bilder, Worte, Musik. Strukturen der Vorstellungskraft. Inhalte – also der Sinn menschlicher Existenz – definieren sich dadurch.“ 
aus Oryx und Crake von Margaret Atwood, S. 175



„Was bezahlt denn für das alles?“ fragte er Crake […] „Die Trauer angesichts des unausweichlichen Todes“, sagte Crake. „Der Wunsch, die Zeit anzuhalten. Die Natur des Menschen.“ 
aus Oryx und Crake von Margaret Atwood, S. 301

Mittwoch, 4. Juni 2014

Ein Blick in die Verlagsvorschau von... Kein&Aber

Ich habe noch kein Buch aus dem Kein&Aber Verlag gelesen. Das möchte ich aber schnellstens ändern! Deswegen habe schon jetzt meine Nase tief in das Herbstprogramm des Verlages gesteckt und geschaut, was es Tolles geben könnte.

Drei besonders spannende Titel möchte ich euch heute vorstellen.

"Drei auf Reisen" von David Nicholls
Erscheint am 22.09.2014

Eines Nachts verkündet Connie ihrem Ehemann Douglas aus heiterem Himmel, dass nun, nach über zwanzig Jahren glücklicher Ehe, der ideale Zeitpunkt für eine Trennung und einen Neuanfang gekommen sei – jetzt, wo ihr Sohn Albie bald ausziehe. Doch der bereits geplanten Grand Tour zu
dritt durch die schönsten Städte Europas – Paris, Amsterdam, München, Venedig, Siena, Florenz, Madrid, Barcelona – solle trotzdem nichts im Wege stehen. Unterwegs erinnert sich Douglas an die unterschiedlichsten Phasen ihrer Beziehung. Er hofft, seine Frau auf der Reise zurückzugewinnen und zugleich die Beziehung zu seinem Sohn zu vertiefen – ein Unterfangen, das trotz akribischer Planung ganz unerwartete Wendungen nimmt.

Vermutlich bin ich die einzige Buchbloggerin, die "Zwei an einem Tag" nicht gelesen hat. Es hat mich thematisch einfach nicht angesprochen. "Drei auf Reisen" klingt da mehr nach meinem Geschmack und könnte ein spannender Beziehungsroman vor interessanten Kulissen sein.


"Unsere Namen" von Dinaw Mengestu
Erscheint im September 2014

Was stimmt nicht mit diesem Mann namens Isaac? Dem Afrikaner ohne Vergangenheit, der plötzlich in dem Nest im Mittleren Westen auftaucht? Eigentlich soll die junge Sozialarbeiterin Helen dem Fremden den amerikanischen Way of Life näherbringen, aber schon bald entwickelnsich irritierende Gefühle zwischen den beiden. Helen fängt an, in Isaacs Vergangenheit zu forschen. Doch je mehr sie in Erfahrung bringen kann, desto größer wird das Verwirrspiel um seine Person.

Liebe + Geheimnisse + philosophische Themen = Ja! Obwohl man aus der Verlagsvorschau und der Website viel zu wenig über dieses Buch erfährt, hat mich die Neugier sofort gepackt. Die Begegnung zweier Kulturen und eben zweier Menschen birgt sicher viel lesenswertes.


"Die seltsame Berufung des Mr. Heming" von Phil Hogan
Erscheint im Juli 2014


Hätten Sie vermutet, dass der sympathische Immobilienmakler Mr Heming eine Kopie Ihres Schlüssels anfertigt? William Heming ist nicht zu trauen: Er lässt jeden Schlüssel nachmachen und schleicht sich in Abwesenheit der Bewohner nicht nur in deren Häuser, er schleicht sich vor allem in deren Leben.Aus seiner Sicht erzählt: voller rabenschwarzem Humor, psychologisch raffiniert und absolut fesselnd. Das Verblüffende daran: Je mehr man Mr Hemings befremdendes Verhalten kennenlernt, desto stärker fühlt man mit ihm mit.


Nach Liebe und Anspruch jetzt noch eine gehörige Portion Humor! Ich selbst wohne in einem recht großen Wohngebiet. Fenster zu allen Seiten und hinter jedem Fenster so viele verschiedene Leben. Natürlich habe ich mich schon öfter gefragt, wer sich wohl dahinter verbrigt. Der seltsamen Berufung des Mr. Heming bin ich dabei nicht gefolgt, aber ich würde nur zu gern davon lesen, was er hinter fremden Fenstern erfährt!

Dienstag, 3. Juni 2014

E-Reader-Vorstellung: Einzug im Rattenbau

Hallo ihr Lieben! Alex hat es geschafft. Es war von Anfang an ihr perfider Plan und sie hat den ersten Meilenstein erreicht: Ich habe mir einen E-Reader gekauft! Ein bisschen schäme ich mich ja noch dafür. Ich bin immer eine ausgesprochene Gegnerin von E-Books gewesen. Immer wieder habe ich Alex geschrieben: "Mein neues Buch ist da! Und wie es sich anfühlt und riecht! Ich will nie ein E-Book lesen!"

Aber dann kam die Entscheidung zu einer großen Reise und die Aussage meines Reisebegleiters: "Du darfst nur ein Buch mitnehmen!" Schock! Insgesamt über 24 Stunden Flugzeit, drei Wochen Urlaub und EIN BUCH???? Selbst wenn ich eins finden würde, das lang genug ist, kann mir jemand garantieren, dass ich es mögen würde?

In dieser Zeit hat Alex ihre E-Reader-Vorstellung veröffentlicht und ich habe angefangen zu lesen. Dann wurde ein kleines Sümmchen zum Verjubeln frei und an einem gemütlichen Samstag habe ich mich vor den Laptop gesetzt, weitere Berichte gelesen und entschieden: Der neue Kindle Paperwhite soll es sein. Aller bösen Vorbehalte zum Trotz - es hat auch seine Vorteile sich an einen großen Konzern wie amazon zu binden.

Aber ich bin ja Frau und habe gleich mal die passende Hülle geshoppt. Die erste war leider ein Reinfall und hier mein erster Tipp für E-Reader-Jungfrauen wie mich: Bei der Hülle unbedingt ausprobieren, ob der On/Off-Knopf freiliegt. Wenn Alex mir blauäugigem Dummchen das nicht gesagt hätte, wärs zu spät zum Zurücksenden gewesen.

Dann gab es auch gleich den nächsten Tipp von Alex: caseable. Also wieder vor den Laptop und natürlich individuell zusammengezimmert. Und dann war der Kindle endlich bereit für seinen ersten Einsatz:














Jetzt verfalle ich ihm Stück für Stück. Die ganzen Vorteile springen mich täglich an und wollen mich überzeugen: platzsparend, schneller, günstiger und die Markiermöglichkeiten! Darin verliebe ich mich gerade. Mein aktuelles Challengebuch eignet sich hervorragend für wildes Markieren und Notizen machen.

Ich kann einen E-Reader auf jeden Fall jedem empfehlen, der viel unterwegs ist: Er ist handlich, leicht und muss nur einmal aufgeklappt werden, um an derselben Stelle weiterlesen zu können. Das habe ich sehr genossen, als ich am Wochenende Zug gefahren bin: Selbst zwei Minuten in der U-Bahn können so zum Lesen genutzt werden. Ich persönlich würde mir aber immer eine Hülle dazu kaufen - es erleichtert das Lesen in jeder Körperhaltung, weil der E-Reader leichter abgestützt werden kann und besser in der Hand liegt.

Das sind die niedlichen Anmerkungen eines E-Reader-Neulings. Wer es technischer mag: Alex hat da ein paar gute Posts verfasst:

Kindle Paperwhite
Kobo Aura
Imcov6l (+Nachtrag)
Der Vergleich

Montag, 2. Juni 2014

Montagsfrage #22 von Libromanie

Nachdem wir etwas Montagsmüde waren, sind wir heute wieder dabei oder naja - ich =)

"Am Stück oder häppchenweise?"

Am Stück! Und dafür grauenhaft selten. Ich muss an dieser Stelle mal etwas los werden: Ich habe im April und Mai ein Buch geschafft. DAS liebe Leute nennt man eine Leseflaute. Ich bin kein täglicher Leser, sondern ein Unterwegsleser. Weil ich Zeit haben will für Bücher. Und ich will Zeit haben zwischen Büchern, um darüber nachzudenken, was ich da gerade gelesen habe und um nachspüren zu können, was das Gelesene in mir ausgelöst hat. Deswegen möchte ich auch einmal ein Plädoyer für die Wenigleser, die es sicher auch gibt und die sich genau wie ich immer elend fühlen, wenn sie diese Monatsrückblicke sehen aussprechen: Es zeugt von viel Liebe für Literatur und Respekt vor dem Werk eines Schriftstellers, wenn man Bücher liest und genießt. Aber auch von viel Leidenschaft und Begeisterungsfähigkeit sie zu verschlingen. Seht es uns nach - wir sind nur traurig, weil die Zeit fehlt ;-)

Sonntag, 1. Juni 2014

Challenge 2014: 6. Leseexperiment

 

Wir haben schon fast Halbzeit. In der Tradition des letzten Experiments wollen wir noch ein bisschen weiter gehen: 

"Lies ein Buch, das dir ein Fremder empfohlen hat."

Hier gilt natürlich wieder die schon bekannte 25er-Regel: Es darf zwischen den ersten 25 Empfehlungen frei gewählt werden. Falls jemand Ideen braucht für "Fremde": Neben Menschen dürfen das auch Amazon, Zeitschriften, das Fernsehen oder das Internet sein. Hauptsache es ist kein naher Bekannter/Verwandter, mit dem man sicher gehen kann, dass er einem etwas empfiehlt, was auf jeden Fall passt.
Fragt gern auch Menschen, die ihr vielleicht schon länger kennt, aber mit denen ihr noch nie über Bücher geredet habt. Vielleicht lernt man seine Kollegen/Bekannten ganz neu kennen!

Empfehlung für Susi:

"Manifest der anonymen Schauspieler" von James Franco
Bastei Entertainment

321 Seiten

12,99 € (Kindle-Edition)

Ok, ich beantworte jetzt mal alle Fragen, die aufmerksamen Leser/-innen kommen könnten:

1. Ich bin Fan des ARD Morgenmagazins. Dazu gehört auch ein regelmäßiger Buchtipp, der nicht immer zu der Zeit kommt, wenn ich gerade frühstücke. Also habe ich mich vor den Laptop gesetzt und die Videos zu den Tipps der letzten Monate angesehen und gewonnen hat dieses Buch.

2. Nein, ich habe das Buch nicht wegen James Franco ausgewählt. Ich kannte den Namen noch nicht einmal. Lediglich sein Gesicht nach dem ich den Namen gegoogelt hatte. Und wir wollen das Buch doch nicht diskriminieren, nur weil es ein Hollywood-Star geschrieben hat.

3. Kindle-Edition? Ja, ich habe euch etwas verschwiegen. Gerne hätte ich euch den neuesten Einzug im Rattenbau präsentiert, aber ich bin auf Reisen und habe die Fotos zu Hause vergessen. Aber ich werde das nachholen. 

Empfehlung für Alex:

"Kleine Lichter" von Roger Willemsen
S. Fischer Verlag

208 Seiten

8,95 € (Taschenbuch)

Mein Tipp-Geber ist der Mann meiner Arbeitskollegin. Meine Kollegin und ich sitzen in einem Büro und da hab ich natürlich auch schon des öfteren über Bücher erzählt. Sie selbst ist keine so begeisterte Leserin, aber ihr Mann, der ist nämlich Deutschlehrer und hat sich meinen Respekt schon damit verdient, dass er "Unendlicher Spaß" von David Forster Wallace durchgelesen hat. "Kleine Lichter" hat er ihr dann also eines Tages für mich mitgegeben, einen direkteren Buchtipp kann es eigentlich nicht geben, oder? Ich weiß nicht wie viel sie ihm von meinem Buchgeschmack erzählt hat und ob er das überhaupt berücksichtigt hat. Ich freue mich jedenfalls schon auf das Buch. Vor einigen Jahren habe ich es schoneinmal begonnen und abgebrochen, weil ich mir etwas viel romantischeres erhofft hatte. Diesmal gehe ich mit realistischeren Erwartungen an dieses Werk.
Als er vom Experiment erfuhr, wollte mir der passionierte Deutschlehrer noch viel lieber etwas ganz anderes empfehlen, "Venus im Pelz" und andere Bücher schwebten im Raum. Wenn sich "Kleine Lichter" gut macht, nehme ich diesen Tipp-Geber vielleicht noch öfter in Anspruch!