Freitag, 31. Januar 2014

Rezension: Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry

Dieses Buch war eine echte Challenge: Aufmerksamen Beobachter(inne)n ist nicht entgangen, dass es den ganzen Monat unter "Im Moment" stand. Das lag zum einen an der Seitenzahl, zum anderen an außerbloggigem Stress und zum wiederum anderen an einem schlechten Start in die Geschichte.


"Die unwahrscheinliche Pilgerreise von Harold Fry" von Rachel Joyce Fischer Verlage

378 Seiten

9,99 € (Taschenbuch)







Harold Fry ist vor Kurzem in Rente gegangen, nachdem er fünfundvierzig Jahre lang für dieselbe Firma gearbeitet hat. Seine Ehe dauert bereits noch länger an und seine Frau scheint sich nur um die Sauberkeit und Ordnung des Hauses zu kümmern, während sie ihren Sohn mehr schätzt als ihren Mann.

In diese verfahrene Vorstadtsituation platzt ein Brief einer alten Kollegin von Harold. Sie liegt in einem Hospiz im Sterben und möchte sich von ihm damit verabschieden. Harold verfasst einen kurzen Antwortbrief und macht sich auf den Weg zum Briefkasten. Unsicher lässt er einen Briefkasten nach dem anderen liegen, weil er das Gefühl hat, es wäre nicht genug. Bis er entscheidet, er wird quer durch Großbrittanien laufen, um seine Kollegin durch diesen Akt der Willensstärke vor dem Tod zu retten. Auf diese Idee hatte ihn eine junge Frau an einer Tankstelle gebracht. Hier beginnt Harolds Reise zur Grenze Schottlands und zu seiner Vergangenheit. Denn beim Laufen ist man mit seinen Gedanken allein.

Es hat sehr lange gebraucht, bis ich an dem Buch etwas besonderes finde konnte. Harold läuft und erinnert sich. Seine Erinnerungen sind jedoch stets nur Andeutungen und scheinen im Widerspruch zu den Beschreibungen seiner Frau zu stehen, deren Erleben parallel zu seiner Reise beschrieben werden. Es war etwas ermüdend und für mich ohne weitere Highlights.

Beim ersten Bruch in seiner Reise erfasste mich jedoch eine gewisse Begeisterung: Seine mentale Entwicklung schien im Einklang mit dem Geschehen zu stehen. Eine für mich eher klassische Technik in der Literatur, die ich aber sehr gut umgesetzt fand. Dadurch bekam die Geschichte etwas an Dynamik, während ich weiter ungeduldig darauf wartete, endlich die Wahrheit über Harolds Vergangenheit herauszufinden.

Die kam auch irgendwann - plötzlich, direkt, ohne Vorwarnung. Wenn auch nicht überraschend. Da es der einzige Spannungsbogen im Buch war, war es mir leider etwas zu wenig. Die Entwicklung von Harold fand ich gut, wenn auch nicht immer nachvollziehbar und etwas mystisch. Wer läuft auch einfach so los?

Seine Frau Maureen fand ich besser - das konnte ich nachempfinden und fand es realistisch. Insgesamt gefiel mir auch die Kernbotschaft (nach meiner Interpretation): Wer aus seinen Gewohnheiten ausbricht, hat die Chance sich mit sich und seinem Leben auseinander zu setzen und dabei glücklicher zu werden. Wir dämpfen viele Gedanken und Gefühle in der Geschäftigkeit des Alltags, die nicht gedämpft sondern gedacht und gefühlt werden sollten.

Insgesamt fand ich das Buch dennoch - für mich ganz persönlich - nett. Nach einigem Abwegen und hier und her überlegen, habe ich mich dennoch für vier von fünf Leseratten entschieden. Wegen der wunderbaren Einheit von Inhalt und Botschaft.

Donnerstag, 30. Januar 2014

Aufgeben oder Weitermachen?

Ich hab' da mal ne Frage, ganz allgemein aber auch sehr speziell...

Bücher abbrechen und aufgeben oder weitermachen bis zum Schluss?

Aktuell hänge ich an "Schnitt" von Marc Raabe. Das sollte als "Thriller für Nebenbei" mein nächstes Buch werden. Ich habe es mir ertauscht und mich riesig gefreut, aber irgendwie komme ich nicht rein.


Jetzt sitze ich da, habe mich bis Seite 81 "durchgewurstelt" und weiß nicht weiter mit diesem Buch.

Früher war ich der Meinung, dass es alle Bücher verdient haben, bis zum Ende gelesen zu werden. Der große Clou könnte auf den letzten Seiten passieren und ich gebe dem Buch nicht die Chance mir das zu zeigen. Abgebrochen habe ich Bücher bisher darum nur ganz, ganz, ganz selten. 

Aber aktuell zweifele ich daran, ob es mir und dem Buch nützen wird, wenn man ich mich nun unbedingt bis zum Ende durchzwinge. Richtig Lust habe ich nicht darauf, das kann aber auch daran liegen, dass ich aktuell genügend Bücher zur Auswahl habe.
Und noch was: woran soll man entscheiden, ob es lohnt sich durchzubeißen oder besser aufzugeben?

Wie handhabt ihr dieses Problem, ganz allgemein. Brecht ihr Bücher ab? Wann, warum?

Und nochmal speziell: Hat einer von euch dieses Buch schon gelesen und für gut befunden, kann jemand sagen "es lohnt sich, mach weiter"?

Oder ganz anders... vielleicht wünscht sich einer von euch gerade dieses Buch und hätte daran viel mehr Freude als ich? Dann sagt auch Bescheid, ich würde es gern in bessere Hände verschenken (ob ich es davor noch durchlese oder nicht entscheiden die Fragen oben...).

Mittwoch, 29. Januar 2014

Rezension: Der Tag wird kommen von Nina Vogt-Østli

„Der Tag wird kommen“ von Nina Vogt-Østli habe ich bei vorablesen entdeckt und war gleich von der Leseprobe begeistert. „Ein Buch über Mobbing und die Folgen für Opfer und Täter, spannend und modern formuliert“ so lautete mein erster Eindruck. Nun, nachdem ich das Buch gelesen habe, weiß ich, dass noch eine Menge mehr dahinter steckt.

-->„Der Tag wird kommen“ von Nina Vogt-Østli
Coppenrath Verlag
240 Seiten
14,95€ (Hardcover)










„Der Tag wird kommen“ von Nina Vogt-Østli erzählt die Geschichte von Hans Petter. Hans Petter ist 15, äußert intelligent, ein bisschen schmächtig und blass… und hat in der Schule kein leichtes Leben. Er wird von seinen Mitschülern gemobbt und drangsaliert. Dabei ist es sein größtes Ziel, so unsichtbar wie möglich zu bleiben, nicht entdeckt zu werden und den Tag ohne Vorkommnisse zu verbringen. Oft gelingt ihm das nicht.

Hans Petter ist ein wirklich sympathischer Protagonist, er ist überdurchschnittlich intelligent, humorvoll und wirkt in seinem gesamten Handeln sehr Erwachsen. Sein ganzer Charakter wirkt trotz allen Problemen, die er hat, ehrlich und positiv. Und Probleme hat er nicht wenige: da sind seine „einfach gestrickte“ Mutter und der getrennt lebende Vater, die fiesen Mitschüler und der überengagierte Vertrauenslehrer. Ganz schön viel für einen Jungen in diesem Alter.
Zu Beginn dachte ich, dass die Handlung rund um Hans Petters Probleme mit seinen Mitschülern die Geschichte beherrschen wird, garniert mit pädagogisch wertvollen Einschüben. „Der Tag wird kommen“ funktioniert ganz anders. Die Geschichte ist spannend und geheimnisvoll, so kontaktiert zum Beispiel eine mysteriöse Chatpartnerin Hans Petter und freundet sich mit ihm an. Die entstehenden Chat-Gespräche machen einen großen Anteil des Buches aus und lesen sich wirklich schön.
Die Geschichte bietet Wendungen und Entwicklungen, die auch von seinem Mobbingproblem abweichen. Es ist einfach ein abwechslungsreiches Jugendbuch. Besonders fasziniert hat mich, dass die Geschichte auch noch eine gute Prise Science Fiction und ein bisschen Dystopie zu bieten hat.

Trotz aller Ausschmückung ist die Botschaft an die junge Leserschaft am Ende einfach (und gut): Jeder hat sein Handeln selbst in der Hand. Überlege dir, was du tust. Böses zu erleben, gibt dir keine Berechtigung selbst böse zu Handeln.

Ich hatte mir manchmal ein bisschen mehr Tiefe in der Handlung gewünscht. An einigen Stellen hätte das Handeln der Protagonisten hinterfragt werden können.
Der Science Fiction Einschlag wirkt außerdem sehr negativ. Sauer aufgestoßen ist mir dabei, dass z.B. Themen wie Gentechnik unterschwellig ohne Argumentation negativ dargestellt werden und so eher für Vorurteile sorgen, als wirklich eine Meinungsbildung zu ermöglichen. Gerade bei Büchern für diese Altersklasse stört mich eine derartige Darstellung sehr. Ich finde Kindern und Teenies sollte beigebracht werden, sich einem Thema vorurteilsfrei und aus verschiedenen Aspekten zu nähern, um sich eine Meinung zu bilden. Überspitzte Darstellungen und plumpes „gut-schlecht“ sind da doch eher ungeeignet.

Insgesamt liest sich „Der Tag wird kommen“ schön, ist spannend und bietet eine gute Grundbotschaft, das hat für mich das größte Gewicht. Meine Kritik ist sehr persönlich begründet und beschränkt sich auf ein absolutes Randgebiet des Buches... anderen wäre das vielleicht gar nicht aufgefallen, deswegen nur ein Minuspunkt.
Insgesamt 4 von 5 Leseratten.

Montag, 27. Januar 2014

Montagsfrage #8 von Libromanie


Heute die zweite Runde, mit der neuen Montagsfrage bei Libromanie. Diesmal mit einer ziemlich ausgefallenen Frage:  

"Gibt es ein Buch, das dir beim Lesen supergut gefallen hat, von dem du dir aber sicher bist, dass du es inzwischen gar nicht mehr mögen würdest?"

Alex' Antwort: Ganz eindeutig, ja! Ich habe früher ziemlich viel Fantasy gelesen und vor allem die Bücher von Wolfgang Holbein förmlich verschlungen. Viele dieser Bücher würden mir vermutlich heute noch gefallen und die Themen finde ich nach wie vor spannend (zum Beispiel Thron der Libelle oder Wolfsherz). Aber spontan fällt mir "Der Greif" von ihm ein, dass ich damals sehr gern gemocht habe und das mich heute vermutlich gar nicht mehr interessieren oder begeistern könnte. Vor allem die parallelen zu Stephen King (ein schwarzer Turm, parallele Welten...) würden mich bei diesem Buch wohl eher irritieren als mir zu gefallen.

Susis Antwort: Ein einzelnes Buch ist mir nicht eingefallen - aber ich denke die Bücher von James Patterson wären heute nicht mehr so mein Fall. Ich habe lange Zeit viel von ihm gelesen und am meisten mochte ich die Buchserie über den Polizisten Alex Cross, zum einen weil ich Serien einfach mag und zum anderen wegen des Profilings und der Spannung. Heute sind Krimis und Thriller jedweder Art gar nicht mehr mein Fall. Ich bin gespannt, wann ich die nächste große "Büchergenrekrise" habe und von meiner jetzigen Liebe zu Biografien und wahren Geschichten "geheilt" werde ;-). 

Sonntag, 26. Januar 2014

Rezension: Und Gott sprach: wir müssen reden! von Hans Rath

Nicht nur, weil es mein 1. Challengebuch für dieses Jahr war, auch weil ich schon so unheimlich gespannt war, habe ich „Und Gott sprach: Wir müssen reden!“ unter meinem SUB hervorgezogen und direkt losgelegt. Weil es so toll geschrieben, so witzig und schön war, konnte ich es dann nicht mehr weglegen und hab es ganz schnell verschlungen. Während Susi noch mit Harold Fry pilgert, kann ich euch heute schonmal unser erstes Challengebuch vorstellen.


„Und Gott sprach: Wir müssen reden!“ von Hans Rath
Rororo Verlag
272 Seiten
8,99 € (Taschenbuch)









Jakob ist ein erfolgloser Psychotherapeut. Nach und nach sind ihm seine Patienten weggelaufen, der neue Mann seiner Exfrau bricht ihm aus Eifersucht die Nase und dann, völlig am Boden, trifft er im Krankenhaus auf Gott. Also besser, auf Abel Baumann, der sich für Gott hält und Jakob um eine Gesprächstherapie bittet. Da Jakob knapp bei Kasse ist und auch irgendwie nichts Besseres vor hat, willigt er ein.
Die Story klingt vielleicht ein bisschen platt und nach reinem Klamauk, aber Hans Rath schafft in „Und Gott sprach: Wir müssen reden!“ einen unglaublichen Spagat. Das Buch ist herrlich komisch und bringt einen immer wieder zum Lachen. Später dann stachelt es einen still und heimlich dazu an, über „Gott und die Welt“ nachzudenken. Einfach so, ohne lange philosophische Abhandlungen, einfach durch die simple Gesprächstherapie mit einem Menschen, der sich für Gott hält… oder es vielleicht ist?
Jakobs Gespräche mit Abel sind locker und leicht geschrieben, ohne große Hintergrundinformationen zu Religion oder Glauben und dennoch haben sie mich berührt. Natürlich gibt es bessere Bücher, um etwas über die Weltreligionen zu erfahren, aber dieses Buch spricht den Leser auch auf einer ganz anderen, viel privateren Ebene an. Und (vielleicht bin ich da auch einfach zu empfänglich) es hat mich wirklich traurig gemacht zu erfahren, wie Gott langsam aber sicher die Puste ausgeht, weil niemand mehr an ihn glaubt, keiner mehr in ihn vertraut und keiner Verständnis hat für sein Dilemma. „Wenn es einen Gott gäbe, dann würde er xy nicht zulassen!“ ist ein oft gehörter Spruch in Diskussionen zum Thema Glaube. In „Und Gott sprach: Wir müssen reden!“ klagt nun Gott einmal sein Leid, von einer Menschheit die ihm außer Kontrolle geraten ist.
Ich möchte nicht zu viel verraten, aber mir haben die Ansätze in diesem Buch zu denken gegeben und mich beschäftigt, ganz ohne dass die Moralkeule geschwungen wurde. Am Ende war ich traurig, dass es so schnell vorbei war, es gab noch so viele Themen, über die ich Gott gerne sprechen gehört hätte.

Da mich die Idee begeistert hat, das Buch wirklich witzig ist (Gott im Haus wäre unheimlich praktisch, denn neben Wasser und Wein kann er prima Kaffee machen) und die Geschichte so warmherzig war, möchte ich 5 von 5 Leseratten verteilen.


Und wer nach der erfolgreichen Gesprächstherapie noch ein paar Informationen über die Religionen sammeln möchte, kann direkt mit „Theos Reise“ von Catherine Clement weitermachen.

Freitag, 24. Januar 2014

Entdeckt: Crowdfunding-Projekt "Im Schatten des Baobab"



Ich bin ein großer Fan des Crowdfunding. Die Idee, dass junge Unternehmer oder Künstler ihre Projekte mit Hilfe einer Masse an Unterstützern auf die Beine stellen können, finde ich wunderbar. Mein Mann hat schon häufiger beim amerikanischen Anbieter kickstarter.com Projekte unterstützt, ich habe dort bisher noch nichts gefunden, was ich wirklich unterstützen wollte. Heute bin ich dann bei startnext.de auf ein wirklich großartiges Projekt gestoßen: "Im Schatten des Baobab" ein Märchenbuch aus Burkina Faso.


Anne Wenkel reiste auf der Suche nach Märchen und Geschichten durch Burkina Faso. Dort werden Märchen noch traditionell von Geschichtenerzählern weitergegeben. Abends trifft sich die Dorfgemeinschaft um den traditionellen Märchen zu lauschen. Schriftlich niedergelegt sind diese Geschichten natürlich nicht. Die Illustratorin Anne Wenkel nahm sich also der Aufgabe an, nach Art eines modernen "Gebrüder Grimm" die Geschichten aufzuschreiben und zu sammeln.

Das Ergebnis dieser Sammlung soll jetzt in einem Märchenbuch, zusammen mit vielen (meiner Meinung nach) wunderschönen, absolut ausgefallenen Illustrationen veröffentlicht werden. 
"Im Schatten des Baobab" heißt diese Sammlung und wird im Jaja Verlag erscheinen. 

Hier könnt ihr die Geschichte von Anne Wenkel nocheinmal ausführlich lesen und das Projekt direkt unterstützen. Es gibt verschiedene Supporter-Stufen und für jede Stufe gibt es verschiedene kleine Dankeschöns. Ist klar, dass ich das Buch brauche, oder?

Das "Fernziel" der Autorin wäre es, den Kindern von Burkina Faso die Märchen ihres Volkes zurück zu bringen. Noch ein Buch zu verlegen (eine französische oder französisch-deutsche Version des Buches) und diese Bücher dort zu verschenken/verkaufen. Ich finde diese Idee wunderbar und wünsche ihr unheimlich viel Glück dabei. 
Vielleicht kann ein kleiner Beitrag von uns sie diesem Ziel ein Stück näher bringen?



Wer sich jetzt auch ein Buch, Postkarten oder einen schönen Kunstdruck sichern möchte kann unter http://www.startnext.de/im-schatten-des-baobab das Projekt unterstützen.


Dieses Projekt ist durch und durch besonders, nicht nur die großartige Idee und Umsetzung der Autorin, auch der Verlag, der dieses Buch herausbringen möchte, hat es mir angetan.


Vom Jaja Verlag hatte ich vorher noch nie gehört, musste also gleich mal nachschauen, welcher Verlag so ein tolles Projekt unterstützt.

"Im Jaja Verlag geht es bunt zu." So kann ich das erstmal ganz schnell zusammenfassen. Comics, Graphic Novels und illusturierte Literatur, auch Sachbücher mit einer Menge toller Fotos... Auf der Verlagsseite ist es mit "fein illustrierte Machwerke" überschrieben und das glaube ich ungesehen. Schon ohne eines der Bücher zu kennen machen alle einen hochwertigen Eindruck. Da muss ich demnächst mal reinschnüffeln. Besonders das illustrierte Geschichtenbuch "Lieblingsgeschichten" macht einen total interessanten Eindruck.

Mittwoch, 22. Januar 2014

Rezension: Die Romantherapie von Ella Berthoud & Susan Elderkin

Heute möchte ich euch endlich meinen absoluten Leseschatz der letzten Wochen vorstellen. „Die Romantherapie“ stand über Wochen auf meiner Wunschliste, jetzt ärgere ich mich, dass ich es nicht sofort gekauft sondern erst viel zu lang angeschmachtet habe. Mit meiner Weihnachtsbestellung ist es dann endlich hier eingezogen und seitdem kann ich es kaum noch aus der Hand legen…

„Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben“ von Ella Berthoud & Susan Elderkin mit Traudl Bünger
Insel Verlag
430 Seiten
20,00 € (Hardcover, wunderschöner Einband und Lesebändchen...)







Ihr habt Zahnschmerzen? Kein Problem! Einfach „Anna Karenina“ von Leo Tolstoi lesen, gut einwirken lassen und die Zahnschmerzen werden besiegt.
Zu früh geheiratet? Nicht sicher? Macht den „Effi Briest“ - Selbsttest und findet es heraus, eine passende Therapie wird empfohlen und kann direkt nach der Lektüre umgesetzt werden.
Ihr habt den Hang zum nörgeln? Lest „Picknick auf dem Eis“ von Andrej Kurkow und seht wohin das führen kann, gleich werdet ihr viel weniger nörgelig sein.
Für Tage unter der Bettdecke (wegen Krankheit oder Weltschmerz) bietet das Buch eine ganze Liste passender Bücher. Unter anderem „Das Licht zwischen den Meeren“ von M.L. Stedman.

Für unheimlich viele körperliche und seelische Leiden bietet die Romantherapie ein (oder viele) passende Bücher. Dazu kommen Kuren gegen die schlimmsten Leseleiden, wie zu viel, zu wenig oder das Falsche lesen. Außerdem passende Bücher für jedes Lebensjahrzehnt.
Die Texte zu den jeweiligen Leiden sind herrlich witzig geschrieben (zum Beispiel der Abschnitt über Bücher, wenn man sich mal ausgesperrt hat und auf den Schlüsseldienst wartet) und bieten dennoch viele kleine, einfache Wahrheiten.
Toll fand ich, dass die empfohlenen Bücher so abwechslungsreich sind, große Klassiker, leichte Gegenwartsliteratur, Krimis und Thriller, Sachbücher, schwere Kost und leichte Trostpflaster.

Das Buch hat bei mir den unglaublichen Reflex ausgelöst ständig darin zu blättern. Immer wenn ich ein paar Minuten Zeit habe, grüblerisch oder melancholisch bin nehme ich die Romantherapie zur Hand. Das Buch hat es seit seinem Einzug noch nicht einmal ins Regal geschafft, ich habe es hier auf dem Wohnzimmertisch oder in meiner Leseecke liegen und kann jederzeit danach greifen und darin versinken.
Besonders gern mag ich „Die zehn Besten“-Listen im Buch: Listen mit Büchern bei Fernweh, Liebeskummer oder nach einem Alptraum.

Bücher über Bücher sind immer so eine Sache, meistens schlägt man dann doch nicht wirklich nach oder die Texte sind so trocken formuliert, dass man alles nur kurz überfliegen möchte. Ich habe die Duden „Bücher, die man gelesen haben muss“ und mag beide sehr gern, weil sie viele Informationen über jedes vorgestellte Werk beinhalten, über den Autor und die Entstehungsgeschichte.
In „Die Romantherapie“ ist alles ein bisschen weniger fachlich aufgebaut. Es ist mehr, als würde man mit einer guten Freundin (oder zwei guten Freundinnen, die Autorinnen melden sich manchmal direkt zu Wort) über Bücher sprechen, Empfehlungen bekommen und nützliche Hinweise, wie verschiedene Werke verstanden werden können. Gerade diesen freundschaftlichen Ton genieße ich bei der Romantherapie sehr. Und neben den Informationen zu Büchern gibt es eben auch die sanften "Ratschläge" und ermutigenden Sätze die dieses Buch so wertvoll machen. Im Text übers Pleite sein wurde es schön zusammengefasst, dass es uns doch eigentlich allen sehr gut geht, wenn wir ein Dach über dem Kopf, etwas zu Essen und vielleicht sogar noch ab und an Geld für ein Buch haben.

5 von 5 Leseratten und der Platz als „Anhang zu meiner Lieblingsliste“ als Nachschlagewerk, dass ich nie mehr hergeben möchte.

Dienstag, 21. Januar 2014

Angelesen: Ein feiner dunkler Riss von Joe R. Lansdale

"Er ist ein Lieblingsautor" wäre zu viel gesagt, aber ich mag Joe R. Lansdale sehr. "Die Wälder am Fluss" und "Dunkle Gewässer" habe ich mit Begeisterung gelesen, "Kahlschlag" liegt noch bei meinen ungelesenen Büchern.
Diese Woche stellt Vorablesen "Ein feiner dunkler Riss" vor und ich musste unbedingt reinschnüffeln.

"Ein feiner dunkler Riss" von Joe R. Lansdale
Suhrkamp Verlag
351 Seiten
8,99 € (Taschenbuch)
Erscheint am 17.02.2014
(Die Leseprobe von vorablesen findet ihr hier.)







Beide Bücher, die ich bisher von Joe R. Lansdale gelesen habe, spielten in den frühen Dreißigerjahren. Beide Bücher haben mich durch ihre interessanten Charaktere und den besonderen geschichtlichen Hintergrund (Rassenproblematik und Klu Klux Klan) absolut überzeugt. Die beschriebenen kleinen Örtchen voll von Vorurteilen und Hass, aber auch großer Herzlichkeit und Menschlichkeit kamen immer sehr authentisch rüber. Dazu kommt der besondere Humor des Autors, der den Protagonisten immer eine ganz eigene, sympathische Stimme verleiht.
"Ein feiner dunkler Riss" spielt diesmal in den Fünfzigerjahren, scheint aber vom historischen Hintergrund genauso viel Spannendes zu bieten. Der Protagonist Stan meldet sich von Anfang an mit dem typischen Humor und Sarkasmus zu Wort und bei der Art und Weise wie er sich selbst vorstellt freue ich mich schon auf Stans "Ermittlungen":

"Ich hatte so viel Ahnung von Gott und der Welt wie ein Schwein von Essbesteck und Tischmanieren. Für mich war Sex noch das, was zwischen Fünf und Sieben kommt." 
- "Ein feiner dunkler Riss" von Joe R. Lansdale, S. 14

Eigentlich wollte ich gar nicht näher in die Leseprobe und Geschichte absteigen, bei Joe R. Lansdale bin ich dann nämlich immer ganz schnell mittendrin und dann? Dafür ist eine Leseprobe eigentlich viel zu kurz!
Und dann ist es passiert: schon die Beschreibungen der kleinen Stadt Dewmont, Stans unheimlich coolen Freundes Richard und der Lebensweise damals haben mir unglaublich viel Spaß gemacht (und das obwohl ich den Fünfzigerjahren sonst vom Lebensgefühl mit Rockabilly nicht viel abgewinnen kann). Jetzt schon habe ich mich also wieder in die "Erzählweise" der Geschichte verliebt und will am liebsten nicht mehr aufhören.

"Bestimmte Wörter, die heute mit größter Selbstverständlichkeit ausgesprochen werden, fielen damals in anständiger Gesellschaft äußerst selten. Selbst die Worte »verdammt« und »Scheiße« konnten, wenn Frauen anwesend waren, eine Unterhaltung so gewiss zum Verstummen bringen wie ein Schlachthammer eine Kuh"
- "Ein feiner dunkler Riss" von Joe R. Lansdale, S. 14

So wie die Kuh vom Schlachthammer werde ich gerade von der Müdigkeit zum Schweigen gebracht. Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass ich hoffe, dass ich dieses Buch lesen darf... sonst wird es früher oder später definitiv hier einziehen :-)... ich freu mich schon!

Montag, 20. Januar 2014

Montagsfrage #7 von Libromanie


Die Montagsfrage ist zurück! Allerdings mit neuer Betreuung: Nina von Libromanie stellt ab sofort jeden Montag Fragen zu Lesegewohnheiten und auch ihr werden wir natürlich Rede und Antwort stehen:

"Wenn ihr immer wieder nur dasselbe Buch verschenken dürftet, welches wäre es?"

Susis Antwort: Für mich eine sehr einfache Frage - das immer sichere Geschenk für jemand anderes wäre aus meiner Sicht "Ganz der Ihre" von Connie Palmen. Ok - es ist nicht gerade anspruchslos, aber genau deswegen kann man es immer wieder und ständig lesen. Außerdem trifft es den Geschmack von jedem, den es geht um das Leben und all seine Facetten: Liebe, Religion, Sex, Selbstfindung, Philosophie, Literatur uvm. Es steht nicht umsonst auf meiner Top-20-Liste. Obwohl es nur das Zweitlieblingsbuch meiner Lieblingsautorin ist. Mein Erstlieblingsbuch "I. M." ist leider nicht so massentauglich oder was heißt leider: Gott sei Dank! Sonst fände zumindestens ich es nicht so wundervoll =)

Alex' Antwort: Diese Frage kann ich erst seit 2 Wochen überhaupt beantworten. Ich fand es immer furchtbar schwierig Bücher zu verschenken. Da kann man eigentlich alles nur falsch machen! Jetzt habe ich eine absolute Wunderwaffe für Bücherliebhaber, Buchmuffel, Lebenslustige, Melancholische und alle Anderen... "Die Romantherapie: 253 Bücher für ein besseres Leben" von Ella Berthoud & Susan Elderkin.
Ein Buch über Bücher, das Lesehungrigen noch mehr Appetit macht, Lesemuffel animiert, motivierend und erheiternd wirkt. Gedanken zum Leben, Lösungen für Probleme und ganz viele gute Tipps für tolle Bücher. Was könnte man schöneres Schenken? Bald stell ich das Buch hier ein bisschen genauer vor, aber jetzt schonmal an alle: unbedingt kaufen! :-)

Sonntag, 19. Januar 2014

Rezension: Teufelsbande von Andreas Franz / Daniel Holbe

Ich habe schon einige Julia Durant Bücher gelesen und wollte bei der Lesung von Daniel Holbe am 12.12.2013 eigentlich nicht unbedingt ein Buch kaufen. „Später kauf ich’s mir vielleicht, oder so…“ dachte ich. Während der Lesung wurde mir das Buch dann so schmackhaft gemacht, dass ich doch nicht anders konnte und direkt eins mitgenommen habe (so gab es außerdem die Chance auf ein signiertes Exemplar). Mittlerweile habe ich den Krimi gelesen und bin mit meinem Spontankauf sehr zufrieden!

„Teufelsbande“ von Andreas Franz / Daniel Holbe
Knaur Verlag
512 Seiten
9,99 € (Taschenbuch)








Auf der Frankfurter Kaiserleibrücke wird ein brennendes Motorrad entdeckt, darauf sitzt der völlig verkohlte Fahrer. Schnell ist klar, dass das kein Unfall, sondern ein kaltblütig inszenierter Mord ist. Doch wer hasst diesen Mann so sehr, dass er ihn an seine Maschine gefesselt in aller Öffentlichkeit verbrennen möchte? Gemeinsam mit Peter Brandt aus Offenbach ermittelt Julia Durant in diesem Fall. Einem Fall, der sich um Konflikte im Rockermilieu aber auch ganz private Probleme dreht.
Zu den Details des Falles möchte ich gar nicht mehr sagen, als auch der Klappentext verrät, einfach weil ich es besser finde sich von dem Buch mitnehmen zu lassen und quasi gemeinsam mit den Ermittlern in dieses düstere Milieu abzusteigen.
Ich war vorher ein wenig skeptisch. Einerseits habe ich mich auf die Thematik gefreut, andererseits hatte ich Bedenken, dass es in die Richtung „Drogen, Prostitution, Bandenkrieg“ abdriftet und alte Klischees wiederkäut. Das ist hier aber nicht passiert! Julia Durant und Peter Brandt bewegen sich natürlich in der Biker-Szene und treffen da auch auf typische Probleme, beleuchten den Fall aber auch von einer sehr persönlichen Seite.
Positiv aufgefallen ist mir außerdem, dass mir Julia Durant immer sympathischer wird. Sie ist nicht mehr das „Reibeisen“ von Früher, das knallhart ermittelt und den Gangstern in Kaltschnäuzigkeit nicht nachsteht. Mittlerweile ist ihre Figur deutlich menschlicher, dabei aber nicht weniger scharfsinnig geworden. So ist sie mir als Protagonistin viel mehr ans Herz gewachsen.
Ein weiterer positiver Punkt ist das hohe Tempo des Buches, die Ermittlungen entwickeln sich ständig weiter und neue Charaktere, wechselnde Hypothesen über den Fall sowie einige besondere Zwischenfälle sorgen für Spannung.
Bei allem Positiven so fand ich doch auch Schade, dass man als Leser keine Chance hatte sich die Hintergründe der Tat anhand der Ermittlungen zusammen zu reimen. Das verhindert zwar, dass man dann ganz schnell weiß wo’s langgeht und nicht mehr überrascht werden kann, aber es ist, wenn man (wie ich) mitfiebert und Hypothesen aufstellt, eben ein bisschen Schade. Trotzdem war das Buch bis zum Ende spannend, die Auflösung gut gelungen und hat die Handlung für mich abgerundet.
Leider blieben mir ein – zwei der Biker etwas zu blass, vermutlich war das von der Handlung her so gewollt und sollte bewusst Verwirrung stiften, es hat für mich aber nicht zur detaillierten Ausgestaltung der übrigen Charaktere gepasst.

Unterm Strich hat mir „Teufelsbande“ sehr gut gefallen, daher vergebe ich 4 von 5 Leseratten... die ich gerade noch davon abhalten konnte Lederjacken anzuziehen… ;-).

Samstag, 18. Januar 2014

Rezension: Tausche Alltag gegen Leben von Franziska Schmitt

Von unserem vorablesen "Blogger des Monats" Gewinn (mehr findet ihr) wollte ich natürlich unbedingt das Reiseerlebnisbuch lesen! Schließlich hatte ich das Gefühl, das es nur mir zuliebe im Paket gelandet war.


"Tausche Alltag gegen Leben" von Franziska Schmitt Droemer Knaur Verlag

8,99 € (Taschenbuch)

256 Seiten








Franziskas Leben ist erfüllt: Sie hat einen Job, der sie fordert, eine sehr innige Beziehung zu ihrer Familie und zwei beste Freundinnen, die dem Alltag Glanz geben. Aber dennoch fehlt ihr etwas. Sie fühlt sich müde und leer. Es fällt ihr immer schwerer Spaß an ihrer Arbeit zu finden und sich zu etwas Neuem zu motivieren.

Während eines Urlaubs mit einer Freundin stellt sie fest, dass das Reisen und Wandern in fremden Ländern ihr viel Freude und Erfüllung bringt. Daraufhin beginnt sie zu recherchieren und zu planen und stellt fest, es ist möglich. Sie kündigt ihren Job und ihre Wohnung und startet für ein Jahr zu einer Backpacker-Reise durch Asien.

Ich red mal nicht drum herum: Das Buch war überhaupt nichts für mich. Zu aller erst haben mich die ständigen Fragezeichen gestört - ich glaube Frau Schmitt sofort, dass sie ein zweifelnder Mensch ist. Die ständige Fragerei "Ist das richtig?" "Soll ich das machen?" war leider einfach nur nervend.

Ein weiterer Punkt war, dass es meistens nur um Franziskas Selbstfindung und persönlichen Entwicklung ging. Die Annahme, dass es sich bei diesem Buch um Reiseliteratur handelt, hat sich für mich leider nicht bestätigt. Zumindest nahm es höchstens zehn Prozent der Seiten ein.

Zu guter letzt: Ihr Schlüssel zum Glück war natürlich ein Mann! Es tut mir Leid - das kann ja wirklich sein und ich freue mich, dass sie ein neues Leben angefangen hat und kein Single mehr ist. Aber mir als Feministin dreht sich der Magen um, wenn eine Frau ihr erfülltes Leben aufgibt und ihr neues Glück allein aus dem Kennenlernen eines Mannes bezieht. Ich denke nicht, dass es wirklich so war. Aber unterschwellig (gewollt oder nicht) stellt sie es so dar.

Ich möchte dieses Buch nicht abschließend bewerten. Schlecht wäre gemein, denn es war einfach nicht mein Buch. Mittel wäre ungerecht, denn es ist nicht so gut wie andere Bücher in dieser Kategorie. Und gut war es schon gar nicht. Es ist einfach nett, deswegen einfach keine Ratten für diesen Selbstfindungstrip.

Donnerstag, 16. Januar 2014

Angelesen: Die Verlobungen

Und es geht munter weiter: Jede Woche ist ein neues Buch bei vorablesen dabei. Während "Mit 20 hat man kein Kleid für eine Beerdigung" wegen eines Versandfehlers noch auf dem Weg zu mir ist, habe ich den nächsten Schatz entdeckt.

"Die Verlobungen" von J. Courtney Sullivan Deuticke Verlag

592 Seiten

21,90 € (Gebundene Ausgabe)

Die Leseprobe von vorablesen findet ihr hier.







Die Leseprobe beginnt mitten im Buch mit der Geschichte von Delphine und P.J. Sie ist eine verheiratete Französin und fast 20 Jahre älter als er. Er ist 23 Jahre alt, ein Geigenvirtuos und eigentlich nur zwei Wochen in Paris. Den beiden reicht eine Woche für Sex, große Liebe und einen Heiratsantrag.

Zunächst kam mir der Schreibstil etwas holprig vor, aber nachdem ich mich eingelesen hatte, kam ich in den Fluss und lies mich von der Geschichte mitreißen. Der plötzliche Umschwung zur großen Liebe kam für mich doch etwas überraschend, aber die emotionale, sexuelle und romantische Kraft zwischen den beiden war zu spüren gewesen. Nicht jedem Autor gelingt das ohne kitschig zu werden.

Die Geschichte von Delphine und P.J. wird weiter gehen - der Klappentext deutet sogar schon an wohin. Aber es ist nicht die Einzige. Und ich bin sehr gespannt, wie Courtney Sullivan die Geschichten miteinander verknüpft und ob es gut oder schlecht für das Konzept der einen wahren Liebe ausgehen wird. Obwohl ich sagen muss, dass ich ihr doch die Daumen drücke.

Mittwoch, 15. Januar 2014

Angehört: In Zeiten des abnehmenden Lichts von Eugen Ruge

Vor einer Weile versuchte ich eine neue Methode, um mich zum aufräumen und putzen zu motivieren: Ich kaufte mir Hörbücher. So zog dieses bisher von mir wenig bevorzugte Medium bei mir ein und verschaffte mir Eugen Ruges "In Zeiten des abnehmenden Lichts".

"In Zeiten des abnehmenden Lichts" von Eugen Ruge

Argon Hörbuchverlag

12 Stunden, 7 Minuten

13,35 €


Es ist die Geschichte einer ostdeutschen Familie von 1952 bis 2001. Es wird aus der Sicht mehrer Familienangehöriger erzählt - der Mutter, dem Sohn, der Schwiegertochter, der Schwiegermutter, dem Enkel und dem Urenkel - zu verschiedenen Zeiten. Aufgebaut sind alle diese nach Sicht und Zeit durchwirbelten Anekdoten um den 1. Oktober 1989. Er dient als Leitfaden durch die Geschichte.

Es geht um das Exil Mexiko während des Zweiten Weltkrieges, dem Leben in der DDR von Anfang bis Ende und dem Leben danach, indem sich manche immer noch verloren fühlen. Der Erzählstil ist ruhig, unaufgeregt, als ob jemand einfach nur eine gute Geschichte erzählen möchte. Dabei jedoch witzig, klug und unterhaltsam. Ulrich Noethen kitzelt all die verborgenen Nuancen durch seine ruhige, pointierte Sprechweise hervor. Es war wunderschön ihm zuzuhören.

"In Zeiten des abnehmenden Lichts" ist keine leichte Lektüre und hat dennoch eine federleichte, wenn auch intelligente Sprache. Es gilt aufzupassen, möchte man alle Aspekte der Geschichte am Ende zu einem vollständigen Bild zusammen setzen. Das Buch behandelt kein einheitliches Thema - es geht um Liebe, Angepasstheit, die DDR, Alkoholismus, Scheitern, das ganz normale Leben und vieles mehr. Vielleicht fühlte ich mich deshalb etwas allein gelassen, als die Geschichte für mich plötzlich endete. Sie entließ einen ebenso schnell, wie sie einen empfangen hatte. Es ist, als ob man nur kleine Blicke in die Welt der Protagonisten erhaschen konnte, bevor der Vorhang wieder fiel.

Insgesamt ist die Geschichte wie auch das Hörbuch wunderschön - daher gebe ich ihm fünf von fünf Leseratten. Dank Ulrichs Noethen für mich wunderbaren Tonation, werde ich wohl noch oft diesem Buch lauschen. Hätte ich das Buch gelesen, wäre ich mir nicht so sicher - aber dafür sind es auch zwei unterschiedliche Medien.

Montag, 13. Januar 2014

3 Fragen an: Daniel Holbe

Ich habe Daniel Holbe bei seiner Lesung zu "Teufelsbande" live getroffen und fand ihn direkt sympathisch. Leider war ich viel zu schüchtern um mich als Blogger zu outen und war einfach Inkognito unterwegs (Sorry nochmal dafür ;-)...). Trotzdem hat er sehr nett auf meine Mail-Anfrage nach einem kurzen 3-Fragen-Interview reagiert und mir ausführlich geantwortet.

Am Sonntag könnt ihr meinen Eindruck zu Teufelsbande hier lesen, heute vorab meine 3 Fragen an Daniel Holbe! (Im Moment versuche ich eine gute Fee, zwecks dreier Wünsche, zu kontaktieren...)


1. Kennst du Rocker/Biker oder woher hast du die Inspirationen für die Charaktere aus Teufelsbande genommen?

Ja, ich kenne eine Menge Biker und auch eine Handvoll Rocker. So richtig Modell für eine bestimmte Person stand zwar niemand, denn ich vermische Eigenschaften verschiedener Real-Charaktere beim Schreiben gerne. Aber einige reale Familiennamen durfte ich verwenden und es sind natürlich die einiger Motorrad-Kolleg(inn)en :-)
Für die Hintergrundrecherche habe ich dann mit Personen gesprochen, deren Identität ich niemals 1:1 ins Buch übernehmen würde. Da geht es mir auch mehr ums Innenleben eines Menschen, die Psychogramme oder auch - besonders bei Teufelsbande - die Zwänge, denen eine Person ausgesetzt war (oder ist). Da gab es nicht wenige Barrieren und manchmal hagelte es tagelang nur Schweigen und Ignoranz, aber letzten Endes hat es dann eben doch hingehauen. Und ich habe einige haarsträubende Geschichten, die nicht ins Buch fanden. Die erzähle ich dann, wenn es sich ergibt, gerne mal auf Lesungen.

Auf Achse (Foto von eipesch.com)

2. Hast du die Handlung von Teufelsbande komplett geplant oder hast du dich erst beim Schreiben leiten lassen?

Den Grundstock plane ich immer, schon allein, weil das Ganze ja mit dem Verlag abgestimmt werden will. Und da es sich auch noch um die erste Partner-Ermittlung von Julia Durant und Peter Brandt handelt, die ich schrieb, mußte eigentlich das Meiste zu beginn feststehen.
Ein Stück weit bestimmen dann auf dem Weg durchs Manuskript meine Recherchen und Gespräche die Handlung, bzw. die Ausprägung einiger Stränge. Zum Beispiel das kleiner als geplant geratene Thema V-Leute.
Das Feeling einer Szene, die Atmosphäre, die zeitliche Abfolge oder eine ganze Menge an "banalen" Details lasse ich aber stets ganz spontan entstehen. Dazu setze ich mich auch mal mit dem Laptop in die Nähe der Kaiserleibrücke oder in ein Waldstück. Manchmal so lange, bis ich den toten Körper oder den Streit zweier Akteure vor dem geistigen Augen sehen kann oder im Ohr habe. Dann finden sich die passenden Worte fast von selbst.
Osthafenbrücke in Frankfurt am Main (Foto von eipesch.com, die Kaiserleibrücke gab es leider nicht im Portfolio ;-)... aber man kann sich gut vorstellen wie inspirierend die vor Ort Termine wirken müssen)

3. "Teufelsbande" hat diesmal mit den Motorradbanden eine ganz neue Thematik behandelt, kannst du schon verraten wohin es thematisch ungefähr mit "Die Hyäne" oder mit dem Holbe-Holbe "Giftspur" gehen wird?

Ich beginne mal mit "Giftspur", weil das der nächsterscheinende Titel ist. Es geht um Gift, klar, aber ich werde mit diesem Thema nicht nur ein, zwei Morde sonder auch die gesamte Nahrungsproduktion in Verbindung setzen. Außerdem geht es für die beiden Kommissare um Familie und ihren Wechsel des beruflichen und privaten Lebensmittelpunktes. Kein düsterer, manchmal eher ein augenzwinkernder Stoff, der mir beim Schreiben UND Korrekturlesen eine Menge Freude bereitet hat. Im Gegensatz zu Julia Durants brutalen Großstadtfällen ein ländlich-beschaulicher Kontrast, der trotz allen Idylls genügend Nährboden für einen perfiden Mörder bietet.
In "Die Hyäne" jagt die Polizei einen Serienkiller, dessen Treiben viel zu lange unentdeckt blieb. Natürlich geht es wieder um einen Fall aus der Realität und das Ganze wird sehr düsterer und sehr beklemmend, so viel kann ich schon jetzt sagen. Aber abgesehen von der Tatsache, dass jemand mordet und der Kripo Leichenteile zusendet, geht es noch um etwas anderes: Stalking. Ein sehr bewegendes Thema, zu dem ich einige Betroffene befragt habe. Es gibt davon erschreckend viele! Und auch für einen der Kommissare wird der neue Band sehr persönlich werden. Damit aber genug. Denn im Gegensatz zu Giftspur ist "Die Hyäne" noch nicht fertig geschrieben.


Vielen Dank, dass du dir Zeit für meine 3 Fragen genommen hast! Ich  bin schon sehr gespannt auf die neuen Bücher und besonders auf "Giftspur" freue ich mich riesig. Ich werde es dann auch hier Vorstellen, die Vielfältigkeit der Themen in den neuen Büchern gefällt mir schonmal ausgesprochen gut!

Sonntag, 12. Januar 2014

Rezension: High Love von Madlen Ottenschläger

Mit „High Love“ haben wir von vorablesen unseren letzten Gewinn, ein Buch aus den Verlosungen im Monat Dezember, erhalten und mittlerweile beide gelesen. Wir sollten das Buch lesen und ein paar Fragen dazu beantworten. Eigentlich wollten wir beide unseren Senf darauf verteilen. Susi hat aber dann überrascht festgestellt, dass wir uns manchmal doch ähnlicher sind als wir dachten... die Rezensionen waren so ähnlich, dass es jetzt einen Kombi-Artikel unserer beiden Meinungen gibt :-).

"High Love" von Madlen Ottenschläger
Carlsen choice Verlag
200 Seiten
8,99 € (Taschenbuch)









„High Love“ ist so eines dieser Bücher, die ich mir im Laden nie ausgesucht hätte. Um ehrlich zu sein habe ich bei vorablesen nicht einmal die Leseprobe geöffnet und war auch nicht so richtig begeistert, als gerade dieses Buch unser besonderer Gewinn zum „Blog des Monats“ war und wir nun darüber auch noch etwas sagen müssen.
Ich kann es kurz machen: obwohl ich recht negativ an das Buch herangegangen bin, habe ich es schnell durchgelesen und fand es insgesamt recht gut gelungen.
Die Story ist schnell erzählt. Nach den Sommerferien ist für Manja auf einmal alles anders, das coolste Mädchen der Schule möchte ihre Freundin sein, sie gehört plötzlich zur beliebten Clique und dann will auch noch der süße, sexy Moritz ihr Freund sein. Manjas Glück scheint perfekt, bis sie und ihre Clique sich immer mehr im kiffen und saufen verlieren.
High Love ist ein typischer Teenie Roman, der neben Themen wie der ersten Liebe und dem ersten Mal auch noch die Gefahren von Alkohol und Drogen (wie eben dem Kiffen) thematisiert. Die Richtung, in die sich die Handlung entwickelt, fand ich dabei etwas einseitig und gerade für junge Leser nicht ganz optimal. Stellenweise hatte ich das Gefühl, die Probleme die in der Gruppe entstehen werden sehr kurz und oberflächlich abgehandelt, Lösungen gar nicht geboten.
Das Buch ist kurzweilig und lässt sich schnell „weglesen“, der Schreibstil ist für meinen Geschmack etwas zu knapp und abgehackt, die Jugendsprache wiederum schön umgesetzt.
Insgesamt finde ich das Buch mittelmäßig. Weder besonders gut, noch besonders schlecht, aber mit Potential nach oben. In Leseratten ausgedrückt: 3 von 5 Leseratten für "High Love".


Und jetzt die Fragen vom Vorablesen-Team zu unserer Lektüre:

-    konnte man sich in die Charaktere hineinversetzen?
Manja war eine starke ich-Erzählerin, man hatte das Gefühl sehr direkt von den Geschehnissen zu erfahren, ihre Gefühle zu teilen und ich konnte mich dadurch gut in sie hineinversetzen. Ein wirklicher Pluspunkt des Buches.

-    war der Spannungsbogen/ die Erzählung überzeugend?
Der Spannungsbogen war leider etwas flach, der Vorbau der Geschichte bis zum eigentlichen Konflikt war mir etwas zu lang. Dadurch kam nur wenig Spannung auf und es ließ außerdem wenig Zeit für die Lösung der Konflikte.

-    was hat überrascht, was war erwartbar?
Mich hat überrascht, dass mich das Buch, trotz einiger Schwächen und obwohl ich in diesem Gebiet schwer zu begeistern bin, gefesselt und unterhalten hat. Erwartbar war aber, dass die Handlung leider an einigen Stellen etwas flach geblieben ist und einige Chancen der Geschichte nicht genutzt wurden.

-    ein Satz der das Buch treffend umschreibt?
„High Love“ ist ein unterhaltsamer Jugendroman über die erste große Liebe und die Gefahren, welche Drogen mit sich bringen.

Samstag, 11. Januar 2014

Rezension: Das Museum der Stille von Yoko Ogawa

Bei unserem letzten Weihnachtsbummel habe ich mir spontan "Das Museum der Stille" von Yoko Ogawa gegönnt und es mittlerweile durchgeschmökert.

"Das Museum der Stille" von Yoko Ogawa
Aufbau Taschenbuch Verlag
352 Seiten
9,99 € (Taschenbuch)










Der namenlose Protagonist in "Das Museum der Stille" ist ein Museumsexperte, der für einen ganz besonderen Auftrag in ein kleines Dorf in den Bergen Japans gekommen ist. Für eine schrullige Alte soll er ein Museum gestalten, dass Erinnerungsstücke von allen verstorbenen Dorfbewohnern des Örtchens vor dem Vergessen bewahrt.
"Das Museum der Stille" ist ein durch und durch ruhiges Buch. Passend zum Titel und dem langwierigen, anstrengenden Aufbau des Museums fügt sich sowohl der Erzählstil als auch die vielen detaillierten Beschreibungen wunderbar zur Geschichte.
Yoko Ogawa nutzt eine sehr bildreiche, feine Sprache und das Buch lebt von der dadurch entstehenden fast magischen Atmosphäre. Normalerweise lese ich recht schnell, an diesem Buch jedoch habe ich lange verweilt, einzelne Passagen mehrmals gelesen und oft pausiert. Nicht, weil es langweilig war, sondern weil man bei den schönen Beschreibungen verweilen möchte und am liebsten im Buch abtauchen würde. Dazu kommt, dass die Handlung einem viele Fragen aufgibt. Warum die Alte so ein Museum bauen und wahren möchte, wer die Menschen sind von denen ständig neue Erinnerungsstücke hinzukommen und was es mit all dem auf sich hat.
Und obwohl die Geschichte so ruhig und gleichmäßig ist, gibt es auch einige Nebenhandlungen, die dem ganzen die nötige Tiefe verleihen und einen noch mehr hineinziehen in die Geschichte.
"Das Museum der Stille" ist, trotz all dieser Qualitäten kein Buch, dass einen unbedingt sofort begeistert. Ich habe nach dem Ende des Buches eine ganze Weile gebraucht um es zu verdauen, ehe ich seine Qualitäten erkannt habe und ehe ich gemerkt habe, wie sehr sich diese kleine Geschichte in meinen Kopf gefressen hat. Erst daran habe ich wirklich gemerkt, wie besonders dieses Buch ist.
Trotzdem bleiben mir zu viele Fragen offen, auf zu vieles gibt es nichteinmal Hinweise, wo es doch in der Geschichte eine Rolle zu spielen scheint. Das Buch wirkte in dieser Hinsicht ein kleines bisschen unvollständig.
Insgesamt muss ich diesem Buch aber 4 von 5 Leseratten geben, da es mich lang beschäftigt hat, mir die Szenerien noch vor dem inneren Auge stehen und ich davon noch eine Weile zehren werde.

Freitag, 10. Januar 2014

Die zweite Sneak des Jahres: Homefront

Eigentlich wollten wir die super exklusive erste Sneak des Jahres am 01.01.2014 besuchen. Leider (oder doch auch schönerweiser) lag unter dem Weihnachtsbaum ein kleiner Silvesterausflug, sodass ich Alex leider um eine Woche vertrösten musste.



Kinostart: 23.01.2014

FSK 16

Spiellänge: 100 Minuten






Phil Broker (Jason Statham) war Undercover-Polizist für die DEA. Nach dem Tod seiner Frau zieht er mit seiner neunjährigen Tochter aufs Land. Dort will er Ruhe finden und seinem Kind ein normales Leben bieten. Aber seine Tochter eckt an, als sie einem Jungen auf dem Schulhof die Nase blutig schlägt, weil er sie nicht in Frieden lässt. Broker verschärft die Situation noch, weil er den Vater des Jungen vor dessen und der Augen seiner Frau demütigend zu Boden wirft. Daraufhin wendet sich die Frau an ihren Bruder (James Franco), der stadtbekannterweise Meth in seiner Werkstatt kocht. Als er entdeckt, dass Broker ein ehemaliger Undercover-Polizist ist, riecht er seine Chance weiter aufzusteigen, denn Broker war bei seinem letzten Einsatz enttarnt worden. Jetzt sinnt der inhaftierte Bikerdrogenboss auf Rache für seinen Sohn, der bei der Verhaftung ums Leben kam.

Aus meiner Sicht als Frau: Ich mag Jason Statham. Und ich mag auch seine coolen, wortarmen Filme. Aber dieser hat mich gähnen lassen. Lieber wäre ich an dem Abend früh ins Bett gegangen. Ich glaube, der Film war nichts halbes und nichts ganzes. Statham verprügelt in regelmäßigen Abständen irgendwelche Kerle, am Ende erschießt er jede Menge und FSK 16 ist wohl gerechtfertigt, wenn man fast detailgenau sieht, wo die Kugel den Schädel zerfetzt. Dazwischen ist er der liebevolle Vater, der seiner Tochter über den Tod der Mutter hinwegtröstet, ihre Katze unter Lebensgefahr rettet und mit der Schulpsychologin flirtet. Der Streifen war schrecklich vorherhsehbar und nur ein Spruch war wirklich cool und originell. Zwischendurch klangen neben Trauerbewältigung noch Drogensucht und die Auswirkungen häuslicher seelischer Gewalt für Kinder an. Viel zu viel, dass irgendetwas davon zusammen einen guten Film ergeben würde.

Aus der Sicht meiner männlichen Begleitung war der Film ok. Gut gedrehte Kampfszenen und dennoch Handlung mit witzigen Momenten. Endlich mal ein Männerfilm, dessen Schlussszene sich nicht über den halben Film erstreckte.

Alex und ich sagten: Sneak-O-Mat definitiv schlecht. Die Männer sagten: Nein, ok. Egal wie - wir waren alle vier ganz schön allein mit unserer Meinung. Das überwiegend junge Publikum entschied sich selbstbewusst für gut. Ich hoffe, sie haben einfach noch nicht so viele gute Filme gesehen.






Insgesamt wollen wir mal nicht so sein und entscheiden uns für drei von fünf Kinoratten. Ich selber würde ihn als nett an all die weiterempfehlen, die auf solche Art Filme stehen.



Mittwoch, 8. Januar 2014

Angehört: Wäre ich du, würde ich mich lieben von Horst Evers

Ich liebe Horst Evers! Bisher habe ich jedes Hörbuch und Buch von ihm verschlungen und kann einige Texte förmlich mitsprechen. Wenn ich mal wieder Probleme mit dem Drucker habe schaue ich mir dieses Video hier an und auch sonst hat Horst Evers schon viel für mich und meine Freunde getan. Zum Beispiel hat er uns die „Horst Evers Methode zum Tragen schwerer Gegenstände“ (wie Küchenarbeitsplatten) gelehrt. (Anm. d. Redaktion: Leider funktioniert diese Methode nur, wenn ein ambitionierter Dieb in der Nähe ist.)

"Wäre ich du, würde ich mich lieben" von Horst Evers
Argon Hörbuchverlag
5 Stunden, 28 Minuten
16,99 € 







„Wäre ich du, würde ich mich lieben“ ist auch diesmal wieder ein Feuerwerk skurriler Ideen. 
Es geht um das Alter, echten Berliner Bubble Tea mit Buletten, Campingausflüge bei Windstärke 8, Wurstbrote per Mail, Salami per Post (man sieht, Horst Evers hat eine enge Beziehung zu Wurstwaren), Rückenschäden beim Umzug, das Konzept Berge, schlimme Grippe und modernes Theater.
Ein Hörbuch, das themenmäßig eine ganze Reihe anderer Bücher oder Hörbücher ersetzen kann.
Natürlich bin ich ein bisschen voreingenommen, aber ich habe das Hörbuch von der Ersten bis zur Letzten CD einfach genossen. Der besondere Alltags-Humor von Horst Evers, zusammen mit seinen tollen Formulierungen und der witzigen Erzählweise haben das Hörbuch für mich zu einem riesen Spaß gemacht. Es muss ein seltsamer Anblick für meinen Mann gewesen sein, wie ich die letzten Abende seltsam kichernd oder unwillkürlich losprustend vor Lachen auf dem Sofa gelegen habe.

„Wäre ich du, würde ich mich lieben“ erzählt keine einzelne große Geschichte, sondern besteht aus vielen kleinen Episoden und Begebenheiten, welche Mal mehr, Mal weniger thematisch zusammenhängen. Allen Geschichten ist gemein, dass Horst immer irgendwie vom Pech verfolgt und vom Schicksal gebeutelt scheint, dabei die Welt aber äußerst schön analysiert und fast schon poetische Schlüsse zieht. Auch seine Gedankenspiele und „Erfindungen“ wie z.B. der „Ich-hör-gar-nicht-mehr-zu-Sack“ sind einfach zum Schreien komisch.

Ich möchte gar nicht viel mehr verraten, möchte aber Horst Evers dringend allen ans Herz legen, die einen Hang zu Ironie und Sarkasmus, skurrilen Ideen und kleinen Geschichten haben.
Horst Evers macht süchtig, wer noch nichts von ihm kennt sollte auch noch in „Die Welt ist nicht immer Freitag“ reinhören, am besten gemeinsam mit eurem Glücksbrötchen!

Natürlich gibt es von mir 5 von 5 kichernden Leseratten für Horsts neues Buch!



Noch ein kleines philosopisches Video von Horst Evers von euch aus dem Programm "Schwitzen ist, wenn Muskeln weinen"

Montag, 6. Januar 2014

Wir wurden getaggt: Blogger packen aus!

Catherine und Madeleine vom Buchlingreport haben uns getaggt und ich habe das kürzere Streichhölzchen die ehrenvolle Aufgabe Rede und Antwort zu stehen. Los gehts!


Die Regeln:
- erwähne den Blogger, der dich getaggt hat
- beantworte die Fragen
- tagge mindestens 5 weitere Blogger


Die Fragen:

1. Welche Art von Blog liest du am liebsten? Und warum?

Seit ich bei vorablesen und in diversen Buch-Communities unterwegs bin lese ich vor allem Literatur-Blogs, weil ich nicht genug von neuen Buchentdeckungen bekommen kann. Vorher habe ich mich primär auf witzigen Blogs (Fantasy Blog NERD Wiki... ich liebe es, der Typ hat einen tollen Humor) oder Erfahrungsberichten starker Persönlichkeiten festgelesen.


2. In welchen Laden gehst du gerne um einzukaufen?

Die meisten Einkaufstouren von meinem Mann und mir beginnen im Karstadt und gehen dann über P&C unwillkürlich zu Thalia und Media Markt... egal wofür wir eigentlich losgehen wird unverhältnismäßig viel Zeit in letzten beiden verbracht. ;-)

3. Welchen Blog liest du am längsten?

Sternthalers Blog *Seitenweise* begleitet mich seit ich bei vorablesen eingestiegen bin, weil ihre Rezensionen mir von Anfang an immer super gefallen haben. Das war auch der erste Blog, dem ich dann per GFC gefolgt bin.

4. Welchen Blog hast du zuletzt abonniert und warum?

Bei Die Liebe zu den Büchern habe ich zuletzt auf "Beitreten" geklickt, weil es einer meiner "Vorbild-Blogs" geworden ist. Das Layout gefällt mir ausgesprochen gut und die Richtung der vorgestellten Bücher passt (wie bei den Mädels vom Buchlingreport) genau in mein Beuteschema.

5. Welche 3 Blogs favorisiert du? Und warum?

Das kann ich nicht... es gibt einfach zu viele tolle Blogs, wirklich regelmäßig lese ich Folgende:
- Sternthalers Blog *Seitenweise*
- Kathrin Everdeen
- Buchlingreport
- Die Liebe zu den Büchern
- Seitenblicke

Und warum? Weil sie toll sind :-)


6. Magst du Bloggerparaden, Challenges oder Aktionen? Veranstaltest du selbst welche oder nimmst du lieber nur daran teil?

Bloggerparaden finde ich generell spannend und würde wohl auch gern mal daran teilnehmen, da wir noch so neu sind ist es bisher nicht dazu gekommen.
Einen Anfang hat Susi ja jetzt schon gemacht und unsere erste kleine Challenge ins Leben gerufen. Wir sind gespannt wie sich das entwickeln wird!

7. Würdest du sagen, dass sich dein Kaufverhalten durch das Bloggen verändert hat? Und warum?

Um auf dem Laufenden zu bleiben schaue ich regelmäßig in verschiedenste Verlagsprogramme, das habe ich früher nie gemacht und war damit auch deutlich sicherer vor dem häufigen "Verlieben", was mir im Moment passiert. Unterm Strich gebe ich seit der Blog besteht deutlich mehr für Bücher aus, habe aber auch schon viel Glück gehabt und Unterstützung von tollen Verlagen erhalten.

8. Planst du deine Posts für den Monat? Wie kommst du auf die Postideen? Von wem lässt du dich inspirieren?

Susi hatte die tolle Idee für den Blog einen gemeinsamen Google Calendar zu pflegen. Der ist echt die Rettung für unsere Planung. Wir haben beide ständig neue Ideen, lesen viele Bücher und können so immer gleich alles notieren was uns in den Kopf schießt und sogar schon konkret einem Tag zuordnen.

9. Ganz ehrlich, beantwortest du alle Kommentare bzw. Mails usw.?

Wir versuchen es. Da es noch nicht so viele sind klappt es auch meistens, aber manchmal rutscht doch einer durch. Die Kommunikation mit Lesern und anderen Bloggern war einer der größten Anreize für uns mit dem Read Pack an den Start zu gehen, von daher genießen wir diesen Teil des Blogs besonders.

10. Zum Schluss: hast du Tipps für Blog-Anfänger, die gerne mit ihrem Blog durchstarten möchten und mehr Menschen erreichen wollen?

Einfach loslegen! Überlegt euch worum es gehen soll und fangt an. Hilfreich sind auch andere Blogger mit denen man in Kontakt treten und den eigenen Blog entwickeln kann, das macht einem vor allem am Anfang wenn die Besucherzahlen so mickrig aussehen Mut.


Ok, kurzer Zwischenstand, nochmal zur Erinnerung:

- erwähne den Blogger, der dich getaggt hat
- beantworte die Fragen
- tagge mindestens 5 weitere Blogger

Ich bin ein Rebell. Ja, richtig, ich tagge hiermit keine 5 speziellen Blogger, einfach weil ich nicht einschätzen kann wer Lust hätte mitzumachen.
Viel besser! Jeder der das hier liest darf sich einen der hübsch verpackten Tags vom Stapel nehmen, sie liegen am Ausgang für alle bereit ;-)

Sonntag, 5. Januar 2014

Rezension: Die Engelmacherin von Camilla Läckberg

Bei Vorablesen hatte ich im Dezember richtig Glück, trotz unheimlich vielen Teilnehmern durfte ich „Die Engelmacherin“ von Camilla Läckberg lesen, das schon seit ich es in der Verlagsvorschau gesehen habe auf meinem Wunschzettel stand. Jetzt habe ich es beendet und bin begeistert!

"Die Engelmacherin" von Camilla Läckberg
464 Seiten
19,99 € (Hardcover)

(Eine Leseprobe von vorablesen findet ihr hier)







Ebba Stark kommt gemeinsam mit ihrem Mann zurück in ihr Geburtshaus nach Fjällbacka, um den Tod ihres Sohnes zu verarbeiten. Zwar ist es das Haus ihrer Eltern, doch Ebba hat keinerlei Erinnerungen an ihre Familie oder das Leben dort. Die Familie verschwand 1974 ohne jede Spur, nur Ebba ließen sie zurück. Als nach Ebbas Rückkehr ein Mordanschlag auf sie verübt wird, kommt ihr die Vergangenheit näher, als ihr lieb ist.
„Die Engelmacherin“ war mein erster Krimi von Camilla Läckberg und hat mich absolut begeistert. Man steht sofort mitten in der Geschichte um Ebba und ihren Mann Marten, taucht aber auch in die Passagen aus der Vergangenheit des alten Hauses sehr schnell ab. Ich mag es immer, wenn in Geschichten mehrere Zeitebenen verbunden werden. In wenigen Büchern ist das so gut gelungen wie hier. Die Passagen aus der Vergangenheit sind allesamt recht kurz und bilden eine Auflockerung der Geschichte ohne sie auseinander zu reißen, schaffen es trotz aller Knappheit aber selbst, einen eigenen Erzählstrang zu entwickeln (dem man unbedingt folgen möchte). Am Ende wird dann einfach alles fantastisch verbunden.
Bemerkenswert sind auch die Charaktere des Buches, sie wirken alle sehr detailliert und liebevoll herausgearbeitet. Trotz einer Menge an Protagonisten hatte ich so nie das Gefühl, dass mir einzelne Charaktere entgehen oder ich sie nicht auseinanderhalten kann. Das passiert mir oft, wenn sie zu blass dargestellt bleiben.
„Die Engelmacherin“ ist ein Krimi mit einer klugen Handlung, der perfekt geschichtliche Fakten und eine spannende Geschichte verwebt. Auch hier ist es gelungen ohne viel Blutvergießen über einen langen Zeitraum die Spannung aufrecht zu erhalten und den Leser bis zum Ende zu fesseln. Das macht für mich einen guten Krimi aus. Dass die geschichtlichen Hintergründe so exakt recherchiert waren hat mich dann völlig fasziniert. (Ich habe alles nachgeschlagen und war begeistert wie viele Details in die Handlung eingewoben wurden.)
Nicht alle Wendungen und Lösungen kamen wirklich überraschend, aber insgesamt hat mich das Buch trotzdem bis zum Ende gebannt. Ich kann daher mal wieder nicht anders (ich hoffe Susi schimpft nicht zu sehr ;-)...) und muss dem Buch 5 von 5 Leseratten verleihen!
 

Vielen Dank an Vorablesen und den List Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Samstag, 4. Januar 2014

Rezension: Wie die Franzosen die Liebe erfanden von Marilyn Yalom

Ich hatte mal wieder Glück bei vorablesen! Obwohl Glück hier wohl eher heißt, einer von nur 159 gewesen zu sein. Bei 100 Freiexemplaren also fast eine sichere Bank und im Nachhinein bin ich sehr froh darüber.


"Wie die Franzosen die Liebe erfanden" von Marilyn Yalom Graf Verlag

420 Seiten (plus 23 Seiten Anmerkungen und Personenregister)

22,99 € (Hardcover)









Es ist ein Sachbuch. Seine Geschichte ist die französische Literatur der letzten 900 Jahre. Allein das erfüllt einen mit Ehrfurcht und Angst. Wer will sowas lesen? Außer sie oder er studiert französische Literatur.

Aber hier liegt der besondere Zauber dieses Buches - man möchte es lesen! Man möchte es gerade zu verschlingen und wünscht sich gleichzeitig die Zeit zu haben all das, was die Autorin beschreibt, parallel lesen zu können.

Marilyn Yalom erzählt in beschwingter Leichtigkeit von der Geschichte und der Seele der Franzosen, fasst etliche Bücher zusammen, erzählt dutzende Biografien und hat immer eine Anekdote aus oder eine Verbindung zu ihrem eigenen Leben parat. Es ist unglaublich. Vor allem, wenn man sich nur für einen Moment vergegenwärtigt, welches Wissen, welche Recherche, welche Arbeit hinter einem solchen Werk steckt. Es ist wahrlich ein Lebenswerk.

Es ist spannend, interessant, lehrreich, unterhaltsam, amüsant und eine Sammlung der schönsten, schaurigsten und unglaublichsten Liebesgeschichten. Denn die meisten sind wahr. Jeder der Biografien mag, kann es lesen. Aber auch jeder, der sich für Frankreich, die Liebe und Literatur interessiert. Eigentlich jeder, der das hier gerade liest - denn es ist vor allem eine Besprechung aller großen Werke und Schriftsteller Frankreichs. Und dazu aus der Sicht einer Amerikanerin, die trotz ihrer prüden Heimat auch mehrere Kapitel der gleichgeschlechtliche Liebe widmet.

Ich könnte noch seitenweise so weiter erzählen - daher bleibt mir nur eins: Fünf von fünf Leseratten für dieses erstaunliche Buch, an dem ich keinen Makel finden kann und das wohl noch lange in meinem Bücherregal verbleiben wird und das ich noch oft in de Hand nehmen werde. Schon allein, weil es sehr viele gut abgehobene Zitate enthält und damit ein Quelle für viele Liebesbekundungen darstellt. Und deswegen auch ein Platz auf der Top Twenty Liste.

Freitag, 3. Januar 2014

Angelesen: Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung von Valentina D'Urbano

Herje! Die Sub-Liste wächst und wächst und vorablesen nimmt richtig Fahrt auf. Diese Woche ist wieder etwas für mich dabei und nachdem mein letzter Gewinn sich als echtes Juwel entpuppt hat (näheres gibt es morgen), kann ich nicht widerstehen.



"Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung" von Valentina D'Urbano dtv

280 Seiten

14,90 € (Taschenbuch)


Erscheint: 01.02.2014

(Eine Leseprobe von vorablesen findet ihr hier)



Beatrices geht zu der Beerdigung ihres besten Freundes Alfredo, sie ist erst 21. Sie ist in einem Armutsviertel aufgewachsen, in dem jeder seine Wohnung besetzt hält. Während sie kurz die Beerdigung beschreibt und wie sie Alfredo kennen gelernt hat, scheint sie hin und her gerissen zu sein. Man weiß nicht wirklich, wie genau die Beziehung zwischen den beiden ausgesehen hat und ob sie ihn trotz ihrer offensichtlich schlechten Meinung von seinem Charakter geliebt hat oder erst jetzt erkennt, dass sie ihn liebte und diese Ausbrüche gegen ihn aus der Trauer und der Wut kommen.

Die Geschichte nahm mich sofort gefangen: Wie ein Feuerwerk explodierten die Fragen in meinem Kopf. Die Sprache ist sehr authentisch und wechselt so schnell, dass man das Gefühl hat mitten in dem verwirrten, wütenden Kopf von Beatrice zu sein. Ich bin sehr gespannt, wohin die Reise von Beatrice weitergehen wird.