Für mich gab es heute zu Halloween ganz besonderen Horror: neben schlimmen Rückenschmerzen hatte ich noch mit einer kaputten Autobremse zu kämpfen und verstecke mich jetzt vor den kleinen klingelnden Gespenstern, weil wir keine Süßigkeiten im Haus haben. Zu all dem Horror passt gut das Buch, das ich euch heute vorstellen möchte...
Als frischgebackene „Blogmutti“ habe ich endlich eine Ausrede vor mir selbst mal ein bisschen herum zu experimentieren. Ich probiere gern verschiedene Genres und Erzählformen aus, bisher hatte ich mich aber noch nicht an Graphic Novels herangewagt. Das wollte ich ändern. Als Erstling habe ich mir „Haarmann“ von Peer Meter und Isabel Kreitz ausgesucht.
„Haarmann“ von Peer Meter und Isabel Kreitz
Carlsen Verlag
176 Seiten
19,90 € (Hardcover)
Trailer zum Buch auf Youtube
Kurz nach dem zweiten Weltkrieg verschwinden in Hannover unzählige junge Männer, viele von ihnen waren auf der Durchreise und kamen nie an ihrem Ziel an. Als dann an den Ufern des Flusses Leine immer mehr menschliche Knochen gefunden werden ist schnell klar: ein Menschenschlächter treibt sein Unwesen in Hannover.
Friedrich Haarmann ist ein stadtbekannter Hehler, Kleinkrimineller und Homosexueller. Er saß schon mehrfach in der Psychiatrie und ihm wurde ein "unheilbarer angeborener Schwachsinn" diagnostiziert. Nun ist er wieder auf freiem Fuß und verdingt sich sogar als Spitzel der Polizei, er "ermittelt" im Schwulenmillieu der Stadt. Als in den Fällen der vermissten Jungen Haarmann ins Visier gerät wird dies daher von den zuständigen Behörden zuerst noch verworfen. Gegen die unschöne Wahrheit kann sich jedoch irgendwann keiner mehr wehren.
Zur Geschichte von „Haarmann“ ist nicht viel zu sagen. Das Buch basiert auf einem wahren Kriminalfall und erzählt diesen geradlinig und anschaulich. Der Einstieg in die Erzählung wird über die gefundenen Knochen am Flussufer der Leine und die Mutmaßungen der Anwohner gesetzt. Einen schönen Bogen spannt dazu das Ende des Buches das ein Reim des „Haarman-Liedes“ bildet. Dieser Reim wurde damals von der Bevölkerung aus einem beliebten Opernlied umgereimt: „Warte, warte nur ein Weilchen, bald kommt Haarmann auch zu dir, mit dem kleinen Hackebeilchen, macht er Schabefleisch aus dir.“ Die Mutmaßungen und Gespräche der Bevölkerung haben einen großen Anteil im Buch und es war spannend zu verfolgen wie sich diese Gespräche entwickeln.
Die Stimmung im Buch ist durch die detaillierten aber sehr dunklen Schwarzweißzeichnungen passend zur düsteren Geschichte. Alles bekommt einen leicht „schmutzigen“ und dunklen Hauch und hat dadurch das Flair eines alten Schwarzweißfilmes. Das hat wunderbar zur Geschichte gepasst. Auch die Reihenfolge der Bilder hat zum Teil den Eindruck eines Filmes gemacht. Denn neben vielen Abschnitten mit vielen Textpassagen und langen Dialogen gab es tolle Szenenbilder, welche die Geschichte untermalt haben.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, nach der Geschichte wurde in einem separaten Kapitel noch einiges an Informationen zum Fall Haarmann geliefert was die Graphic Novel dann endgültig abgerundet hat. Schöner hätte ich es gefunden, wenn diese Informationen etwas mehr in die Handlung mit eingewoben worden wären. So wie die Mutmaßungen der Bevölkerung hätten sie dort die Geschichte gut ergänzt. Insgesamt vergebe ich 4 von 5 Leseratten.
Manchmal ist der wahre Horror schrecklicher als jede erdachte Geschichte.
Donnerstag, 31. Oktober 2013
Mittwoch, 30. Oktober 2013
Angelesen: Die grüne Bluse meiner Schwester von Gerdur Kristny
Eine ganze Weile habe ich mich jetzt bei vorablesen zurückgehalten. Ich habe im Moment viel guten Lesestoff und bin durch den Blog auch ganz schön beschäftigt. Trotzdem möchte ich diese Woche mal wieder einsteigen bei den Leseproben von vorablesen.
Diesmal gab es eine Leseprobe zu:
"Die grüne Bluse meiner Schwester" von Gerdur Kristny
List Verlag
(die Leseprobe von Vorablesen findet ihr hier)
„Die grüne Bluse meiner Schwester“ von Gerdur Kristny verspricht leichte Herbstlektüre zu werden. Die Ich-Erzählerin Frida berichtet von ihrer Familie, ihrer Arbeit und ihren Zielen. Fridas Vater ist gestorben und hinterlässt eine tiefe Lücke in ihrem Leben. Sie erzählt dahher viel von Erlebnissen mit ihren Eltern. Frida selbst war immer Papas Liebling, die Schwester ein Mamakind. Die Geschichte einer ganz normalen Familie eben. Daneben gibt es kurze Berichte über Fridas Arbeit und ihre Chefin, die gleichzeitig ihre Freundin und Vermieterin ist. Insgesamt treibt die Geschichte recht ziellos voran. Zwar liest sich das Buch angenehm (bis auf die vielen isländischen Namen) aber ich hatte mir mehr über die Eigenarten der Familienmitglieder, mehr Familiengeschichte und Konflikte erhofft. Im Moment bin ich einfach noch sehr unsicher, wohin sich das Buch entwickeln wird. Wirklich begeistern konnte mich die Leseprobe bis dahin nicht.
Falls ich bei der Auslosung Glück habe werde ich euch demnächst vom Buch berichten. Vielleicht kann mich die Geschichte ja doch noch überraschen. Sollte ich nicht gewinnen werde ich es mir erstmal nicht kaufen, so richtig ist der Funke einfach nicht übergesprungen.
Diesmal gab es eine Leseprobe zu:
"Die grüne Bluse meiner Schwester" von Gerdur Kristny
List Verlag
(die Leseprobe von Vorablesen findet ihr hier)
„Die grüne Bluse meiner Schwester“ von Gerdur Kristny verspricht leichte Herbstlektüre zu werden. Die Ich-Erzählerin Frida berichtet von ihrer Familie, ihrer Arbeit und ihren Zielen. Fridas Vater ist gestorben und hinterlässt eine tiefe Lücke in ihrem Leben. Sie erzählt dahher viel von Erlebnissen mit ihren Eltern. Frida selbst war immer Papas Liebling, die Schwester ein Mamakind. Die Geschichte einer ganz normalen Familie eben. Daneben gibt es kurze Berichte über Fridas Arbeit und ihre Chefin, die gleichzeitig ihre Freundin und Vermieterin ist. Insgesamt treibt die Geschichte recht ziellos voran. Zwar liest sich das Buch angenehm (bis auf die vielen isländischen Namen) aber ich hatte mir mehr über die Eigenarten der Familienmitglieder, mehr Familiengeschichte und Konflikte erhofft. Im Moment bin ich einfach noch sehr unsicher, wohin sich das Buch entwickeln wird. Wirklich begeistern konnte mich die Leseprobe bis dahin nicht.
Falls ich bei der Auslosung Glück habe werde ich euch demnächst vom Buch berichten. Vielleicht kann mich die Geschichte ja doch noch überraschen. Sollte ich nicht gewinnen werde ich es mir erstmal nicht kaufen, so richtig ist der Funke einfach nicht übergesprungen.
Dienstag, 29. Oktober 2013
Bild&Wort: Innere Schönheit
Als ich nach London fuhr, hatte ich Fotoshootingpläne. So mach ich das immer: Wegfahren und Urlaub hat für mich auch viel damit zu tun, welche Bilder ich machen kann. Und dieses Mal war mein Ziel der Träume "Young Dancer" eine Ballerinastatue, die sich schon auf familiären Bildern mehrfach verewigt hatte.
"Über die Dauer der Zeit, nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an."
Marc Aurel
"Über die Dauer der Zeit, nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an."
Marc Aurel
Montag, 28. Oktober 2013
Montagsfrage #4 von Paperthin
Heute mal nur ich! Und das liegt einzig an der Montagsfrage von Paperthin in dieser Woche:
"Zu welcher Tageszeit liest du am liebsten?"
Denn Alex liest immer und überall! Es ist euch sicher schon aufgefallen, dass sie wesentlich mehr postet als ich - weil sie schlicht und ergreifend mehr liest als ich.
Aber auch ich habe keine festen Lesezeiten, obwohl ich schon so gegen Nachmittag/Abend tendiere. In einem kurzen Experiment hab ich mal versucht, früh zu lesen, um so früher aufzustehen (ich schlafe frühs in etwa fünf bis sechs mal wieder ein). Hat wie alle Versuche eine Woche gewirkt -.- .
Ich bin eher ein ortsgebundener Leser, weil ich in meiner Jugend vor allem die Zeiten in der Straßenbahn mit Lesen verbracht habe oder bei Sonnenschein auf Omas Rasen. Deswegen lese ich heute noch vor allem, wenn ich unterwegs bin. Aber wegen Alex und unserem kleinen Projekt fang ich langsam an, auch wieder abends statt den Fernseher anzumachen, ein Buch in die Hand zu nehmen! Danke dafür!
Sonntag, 27. Oktober 2013
Rezension: Die drei Leben der Tomomi Ishikawa von Benjamin Constable
Eine ganz liebe Freundin hat „Die drei Leben der Tomomi Ishikawa“ von Benjamin Constable über Vorablesen erbeutet und war so lieb mir das Buch zu leihen. Ich hatte bei der Verlosung nämlich auch mitgemacht, aber leider kein Glück dabei.
„Die drei Leben der Tomomi Ishikawa“ von Benjamin Constable
script5 Verlag
383 Seiten
18,95 € (Hardcover)
(eine Leseprobe von Vorablesen findet ihr hier)
Tomomi Ishikawa und Benjamin Constable sind enge Freunde, sie können nächtelang über das Leben philosophieren und scheinen sich in mancher Hinsicht doch kaum zu kennen. Eines Tages erreicht Ben ein Brief von Tomomi, in dem sie ihm mitteilt, dass sie tot ist. Ben fällt aus allen Wolken, gleichzeitig ist er verunsichert von Tomomis Brief. Sie gibt ihm darin seltsame Anweisungen und startet eine Art Schnitzeljagd, die ihn ihr näherbringen soll. Diese Spurensuche führt Ben mittels Briefen und Notizbüchern, Mails und in ganz Paris verteilten Hinweisen durch wichtige Stationen in Tomomis Leben. Er landet schließlich gar in New York, wo Tomomi aufwuchs und lernt seine Freundin endlich kennen.
„Die drei Leben der Tomomi Ishikawa“ hat eine wunderschöne, philosophisch-träumerische Sprache und liest sich trotzdem leicht und flüssig. So kam es, dass ich unglaublich schnell in die Geschichte eingetaucht bin. Die moderne Schnitzeljagd, die Tomomi für ihren Freund gestaltet, hat mich richtig fasziniert. Das Besondere ist nicht allein die Suche von Ben nach der Wahrheit über seine Freundin, sondern dass der Leser dabei genauso mitzweifelt und spekuliert wie die Hauptfigur selbst. Was ist wahr an dem was Tomomi schreibt? Hat sie all das wirklich erlebt? Was ist sie für ein Mensch?
Stück für Stück taucht Ben tiefer in die Geheimnisse um Tomomi ein und gleichzeitig ergeben sich immer seltsamere Situationen und Begegnungen. An manchen Stellen tauchen mehr Fragen als Antworten auf und haben bei mir den Wunsch zu erfahren wie das nun alles zusammenpasst immer weiter angetrieben. Die Charaktere geben der Geschichte eine ganz besondere Stimmung. Sie sind geheimnisvoll, widersprüchlich und wirken einfach lebendig, so seltsam sie sich auch manchmal verhalten. Ben, der die Geschichte aus seiner Perspektive schildert, scheint Autor, Protagonist und gleichzeitig der Berater des Lesers zu sein. An einigen Stellen ist es, als wendet sich Ben direkt an den Leser, teilt seine eigenen Zweifel mit, dann wiederum schildert er seine Erlebnisse unmittelbar und ungefiltert ohne konkreten Adressaten.
Für mich wurde dieses Buch zu einem wirklichen Highlight weil es mit Erwartungen und Realitäten spielt. Weil einem die Geschichte und ihre Auflösung, nachdem man das Buch zuschlägt, noch eine Weile im Kopf herumspukt. Die Geschichte ist einfach ganz besonders konstruiert. Ich hatte ein bisschen Angst vor dem Ende, bei derart aufgebauten Geschichten besteht die Gefahr, dass das Ende enttäuschen wird. Ich werde natürlich nichts verraten, kann nur aus meiner Sicht sagen, dass das Buch für mich einen “unspektakulären“ aber in sich gerade daher so logischen und fantastischen Schluss gefunden hat. Es hat dann einfach alles zusammengepasst. Deswegen, kurz und gut: 5 von 5 Leseratten.
(P.S. ich habe echt ein schweres Los im Moment: ein gutes Buch nach dem anderen liegt auf meinem Bücherstapel und obwohl ich euch wirklich gern zeigen würde, dass ich auch kritisch sein kann muss ich einfach meine überschwängliche Begeisterung mit euch teilen ;-)... ich hoffe es wird mir verziehen)
„Die drei Leben der Tomomi Ishikawa“ von Benjamin Constable
script5 Verlag
383 Seiten
18,95 € (Hardcover)
(eine Leseprobe von Vorablesen findet ihr hier)
Tomomi Ishikawa und Benjamin Constable sind enge Freunde, sie können nächtelang über das Leben philosophieren und scheinen sich in mancher Hinsicht doch kaum zu kennen. Eines Tages erreicht Ben ein Brief von Tomomi, in dem sie ihm mitteilt, dass sie tot ist. Ben fällt aus allen Wolken, gleichzeitig ist er verunsichert von Tomomis Brief. Sie gibt ihm darin seltsame Anweisungen und startet eine Art Schnitzeljagd, die ihn ihr näherbringen soll. Diese Spurensuche führt Ben mittels Briefen und Notizbüchern, Mails und in ganz Paris verteilten Hinweisen durch wichtige Stationen in Tomomis Leben. Er landet schließlich gar in New York, wo Tomomi aufwuchs und lernt seine Freundin endlich kennen.
„Die drei Leben der Tomomi Ishikawa“ hat eine wunderschöne, philosophisch-träumerische Sprache und liest sich trotzdem leicht und flüssig. So kam es, dass ich unglaublich schnell in die Geschichte eingetaucht bin. Die moderne Schnitzeljagd, die Tomomi für ihren Freund gestaltet, hat mich richtig fasziniert. Das Besondere ist nicht allein die Suche von Ben nach der Wahrheit über seine Freundin, sondern dass der Leser dabei genauso mitzweifelt und spekuliert wie die Hauptfigur selbst. Was ist wahr an dem was Tomomi schreibt? Hat sie all das wirklich erlebt? Was ist sie für ein Mensch?
Stück für Stück taucht Ben tiefer in die Geheimnisse um Tomomi ein und gleichzeitig ergeben sich immer seltsamere Situationen und Begegnungen. An manchen Stellen tauchen mehr Fragen als Antworten auf und haben bei mir den Wunsch zu erfahren wie das nun alles zusammenpasst immer weiter angetrieben. Die Charaktere geben der Geschichte eine ganz besondere Stimmung. Sie sind geheimnisvoll, widersprüchlich und wirken einfach lebendig, so seltsam sie sich auch manchmal verhalten. Ben, der die Geschichte aus seiner Perspektive schildert, scheint Autor, Protagonist und gleichzeitig der Berater des Lesers zu sein. An einigen Stellen ist es, als wendet sich Ben direkt an den Leser, teilt seine eigenen Zweifel mit, dann wiederum schildert er seine Erlebnisse unmittelbar und ungefiltert ohne konkreten Adressaten.
Für mich wurde dieses Buch zu einem wirklichen Highlight weil es mit Erwartungen und Realitäten spielt. Weil einem die Geschichte und ihre Auflösung, nachdem man das Buch zuschlägt, noch eine Weile im Kopf herumspukt. Die Geschichte ist einfach ganz besonders konstruiert. Ich hatte ein bisschen Angst vor dem Ende, bei derart aufgebauten Geschichten besteht die Gefahr, dass das Ende enttäuschen wird. Ich werde natürlich nichts verraten, kann nur aus meiner Sicht sagen, dass das Buch für mich einen “unspektakulären“ aber in sich gerade daher so logischen und fantastischen Schluss gefunden hat. Es hat dann einfach alles zusammengepasst. Deswegen, kurz und gut: 5 von 5 Leseratten.
(P.S. ich habe echt ein schweres Los im Moment: ein gutes Buch nach dem anderen liegt auf meinem Bücherstapel und obwohl ich euch wirklich gern zeigen würde, dass ich auch kritisch sein kann muss ich einfach meine überschwängliche Begeisterung mit euch teilen ;-)... ich hoffe es wird mir verziehen)
Samstag, 26. Oktober 2013
Filmrezension: Victoria die junge Königin
In Vorbereitung zu meinem London Trip habe ich mir "Victoria die junge Königin" angesehen, um mich ein bisschen in die englische Geschichte einzufühlen, die in Großbritanniens Hauptstadt allgegenwärtig ist und war überrascht von der emotionalen Tiefe des Films.
Spiellänge: 100 Minuten
Produktionsjahr: 2009
6,97 € (DVD) bzw. 8,97 € (Blu-ray)
Wenn ich an Königin Victoria denke, habe ich immer das Bild von ihr als alter Frau vor mir. Ich kannte die Geschichte von ihr und ihrem Mann Albert bereits und dass ihre Liebe so groß war, dass sie, obwohl sie ihn fast 40 Jahre überlebte, bis zu ihrem Lebensende um ihn trauerte. Und ich kenne natürlich den in Stein gehauenen Liebesbeweis: Die Royal Albert Hall. Dennoch konnte der Film mir eine ganz neue Sichtweise eröffnen.
Der Film beginnt kurze Zeit vor der Thronbesteigung von Königin Victoria. Es fällt einem am Anfang sehr schwer zu folgen, da man die Machtverhältnisse und die zahlreichen damit verbundenen Personen nur präsentiert und nicht weiter erläutert bekommt. Es war dennoch möglich.
Sehr schnell tritt Albert in ihr Leben, denn eigentlich sollte er nur aus machtpolitischen Gründen, um den Einfluss seiner adligen Familie zu stärken, um ihr Herz werben. Bald stellen die beiden aber fest, dass sie unabhängig davon sich sehr ähnlich sind und es entsteht zunächst eine innige Briefbeziehung zwischen den beiden.
Der Film zeigt in wunderbarer Weise diese besondere und tiefe Beziehung und man fiebert mit, wann sie endlich zueinander finden werden: Sie will zum einen nicht so schnell wieder unter den Einfluss von jemandem geraten, denn ihr ganzes bisheriges Leben wurde sie von ihrer Mutter und John Conroy, einem Adligen, der hoffte über sie indirekt Macht ausüben zu können, unterdrückt. Er konnte zum anderen aufgrund ihrer hohen Stellung ihr selber keinen Antrag machen.
Ich bin so froh, dass diese wunderschöne Liebesgeschichte mit Emily Blunt und Rupert Friend junge Gesichter bekommen hat und so herzergreifend und dennoch - historisch wertvoll möchte ich es mal nennen - umgesetzt worden ist. Der Film ist vielleicht keine Ansammlung von geschichtlichen Fakten und Details, aber dennoch gut recherchiert und gleichzeitig unfassbar romantisch. Ein Muss für alle, die während Filmen gerne laut aufseuzen.
Für diesen wunderbaren Film, der sowohl Geschichte als auch Romantik vereint und dabei so leicht ist, dass man ihn immer wieder sehen kann, vergebe ich vier von fünf Kinoratten. Und eine besondere Empfehlung für alle Großbritannienfans und Romantikliebhaber!
Spiellänge: 100 Minuten
Produktionsjahr: 2009
6,97 € (DVD) bzw. 8,97 € (Blu-ray)
Wenn ich an Königin Victoria denke, habe ich immer das Bild von ihr als alter Frau vor mir. Ich kannte die Geschichte von ihr und ihrem Mann Albert bereits und dass ihre Liebe so groß war, dass sie, obwohl sie ihn fast 40 Jahre überlebte, bis zu ihrem Lebensende um ihn trauerte. Und ich kenne natürlich den in Stein gehauenen Liebesbeweis: Die Royal Albert Hall. Dennoch konnte der Film mir eine ganz neue Sichtweise eröffnen.
Der Film beginnt kurze Zeit vor der Thronbesteigung von Königin Victoria. Es fällt einem am Anfang sehr schwer zu folgen, da man die Machtverhältnisse und die zahlreichen damit verbundenen Personen nur präsentiert und nicht weiter erläutert bekommt. Es war dennoch möglich.
Sehr schnell tritt Albert in ihr Leben, denn eigentlich sollte er nur aus machtpolitischen Gründen, um den Einfluss seiner adligen Familie zu stärken, um ihr Herz werben. Bald stellen die beiden aber fest, dass sie unabhängig davon sich sehr ähnlich sind und es entsteht zunächst eine innige Briefbeziehung zwischen den beiden.
Der Film zeigt in wunderbarer Weise diese besondere und tiefe Beziehung und man fiebert mit, wann sie endlich zueinander finden werden: Sie will zum einen nicht so schnell wieder unter den Einfluss von jemandem geraten, denn ihr ganzes bisheriges Leben wurde sie von ihrer Mutter und John Conroy, einem Adligen, der hoffte über sie indirekt Macht ausüben zu können, unterdrückt. Er konnte zum anderen aufgrund ihrer hohen Stellung ihr selber keinen Antrag machen.
Ich bin so froh, dass diese wunderschöne Liebesgeschichte mit Emily Blunt und Rupert Friend junge Gesichter bekommen hat und so herzergreifend und dennoch - historisch wertvoll möchte ich es mal nennen - umgesetzt worden ist. Der Film ist vielleicht keine Ansammlung von geschichtlichen Fakten und Details, aber dennoch gut recherchiert und gleichzeitig unfassbar romantisch. Ein Muss für alle, die während Filmen gerne laut aufseuzen.
Für diesen wunderbaren Film, der sowohl Geschichte als auch Romantik vereint und dabei so leicht ist, dass man ihn immer wieder sehen kann, vergebe ich vier von fünf Kinoratten. Und eine besondere Empfehlung für alle Großbritannienfans und Romantikliebhaber!
Freitag, 25. Oktober 2013
Rezension: Sterntaler von Kristina Ohlsson
Es muss hin und wieder ein Krimi sein und Dank der lieben Sternthaler ging mir das gleichnamige Buch, nämlich "Sterntaler" von Kristina Ohlsson, nicht mehr aus dem Kopf. Also rauf damit auf den Kindle und losgeschmökert.
"Sterntaler" von Kristina Ohlsson
LIMES Verlag
544 Seiten
19,99 € (Hardcover) oder 15,99 € (Kindle Edition)
Sonst fange ich immer mit einem kurzen Abriss der Handlung an, einfach um thematisch vorzubereiten auf das, was da kommen mag. Diesmal ist das ziemlich schwierig, zum einen weil es einfach ein Krimi ist (da möchte man ja wohl so wenig wie möglich erfahren!). Ein zweiter Grund liegt darin, dass ich wirklich unsicher bin wieviel ich von diesem Buch erzählen sollte. Fakt ist: schon der Klappentext geht es nicht richtig an, es wird zuviel vom Falschen erzählt. Deswegen fällt es beim Lesen schwer eine Brücke zwischen dem Cover und Titel des Buches, dem Klappentext und der eigentlichen Handlung zu schlagen. Im Klappentext ist von dem Geheimnis um eine einst gefeierte Kinderbuchautorin zu lesen, von dem Unbekannten der ihr jede Woche Blumen schickt und von einer Studentin die verschwindet nachdem sie die Autorin besuchte. Mir ist wirklich unklar warum diese Fakten so prominent auf die Geschichte vorbereiten, werden sie doch im Buch erst im Laufe der Ermittlungen enthüllt (und das ist auch gut so).
Vielleicht liegt es einfach daran, dass die Geschichte sonst eher unspektakulär beginnt. Eine Leiche wird gefunden, sie lag da wohl schon eine Weile und schnell wird klar es handelt sich um eine seit mehreren Jahren vermisste Studentin. Trotzdem ist das Buch ganz und gar nicht unspannend. Ich wollte schnell mehr wissen und war gespannt wohin sich die Handlung entwickeln wird. Richtig überraschend finde ich Krimis zwar leider selten und meist ist mir schnell klar "wer's war". Das tat der Stimmung des Buches und der chronologisch aufgebauten und toll beschriebenen Ermittlungsarbeit aber keinen Abbruch. Ich mag Krimis die so aufgebaut sind, nichts ist schlimmer als nach grundlosem Blutbad einfach "irgendeinen" Mörder präsentiert zu bekommen.
Störend dagegen waren wieder die Menge an Ermittlern und deren persönliche Zerwürfnisse. Irgendwie bin ich damit nicht so ganz warm geworden und habe zumindest die beiden männlichen Ermittler dann einfach in einen Topf geworfen. Es war aber auch auffällig wie problembehaftet wirklich alle Kommisare im Buch waren, vielleicht etwas viel des Guten.
Unterm Strich bin ich sehr hin und her gerissen wie ich das Buch bewerten soll, Krimis haben es bei mir generell schwer. Ich habe davon viel gelesen und finde viele einfach durchschnittlich. Auch bei "Sterntaler" bin ich mir sehr uneinig. Die logisch aufgearbeitete Entwicklung des Falles hat mir sehr gut gefallen, die Charaktere sind mir zu klischeehaft und durch die Infos zum Buch ging ich leider mit zu viel Vorwissen an das Buch. Ich vergebe 3 von 5 Leseratten. An Hakan Nesser und meinen geliebten Inspektor Barbarotti kommt es leider trotz zum Teil guter Ansätze nicht heran.
"Sterntaler" von Kristina Ohlsson
LIMES Verlag
544 Seiten
19,99 € (Hardcover) oder 15,99 € (Kindle Edition)
Sonst fange ich immer mit einem kurzen Abriss der Handlung an, einfach um thematisch vorzubereiten auf das, was da kommen mag. Diesmal ist das ziemlich schwierig, zum einen weil es einfach ein Krimi ist (da möchte man ja wohl so wenig wie möglich erfahren!). Ein zweiter Grund liegt darin, dass ich wirklich unsicher bin wieviel ich von diesem Buch erzählen sollte. Fakt ist: schon der Klappentext geht es nicht richtig an, es wird zuviel vom Falschen erzählt. Deswegen fällt es beim Lesen schwer eine Brücke zwischen dem Cover und Titel des Buches, dem Klappentext und der eigentlichen Handlung zu schlagen. Im Klappentext ist von dem Geheimnis um eine einst gefeierte Kinderbuchautorin zu lesen, von dem Unbekannten der ihr jede Woche Blumen schickt und von einer Studentin die verschwindet nachdem sie die Autorin besuchte. Mir ist wirklich unklar warum diese Fakten so prominent auf die Geschichte vorbereiten, werden sie doch im Buch erst im Laufe der Ermittlungen enthüllt (und das ist auch gut so).
Vielleicht liegt es einfach daran, dass die Geschichte sonst eher unspektakulär beginnt. Eine Leiche wird gefunden, sie lag da wohl schon eine Weile und schnell wird klar es handelt sich um eine seit mehreren Jahren vermisste Studentin. Trotzdem ist das Buch ganz und gar nicht unspannend. Ich wollte schnell mehr wissen und war gespannt wohin sich die Handlung entwickeln wird. Richtig überraschend finde ich Krimis zwar leider selten und meist ist mir schnell klar "wer's war". Das tat der Stimmung des Buches und der chronologisch aufgebauten und toll beschriebenen Ermittlungsarbeit aber keinen Abbruch. Ich mag Krimis die so aufgebaut sind, nichts ist schlimmer als nach grundlosem Blutbad einfach "irgendeinen" Mörder präsentiert zu bekommen.
Störend dagegen waren wieder die Menge an Ermittlern und deren persönliche Zerwürfnisse. Irgendwie bin ich damit nicht so ganz warm geworden und habe zumindest die beiden männlichen Ermittler dann einfach in einen Topf geworfen. Es war aber auch auffällig wie problembehaftet wirklich alle Kommisare im Buch waren, vielleicht etwas viel des Guten.
Unterm Strich bin ich sehr hin und her gerissen wie ich das Buch bewerten soll, Krimis haben es bei mir generell schwer. Ich habe davon viel gelesen und finde viele einfach durchschnittlich. Auch bei "Sterntaler" bin ich mir sehr uneinig. Die logisch aufgearbeitete Entwicklung des Falles hat mir sehr gut gefallen, die Charaktere sind mir zu klischeehaft und durch die Infos zum Buch ging ich leider mit zu viel Vorwissen an das Buch. Ich vergebe 3 von 5 Leseratten. An Hakan Nesser und meinen geliebten Inspektor Barbarotti kommt es leider trotz zum Teil guter Ansätze nicht heran.
Mittwoch, 23. Oktober 2013
Bild&Wort: Auf der Suche
Neben Büchern und Filmen gehört die Fotografie zu meinen liebsten Beschäftigungen. Alex sammelt dagegen gerne Zitate und ab heute wollen wir damit beginnen, beide Interessen miteinander zu verknüpfen.
Alex hat es ja schon verraten: Ich war in London! Dabei gab es natürlich viele schöne neue Fotos, doch eins der schönsten ist gar kein London typisches geworden, obwohl nur in einer solchen Stadt voller Flair und Kultur findet man die Inspiration für solche Motive.
aus Der Dunkle Turm 5 "Wolfsmond" von Stephen King
Alex hat es ja schon verraten: Ich war in London! Dabei gab es natürlich viele schöne neue Fotos, doch eins der schönsten ist gar kein London typisches geworden, obwohl nur in einer solchen Stadt voller Flair und Kultur findet man die Inspiration für solche Motive.
"Heute glaube ich, dass wir alle mit einem Loch im Herzen geboren werden und auf der Suche nach dem Menschen herumlaufen, der es ausfüllen kann"
aus Der Dunkle Turm 5 "Wolfsmond" von Stephen King
Montag, 21. Oktober 2013
Montagsfrage #3 von Paperthin
Ha! Susi kehrt gerade aus London zurück und da die Montagsfrage diesmal geradezu nach mir schreit dränge ich mich nun nochmal ins Rampenlicht ;-) Immerhin bin ich die Digitale von uns beiden.
(Falls Susi noch was dazulegen will wird sie das natürlich auch hier im Post tun.)
Also los, die Montagsfrage von Paperthin in dieser Woche lautet:
"Erinnerst du dich noch an dein erstes E-Book?"
Diesmal ein klares "Jein". Ich habe meinen ersten Kindle noch über amazon.com "importiert" und damit eine ganze Weile nur gemeinfreie Werke (z.B. die paar kostenlosen Klassiker die es zu der Zeit schon gab) und einige wenige Englische Romane (z.B. "Lucky" von Alice Sebold) gelesen. Welches davon nun genau das Erste war kann ich beim besten Willen nicht sagen.
Das erste "prägende" E-Book-Erlebnis hatte ich später mit "Der Übergang" von Justin Cronin. Der Wälzer hat in der Printversion über 1.000 Seiten, den e-Reader kann man trotzdem noch bequem in einer Hand halten... spätestens seitdem bin ich Kindle-süchtig.
Sonntag, 20. Oktober 2013
Rezension: Kleopatra - Ein Leben von Stacy Schiff
Auf der Frankfurter Buchmesse wurde ich durch einen Verlagsmitarbeiter auf „Kleopatra: Ein Leben“ von Stacy Schiff aufmerksam gemacht. Eigentlich wurde das Buch gerade einem anderen Besucher angepriesen, ich hörte die Beschreibung mehr zufällig mit, sah das wunderhübsche Cover und es war um mich geschehen.
„Kleopatra: Ein Leben“ von Stacy Schiff
C. Bertelsmann Verlag
448 Seiten
24,99 € (Hardcover)
„Kleopatra“ ein Name umrankt von vielen Mysterien, Geheimnissen aber auch Vorurteilen. Stacy Schiff versucht in der Biografie „Kleopatra: Ein Leben“ ein wahreres, realistischeres Bild dieser großen Königin zu zeichnen. Doch wie kann man eine Biografie einer Persönlichkeit entwickeln, die vor mehr als zweitausend Jahren lebte? Die Fakten sind rar, viele Quellen nicht neutral und zuverlässig. Von Kleopatra selbst sind keine Niederschriften erhalten. Dennoch prägte diese beeindruckende Königin die Geschichte (nicht nur ihres Landes) nachhaltig.
Stacy Schiff hat nach eigenen Angaben viele der bekannten Quellen neu unter die Lupe genommen, analysierte das Verhältnis der Schreibenden zu Kleopatra und versuchte zu schlussfolgern welche Wahrheit zwischen den Zeilen stecken mag. Ich glaube dies ist ihr ausnehmend gut gelungen. Zwar kann die Autorin keine Fakten herschaffen wo es vorher keine gab, doch das Bild das sie von Kleopatra zeichnet ist vielschichtig und deutlich facettenreicher als die sonst üblichen Klischees der verruchten, männerverschlingenden Pharaonin.-
Über Kleopatras Kindheit und Jugend ist leider nicht viel bekannt. Man weiß, dass Kleopatra eine sehr umfassende Bildung genoss, die sie auf ihr späteres Leben perfekt vorbereitete. Sie wurde in Rhetorik, Geschichte, Philosophie und Mathematik unterrichtet. Trotz aller guten Vorzeichen wird es für Kleopatra trotzdem kein leichtes den ägyptischen Thron zu besteigen. Erst mit ihrer Beziehung zu Julius Caesar kann sie ihre Vormachtstellung sichern. Von da an beginnt Kleopatras Leben als Herrscherin in Ägypten und gottgleiche Königin. Das politische Leben ist dabei stets von Intrigen und Konflikten bestimmt. Gegner werden (auch wenn sie der eigenen Familie angehören) schnell ermordet wenn es die eigenen Interessen erfordern.
Kleopatra wird in dieser Biografie als wirklich faszinierende Frau dargestellt. Gebildet und humorvoll, dabei weniger betörend als die Legenden sie später beschrieben. Vielmehr eine starke Herrscherin und auch gute Freundin sowohl für Julius Caesar als auch später für Marcus Antonius. Ich hatte nicht erwartet ein so vielseitiges Bild dieser starken Frau zu erhalten.
Kleopatra hatte nicht immer ein leichtes Leben, auch ihre Herrschaft wird von Krisen gezeichnet und manchmal ist es neben ihrem politischen Gespür auch eine Prise Glück die ihre Bahnen so günstig lenkt. Insgesamt kann ich Kleopatra und ihre Fähigkeiten nicht anders als „beeindruckend“ beschreiben.
Das Buch bietet eine gelungene Mischung von Berichten über das Leben im damaligen Alexandria und am Hofe von Kleopatra sowie den Erklärungen über die politischen und historischen Begebenheiten sowohl in Ägypten als auch im römischen Reich. Gerade die Beschreibungen des wilden und exotischen Alexandria haben mich völlig gefangengenommen und ich bin richtiggehend ins Träumen gekommen (auch noch nachdem ich das Buch bereits beiseitegelegt hatte). Daneben stehen die politischen Abläufe und Intrigen manchmal leider etwas trocken (obwohl der Stoff genügend Spannung liefern würde).
Ich möchte diesem tollen Buch „nur“ 4 von 5 Leseratten geben da einige eher sperrige Abschnitte den Lesefluss etwas gebremst haben. Trotzdem bleibt „Kleopatra: Ein Leben“ eins meiner Highlights dieses Jahr und wird vermutlich (hoffentlich!) nicht die letzte Biografie sein, die ich euch hier vorstelle.
Vielen Dank an den C. Bertelsmann Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
„Kleopatra: Ein Leben“ von Stacy Schiff
C. Bertelsmann Verlag
448 Seiten
24,99 € (Hardcover)
„Kleopatra“ ein Name umrankt von vielen Mysterien, Geheimnissen aber auch Vorurteilen. Stacy Schiff versucht in der Biografie „Kleopatra: Ein Leben“ ein wahreres, realistischeres Bild dieser großen Königin zu zeichnen. Doch wie kann man eine Biografie einer Persönlichkeit entwickeln, die vor mehr als zweitausend Jahren lebte? Die Fakten sind rar, viele Quellen nicht neutral und zuverlässig. Von Kleopatra selbst sind keine Niederschriften erhalten. Dennoch prägte diese beeindruckende Königin die Geschichte (nicht nur ihres Landes) nachhaltig.
Stacy Schiff hat nach eigenen Angaben viele der bekannten Quellen neu unter die Lupe genommen, analysierte das Verhältnis der Schreibenden zu Kleopatra und versuchte zu schlussfolgern welche Wahrheit zwischen den Zeilen stecken mag. Ich glaube dies ist ihr ausnehmend gut gelungen. Zwar kann die Autorin keine Fakten herschaffen wo es vorher keine gab, doch das Bild das sie von Kleopatra zeichnet ist vielschichtig und deutlich facettenreicher als die sonst üblichen Klischees der verruchten, männerverschlingenden Pharaonin.-
Über Kleopatras Kindheit und Jugend ist leider nicht viel bekannt. Man weiß, dass Kleopatra eine sehr umfassende Bildung genoss, die sie auf ihr späteres Leben perfekt vorbereitete. Sie wurde in Rhetorik, Geschichte, Philosophie und Mathematik unterrichtet. Trotz aller guten Vorzeichen wird es für Kleopatra trotzdem kein leichtes den ägyptischen Thron zu besteigen. Erst mit ihrer Beziehung zu Julius Caesar kann sie ihre Vormachtstellung sichern. Von da an beginnt Kleopatras Leben als Herrscherin in Ägypten und gottgleiche Königin. Das politische Leben ist dabei stets von Intrigen und Konflikten bestimmt. Gegner werden (auch wenn sie der eigenen Familie angehören) schnell ermordet wenn es die eigenen Interessen erfordern.
Kleopatra wird in dieser Biografie als wirklich faszinierende Frau dargestellt. Gebildet und humorvoll, dabei weniger betörend als die Legenden sie später beschrieben. Vielmehr eine starke Herrscherin und auch gute Freundin sowohl für Julius Caesar als auch später für Marcus Antonius. Ich hatte nicht erwartet ein so vielseitiges Bild dieser starken Frau zu erhalten.
Kleopatra hatte nicht immer ein leichtes Leben, auch ihre Herrschaft wird von Krisen gezeichnet und manchmal ist es neben ihrem politischen Gespür auch eine Prise Glück die ihre Bahnen so günstig lenkt. Insgesamt kann ich Kleopatra und ihre Fähigkeiten nicht anders als „beeindruckend“ beschreiben.
Das Buch bietet eine gelungene Mischung von Berichten über das Leben im damaligen Alexandria und am Hofe von Kleopatra sowie den Erklärungen über die politischen und historischen Begebenheiten sowohl in Ägypten als auch im römischen Reich. Gerade die Beschreibungen des wilden und exotischen Alexandria haben mich völlig gefangengenommen und ich bin richtiggehend ins Träumen gekommen (auch noch nachdem ich das Buch bereits beiseitegelegt hatte). Daneben stehen die politischen Abläufe und Intrigen manchmal leider etwas trocken (obwohl der Stoff genügend Spannung liefern würde).
Ich möchte diesem tollen Buch „nur“ 4 von 5 Leseratten geben da einige eher sperrige Abschnitte den Lesefluss etwas gebremst haben. Trotzdem bleibt „Kleopatra: Ein Leben“ eins meiner Highlights dieses Jahr und wird vermutlich (hoffentlich!) nicht die letzte Biografie sein, die ich euch hier vorstelle.
Vielen Dank an den C. Bertelsmann Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Samstag, 19. Oktober 2013
Rezension: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert von Joel Dicker
Nachdem ich euch schon „Shotgun Lovesongs“ vorgestellt habe möchte ich auch mein zweites Sommerhighlight noch nachträglich ins Rampenlicht schubsen „Die Wahrheit über den Fall des Harry Quebert“ von Joel Dicker. In meinem Urlaub habe ich diesen Schinken geradezu verschlungen und zwei Tage hintereinander bis spät in die Nacht gelesen.
„Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ von Joel Dicker
Piper Verlag
736 Seiten
22,99 € (Hardcover)
Die Hauptfigur des Romans Marcus Goldmann ist ein gefeierter Autor, der jedoch nach dem glänzenden Debüt in einer Schaffenskrise steckt und einfach keinen Nachfolgeroman liefern kann. Um Ruhe und Inspiration zu finden begibt er sich zu seinem ehemaligen Mentor Harry Quebert nach Aurora, einem kleinen Ort an der Ostküste der USA. Zeitgleich kommen nahezu unglaubliche Geschehnisse ins Rollen. Auf dem Grundstück von Harry wird die vergrabene Leiche von Nola, einem Mädchen das vor 33 Jahren im Ort verschwand, gefunden. Harry Quebert unterhielt damals eine Liebesbeziehung zu dem jungen Mädchen und gerät schnell zum Hauptverdächtigen. Marcus, der seinen Mentor nicht im Stich lassen will versucht aufzuklären was damals wirklich geschah. In vielen Gesprächen mit den Einwohnern des Ortes klärt er so nicht nur auf, wer Nolas Mörder war, sondern erfährt auch die Wahrheit über den Fall Harry Quebert.
Ich mag Bücher die „irgendwas mit Wahrheit“ zu tun haben, mit dem aufklären dunkler Geheimnisse und menschlicher Konflikte. Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert bietet all das. Besonders die thematische Mischung hat mir hierbei gefallen: die Suche nach dem Mörder von Nola, die Rückblenden zur Liebesbeziehung aber auch die literarischen Einschübe, nämlich Gespräche zwischen Marcus und seinem Mentor über das Schreiben eines perfekten Romans. Dazu kommen viele spannende Wendungen der Handlung und ab und zu eine Prise Humor. Für mich eine unwiderstehliche Mischung. Ja, manchmal sind die Liebesszenen unverhältnismäßig Kitschig aber ihr Anteil war immer angenehm ausgewogen und hat mich so gar nicht gestört, im Gegenteil ich habe mich sogar davon begeistern lassen. Der Erzählstil ist angenehm, lässt sich flüssig lesen und ist dennoch nicht zu arm an genauen, stimmungsvollen Beschreibungen.
Richtig angetan haben es mir außerdem die Charaktere, die herrische Imbissbesitzerin mit ihrer einfachen Tochter und dem Mann, dem ständig der Mund verboten wird. Der Vater des verschwundenen Mädchens aber auch der Hauptprotagonist und sein Mentor. Alle Figuren haben toll zum großen Ganzen der Geschichte gepasst, konnten aber auch jeder für sich mit einer Menge kleiner Probleme oder Eigenarten überzeugen. So kam in den über 700 Seiten nie Langeweile auf, es blieb sowohl in der Haupthandlung als auch in allen Nebensträngen immer spannend.
Unterm Strich: 5 von 5 Leseratten von mir, der ein oder andere mag das Buch kritisieren weil die Wendungen nicht überraschend genug waren oder ihm der Anteil der Liebesszenen zu hoch war. Dem kann ich nicht zustimmen, mich hat die Geschichte einfach völlig überzeugt und vor allem richtig, richtig gut unterhalten!
„Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ von Joel Dicker
Piper Verlag
736 Seiten
22,99 € (Hardcover)
Die Hauptfigur des Romans Marcus Goldmann ist ein gefeierter Autor, der jedoch nach dem glänzenden Debüt in einer Schaffenskrise steckt und einfach keinen Nachfolgeroman liefern kann. Um Ruhe und Inspiration zu finden begibt er sich zu seinem ehemaligen Mentor Harry Quebert nach Aurora, einem kleinen Ort an der Ostküste der USA. Zeitgleich kommen nahezu unglaubliche Geschehnisse ins Rollen. Auf dem Grundstück von Harry wird die vergrabene Leiche von Nola, einem Mädchen das vor 33 Jahren im Ort verschwand, gefunden. Harry Quebert unterhielt damals eine Liebesbeziehung zu dem jungen Mädchen und gerät schnell zum Hauptverdächtigen. Marcus, der seinen Mentor nicht im Stich lassen will versucht aufzuklären was damals wirklich geschah. In vielen Gesprächen mit den Einwohnern des Ortes klärt er so nicht nur auf, wer Nolas Mörder war, sondern erfährt auch die Wahrheit über den Fall Harry Quebert.
Ich mag Bücher die „irgendwas mit Wahrheit“ zu tun haben, mit dem aufklären dunkler Geheimnisse und menschlicher Konflikte. Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert bietet all das. Besonders die thematische Mischung hat mir hierbei gefallen: die Suche nach dem Mörder von Nola, die Rückblenden zur Liebesbeziehung aber auch die literarischen Einschübe, nämlich Gespräche zwischen Marcus und seinem Mentor über das Schreiben eines perfekten Romans. Dazu kommen viele spannende Wendungen der Handlung und ab und zu eine Prise Humor. Für mich eine unwiderstehliche Mischung. Ja, manchmal sind die Liebesszenen unverhältnismäßig Kitschig aber ihr Anteil war immer angenehm ausgewogen und hat mich so gar nicht gestört, im Gegenteil ich habe mich sogar davon begeistern lassen. Der Erzählstil ist angenehm, lässt sich flüssig lesen und ist dennoch nicht zu arm an genauen, stimmungsvollen Beschreibungen.
Richtig angetan haben es mir außerdem die Charaktere, die herrische Imbissbesitzerin mit ihrer einfachen Tochter und dem Mann, dem ständig der Mund verboten wird. Der Vater des verschwundenen Mädchens aber auch der Hauptprotagonist und sein Mentor. Alle Figuren haben toll zum großen Ganzen der Geschichte gepasst, konnten aber auch jeder für sich mit einer Menge kleiner Probleme oder Eigenarten überzeugen. So kam in den über 700 Seiten nie Langeweile auf, es blieb sowohl in der Haupthandlung als auch in allen Nebensträngen immer spannend.
Unterm Strich: 5 von 5 Leseratten von mir, der ein oder andere mag das Buch kritisieren weil die Wendungen nicht überraschend genug waren oder ihm der Anteil der Liebesszenen zu hoch war. Dem kann ich nicht zustimmen, mich hat die Geschichte einfach völlig überzeugt und vor allem richtig, richtig gut unterhalten!
Freitag, 18. Oktober 2013
Rezension: Der Wolkenatlas von David Mitchel
Ich hatte von dem Film gehört, dass er nicht so gut sein sollte und da lag der ursprüngliche Roman vor mir auf meinem geliebten Hugendubel-Empfehlungstisch. Und da dachte ich mir: Warum Geld für den Film ausgeben, wenn man das Original haben kann? Ein weiser Gedanke, der zu einer guten Kaufentscheidung führte.
"Der Wolkenatlas" von David Mitchell Rowohlt Verlag
668 Seiten
9,99 € (Taschenbuch)
"Der Wolkenatlas" von David Mitchell Rowohlt Verlag
668 Seiten
9,99 € (Taschenbuch)
Ich wil gar nicht so viel zum Inhalt sagen - denn das spannendste an dem Buch ist nicht zu wissen, wohin es mit einem will. Nur so viel: Es geht um sechs verschiedene Leben, sechs verschiedene Geschichten, sechs verschiedene Welten. Und sie gehören zusammen.
Der Inhalt ist auch nicht das eigentlich Entscheidende und auch nicht das, was dieses Buch zu etwas Besonderem macht. Es ist die Art, wie David Mitchell einen immer wieder gefangen nimmt. Die Geschichten gehen abrupt ineinander über und sind geprägt von verschiedenen Orten, Zeiten ja sogar Schreibstilen und Sprachen. Es verärgert einen regelrecht, wenn man wieder in die nächste Welt gestoßen wird. Aber es dauert keine fünf Seiten und man ist wieder gefangen und ganz drin in der neuen Geschichte. Und das fand ich unheimlich beeindruckend. Der Autor benötigt nicht viele Beschreibungen oder Erklärungen und man weiß dennoch genau, wie diese neue Welt funktioniert. Man muss einfach nur lesen und in die jeweiligen Abenteuer eintauchen und genau das macht die Qualität das Buches aus! Es ist so überzeugend, dass man nie aus diesen Geschichten erwachen kann, denn es
gibt nichts, was einen daran zweifeln lassen könnte, dass es nur ein
Traum ist. Und dabei ist es witzig, spannend, tragisch, interessant,
anregend, philosophisch und unheimlich echt.
Dieses Buch sind eigentlich sechs Bücher und voller Ehrfurcht erstarrt man vor so viel Kreativität und ernsthafter Literatur. In der heutigen kurzlebigen Welt nimmt man sich kaum noch die Zeit für ein richtiges Buch, David Mitchel hat gleich sechs für eins geschrieben.
"Der Wolkenatlas" ist perfekt für alle, die gute Geschichten mögen, gerne stundenlang schmökern und in andere Welten abtauchen. Ich fand es toll so sehr in dem Buch und seinen Figuren verschwinden zu können. Es tut mir wirklich unheimlich Leid bei meinem harten Bewertungsmaßstab nur vier von fünf Leseratten vergeben zu können, aber das liegt lediglich daran, dass ich mich trotz der Schönheit nur in eine der sechs Geschichten wirklich verliebt habe. Davon hätte ich so gerne so viel mehr gehabt.
Mittwoch, 16. Oktober 2013
Rezension: Wir in drei Worten von Mhairi McFarlane
Ich bin eine kleine Romantikerin, aber ich stehe nicht wirklich auf Kitsch. Deswegen finde ich es schwierig Bücher mit schönen Liebesgeschichten zu finden. Daher war ich sehr froh, als auf vorablesen.de eine Leseprobe von "Wir in drei Worten" angeboten wurde und ich das Glück hatte ein Leseexemplar zu gewinnen!
"Wir in drei Worten" von Mhairi McFarlane Verlagsgruppe Droemer Knaur
495 Seiten
9,99 € (Taschenbuch)
(Eine Leseprobe von Vorablesen findet ihr hier)
Rachel und Ben waren zu Unizeiten die besten Freunde, zehn Jahre später treffen sie sich zufällig wieder: Rachel hat sich gerade nach 13 Jahre Beziehung von ihrem Verlobten getrennt, nachdem die Differenzen bei den Hochzeitsvorbereitungen unübersehbar wurden. Ben ist erfolgreich, verheiratet und immer noch sehr gut aussehend.
In zwei parelleln Erzählsträngen wird einmal die Freundschaft zwischen Rachel und Ben zu Unizeit und die Geschehnisse der Gegenwart erzählt. Das Buch beginnt zunächst sehr lustig - die Vergleiche und Metaphern haben mich oft laut lachen lassen. Rachel ist als Figur sehr authentisch und gibt als Ich-Erzähler einen tiefen Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. "Wir in drei Worten" scheint eine typische britische Liebesgeschichte zu sein - Rachel hat zwei beste Freundinnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und einen männlichen Freund, die gemeinsam eine Menge Spaß haben, immer in Verbindung mit viel Alkohol. Sie stolpern durchs Leben und wissen auch mit über dreißig noch nicht, was sie wollen und fühlen sich noch immer nicht erwachsen.
Die Geschichte ist sehr spannend, denn von Beginn an ist klar, es muss vor zehn Jahren etwas zwischen Ben und Rachel passiert sein, von dem niemand weiß, deswegen verfolgt man gebannt, die in die Hauptgeschichte eingefügten Rückblenden. Die sind absolut wunderbar, lustig und ganz wichtig zum schmachten - jede romantische Seele wird zum klingen gebracht. Die Gegenwartsgeschichte hinkt allerdings etwas: Der Schreibstil ist hier ebenfalls sehr schön, es gibt wunderbare Beschreibungen und witzige Bemerkungen, es macht wirklich Spaß sie zu lesen. Aber die ganzen Verwicklungen und "Dramen" waren mir doch zu viel. Am Ende jagte ein Ereignis das nächste, das überhaupt keinen Einfluss auf die Geschichte hat und am Ende war irgendwie jeder in jeden verliebt - es war einfach nur unnötig und nahm der Schönheit der eigentlichen Liebesgeschichte etwas von ihrem Glanz. Die Zuspitzung am Ende war für mich unglaubwürdig und einfach nur eine unnötige Verlängerung der Geschichte. Insgesamt hätte ich das Buch um einige Seiten gekürzt, um einfach nur noch die wahre Essenz der Geschichte mit all ihrer Romantik und ihrem Witz genießen zu können. Und besonders hätte ich die letzten beiden Seiten gestrichen, denn auf der vorvorletzten Seite die letzten Zeilen, die Worte von Ben, wären der schönste Abschlusssatz gewesen, den ich je in einer Liebesgeschichte gelesen habe.
Ich finde es wirklich sehr schade, dass ich nur drei von fünf Leseratten vergeben kann. Aber Es ist Mhairi McFarlanes erster Roman und so hoffe ich auf das nächste Buch, wo vielleicht der wunderbare Schreibstil auf eine bessere Geschichte trifft.
In zwei parelleln Erzählsträngen wird einmal die Freundschaft zwischen Rachel und Ben zu Unizeit und die Geschehnisse der Gegenwart erzählt. Das Buch beginnt zunächst sehr lustig - die Vergleiche und Metaphern haben mich oft laut lachen lassen. Rachel ist als Figur sehr authentisch und gibt als Ich-Erzähler einen tiefen Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. "Wir in drei Worten" scheint eine typische britische Liebesgeschichte zu sein - Rachel hat zwei beste Freundinnen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und einen männlichen Freund, die gemeinsam eine Menge Spaß haben, immer in Verbindung mit viel Alkohol. Sie stolpern durchs Leben und wissen auch mit über dreißig noch nicht, was sie wollen und fühlen sich noch immer nicht erwachsen.
Die Geschichte ist sehr spannend, denn von Beginn an ist klar, es muss vor zehn Jahren etwas zwischen Ben und Rachel passiert sein, von dem niemand weiß, deswegen verfolgt man gebannt, die in die Hauptgeschichte eingefügten Rückblenden. Die sind absolut wunderbar, lustig und ganz wichtig zum schmachten - jede romantische Seele wird zum klingen gebracht. Die Gegenwartsgeschichte hinkt allerdings etwas: Der Schreibstil ist hier ebenfalls sehr schön, es gibt wunderbare Beschreibungen und witzige Bemerkungen, es macht wirklich Spaß sie zu lesen. Aber die ganzen Verwicklungen und "Dramen" waren mir doch zu viel. Am Ende jagte ein Ereignis das nächste, das überhaupt keinen Einfluss auf die Geschichte hat und am Ende war irgendwie jeder in jeden verliebt - es war einfach nur unnötig und nahm der Schönheit der eigentlichen Liebesgeschichte etwas von ihrem Glanz. Die Zuspitzung am Ende war für mich unglaubwürdig und einfach nur eine unnötige Verlängerung der Geschichte. Insgesamt hätte ich das Buch um einige Seiten gekürzt, um einfach nur noch die wahre Essenz der Geschichte mit all ihrer Romantik und ihrem Witz genießen zu können. Und besonders hätte ich die letzten beiden Seiten gestrichen, denn auf der vorvorletzten Seite die letzten Zeilen, die Worte von Ben, wären der schönste Abschlusssatz gewesen, den ich je in einer Liebesgeschichte gelesen habe.
Ich finde es wirklich sehr schade, dass ich nur drei von fünf Leseratten vergeben kann. Aber Es ist Mhairi McFarlanes erster Roman und so hoffe ich auf das nächste Buch, wo vielleicht der wunderbare Schreibstil auf eine bessere Geschichte trifft.
Montag, 14. Oktober 2013
Montagsfrage #2 von Paperthin
Weil es beim letzten Mal viel Spaß gemacht hat und wir danach auch noch ein bisschen über die Montagsfrage diskutiert haben, machen wir dieses mal sogar beide mit bei der Montagsfrage von Paperthin. So wird's nicht langweilig und ihr lernt uns beide ein bisschen besser kennen. Manchmal ticken wir nämlich ziemlich verschieden - manchmal im Gleichklang...
"Besitzt du noch Bücher aus deiner Kindheit?"
Alex' Antwort:
Ja! Ich hege und pflege einige Schätze aus meiner Kindheit und hänge sehr an den mit ihnen verbundenen Erinnerungen.
Ganz besonders wichtig sind mir "Liebe auf krummen Beinen" und "Ehe auf krummen Beinen" von Hans Gruhl. Die Bücher über einen chronisch verschuldeten Musiker/Kriminalbeamten und seinen Dackel, die gemeinsam die große Liebe finden waren die Lieblingsbücher meines Opas. Als absolutes Opakind habe ich die beiden Bücher schnell genauso geliebt wie er. Meine Auflage ist von 1963 und schon ein bisschen krummgelesen aber heiß und innig geliebt. Beide Bücher sind nämlich einmal quer durch die Familie gegeben worden und haben schon meiner Mutter als Kind Spaß gemacht.
Susis Antwort:
Ja, absolut! Ich habe viele Bücher aus meiner Kindheit, was an sich schon für sie spricht, denn das heißt sie haben zahllose Aussortier- und Verschenkaktionen überlebt. Timm Thaler habe ich mehrfach (auch als Erwachsene) gelesen. Ich werde es sicher auch noch oft zum schmökern in die Hand nehmen.
Das Buch sagt vor allem eins über mich: Ich mochte schon immer fantasiereiche und intelligente Geschichten mit "Anspruch". Der tiefe Sinn hinter dem Buch mit dem Untertitel "Das verkaufte Lachen" ist eine Lektion, die man auch als Erwachsener nie vergessen sollte - Glücklich sein ist wertvoller als Reichtum.
Sonntag, 13. Oktober 2013
Frankfurter Buchmesse 2013: Meine Highlights!
Es war meine erste Buchmesse! So. Jetzt ist es raus, das Geständnis. Entsprechend aufgeregt und ein bisschen planlos war ich auch. Wir waren pünktlich um 9 Uhr gestern auf der Messe und nach kurzer Zeit zum orientieren haben wir uns zuerst zu den Hallen 3 und 4 aufgemacht, dort ist der Großteil der „Fiction and Non-Fiction“ ausgestellt. Eine riesige Bandbreite kleiner und großer Verlage. Belletristik und Fachbücher, Kinderbücher und Kochbücher. Ein wahres Fest.
Gleich zu Beginn haben wir den hübschen Stand des Klett-Cotta Verlags besucht. Viele der dort ausgestellten Bücher kannte ich schon oder hab‘ schonmal reingelesen. Aber trotzdem ist auch dort sofort ein Buch auf meine Wunschliste gewandert. „Nilowsky“ von Torsten Schulz klang einfach herrlich schräg und ich musste mich zwingen nicht gleich beim ersten Stand zu verweilen um weiter reinzulesen ;-).
Nach vielen kleinen und größeren Verlagen machten wir unseren nächsten Halt beim C. Bertelsmann Verlag. Dort wurde ich von einem netten Standmitarbeiter auf „Kleopatra: Ein Leben“ von Stacy Schiff aufmerksam gemacht und habe mich richtiggehend in diese Biografie verliebt. Es ist vermutlich keine leichte Kost, aber diese moderne Biografie einer so sagenumwobenen Gestalt der Geschichte hat mich fasziniert. Ich werde euch diesen Schatz hier bald vorstellen, ich freue mich schon darauf!
Nebenan hat Carl’s books schon Werbung gemacht für das nächste Buch von Jonas Jonasson, nach „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ wird bald „Die Analphabetin, die rechnen konnte“ erscheinen (am 15.11.). Leider konnte man noch nicht ins Buch reinschnüffeln, oder ich habe es einfach nur nicht gefunden…
Weiter ging es unter anderem zu blanvalet, dort habe ich einige Stücke meiner Wunschliste besucht und ihnen versprochen sie bald zu lesen, auch dort war es schwer weiter zu gehen. Nebenan beim LIMES Verlag wurde ich dann von einem sehr interessanten Cover zu „Sterntaler“ von Kristina Ohlsson gelockt. Auch dieses Buch muss ich lesen.
Die Buchmesse hat mich wirklich begeistert, viele hübsche Leseecken an den Ständen aber auch verteilt in den Hallen haben zum Schmökern und verweilen eingeladen. Das hat eine ganz besondere, gemütliche Stimmung bei dieser sehr großen Messe geschaffen. Leider war die Messe aber nicht gut ausgeschildert und wir haben so doch einige Verlage verpasst bzw. erst erreicht als es schon zu voll war um wirklich näher zu kommen. Carlsen und Goldmann haben wir zum Beispiel leider erst auf dem Weg zum Ausgang entdeckt, zu diesem Zeitpunkt war es einfach schon zu voll zum innehalten. Nächstes Jahr werde ich mir wohl einen Plan machen wen ich alles „besuchen“ möchte und mir den Hallenplan vorher schon anschauen.
Neben den vielen kleinen Verlagen die es auch verdient hätten ihre tollen Werke zu nennen möchte ich doch noch schnell zu meinen nächsten Highlights kommen. Beim Luchterhand Literaturverlag standen direkt zwei tolle Bücher beieinander und wollten auf meine Wunschliste „Tolstois Albtraum“ von Viktor Pelewin und „Das Verschwiegene“ von Linn Ullmann gehen in völlig verschiedene Richtungen, klangen aber nach Lesefutter mit Anspruch und Gefühl - eine super Mischung!
Beim btb Verlag hat „Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval“ von Lars Saabye Christensen mich förmlich angesprungen. Irgendwie mag ich Bücher mit langen verrückten Titeln und irren Covern. Man fängt sofort an darüber nachzudenken was das denn für irre Ticks sein könnten. Ihr merkt, meine Wunschliste platzt bald (und ich hab‘ schon abgespeckt für euch, ehrlich).
Kurz vor Ende unseres Besuches bin ich beim Dumont Verlag bei „Niceville“ von Carsten Strout hängen geblieben. Leider gibt der Klappentext nicht viel von der Geschichte preis, macht aber noch neugieriger auf das Buch, ich war sofort wieder verliebt. Dank einer sehr netten Begegnung mit einer Standmitarbeiterin dort habe ich auch bei diesem Buch das Glück euch bald mehr davon erzählen zu können. Ich bin gespannt.
Neben all diesen Highlights, vielen kurzen Lesungen, Interviews und einigem Rummel hat uns die Halle des Gastlandes Brasilien beeindruckt. Die Halle wurde in ein wahres Kunstwerk verwandelt. Hunderte Pappelemente bildeten organisch geformte Wände, zum Teil bedruckt mit Texten und Bildern brasilianischer Künstler. Die Halle hatte eine ganz besondere, fast andächtige Stimmung. An einigen interaktiven Plätzen konnten Texte brasilianischer Autoren gemütlich in Hängematten liegend gelesen, oder „fahrradbetrieben“ angehört werden.
Auch „Kunstwerke zum Mitnehmen“ gab es: mannshohe Papierstapel waren am Blattschnitt bedruckt und stellten jeweils einen Roman eines brasilianischen Autors dar. Jeder Besucher durfte sich davon Blätter abreißen und mitnehmen, darauf zu lesen kurze Ausschnitte des jeweiligen Buches. (Entschuldigt die schlechten Fotos, es war einfach schon sehr voll zu diesem Zeitpunkt.)
Die Frankfurter Buchmesse war wirklich ein "Fest der Bücher". Ich habe mich über die Gespräche mit all den netten Verlagsmitarbeitern gefreut und werde bestimmt auch im nächsten Jahr wieder hingehen. Vielen Dank an alle beteiligten Verlage.
Auch die vielen Cosplayer haben zur besonderen Stimmung der Messe beigetragen, leider ist meine Kamera nicht so überragend (Susi ist die Fotoratte) und ich habe deswegen kein Foto für euch, aber wir haben zwei Pikachus (und diverse andere Pokemon), Ruffy von One Piece, Merida, Prinzessin Mononoke und unzählige mir leider unbekannte Mangafiguren getroffen. Auch vielen Dank an alle bastelwütigen die zu diesem bunten und spannenden Tag beigetragen haben.
Gleich zu Beginn haben wir den hübschen Stand des Klett-Cotta Verlags besucht. Viele der dort ausgestellten Bücher kannte ich schon oder hab‘ schonmal reingelesen. Aber trotzdem ist auch dort sofort ein Buch auf meine Wunschliste gewandert. „Nilowsky“ von Torsten Schulz klang einfach herrlich schräg und ich musste mich zwingen nicht gleich beim ersten Stand zu verweilen um weiter reinzulesen ;-).
Nach vielen kleinen und größeren Verlagen machten wir unseren nächsten Halt beim C. Bertelsmann Verlag. Dort wurde ich von einem netten Standmitarbeiter auf „Kleopatra: Ein Leben“ von Stacy Schiff aufmerksam gemacht und habe mich richtiggehend in diese Biografie verliebt. Es ist vermutlich keine leichte Kost, aber diese moderne Biografie einer so sagenumwobenen Gestalt der Geschichte hat mich fasziniert. Ich werde euch diesen Schatz hier bald vorstellen, ich freue mich schon darauf!
Nebenan hat Carl’s books schon Werbung gemacht für das nächste Buch von Jonas Jonasson, nach „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ wird bald „Die Analphabetin, die rechnen konnte“ erscheinen (am 15.11.). Leider konnte man noch nicht ins Buch reinschnüffeln, oder ich habe es einfach nur nicht gefunden…
Weiter ging es unter anderem zu blanvalet, dort habe ich einige Stücke meiner Wunschliste besucht und ihnen versprochen sie bald zu lesen, auch dort war es schwer weiter zu gehen. Nebenan beim LIMES Verlag wurde ich dann von einem sehr interessanten Cover zu „Sterntaler“ von Kristina Ohlsson gelockt. Auch dieses Buch muss ich lesen.
Die Buchmesse hat mich wirklich begeistert, viele hübsche Leseecken an den Ständen aber auch verteilt in den Hallen haben zum Schmökern und verweilen eingeladen. Das hat eine ganz besondere, gemütliche Stimmung bei dieser sehr großen Messe geschaffen. Leider war die Messe aber nicht gut ausgeschildert und wir haben so doch einige Verlage verpasst bzw. erst erreicht als es schon zu voll war um wirklich näher zu kommen. Carlsen und Goldmann haben wir zum Beispiel leider erst auf dem Weg zum Ausgang entdeckt, zu diesem Zeitpunkt war es einfach schon zu voll zum innehalten. Nächstes Jahr werde ich mir wohl einen Plan machen wen ich alles „besuchen“ möchte und mir den Hallenplan vorher schon anschauen.
Neben den vielen kleinen Verlagen die es auch verdient hätten ihre tollen Werke zu nennen möchte ich doch noch schnell zu meinen nächsten Highlights kommen. Beim Luchterhand Literaturverlag standen direkt zwei tolle Bücher beieinander und wollten auf meine Wunschliste „Tolstois Albtraum“ von Viktor Pelewin und „Das Verschwiegene“ von Linn Ullmann gehen in völlig verschiedene Richtungen, klangen aber nach Lesefutter mit Anspruch und Gefühl - eine super Mischung!
Beim btb Verlag hat „Die unglaublichen Ticks des Herrn Hval“ von Lars Saabye Christensen mich förmlich angesprungen. Irgendwie mag ich Bücher mit langen verrückten Titeln und irren Covern. Man fängt sofort an darüber nachzudenken was das denn für irre Ticks sein könnten. Ihr merkt, meine Wunschliste platzt bald (und ich hab‘ schon abgespeckt für euch, ehrlich).
Kurz vor Ende unseres Besuches bin ich beim Dumont Verlag bei „Niceville“ von Carsten Strout hängen geblieben. Leider gibt der Klappentext nicht viel von der Geschichte preis, macht aber noch neugieriger auf das Buch, ich war sofort wieder verliebt. Dank einer sehr netten Begegnung mit einer Standmitarbeiterin dort habe ich auch bei diesem Buch das Glück euch bald mehr davon erzählen zu können. Ich bin gespannt.
Neben all diesen Highlights, vielen kurzen Lesungen, Interviews und einigem Rummel hat uns die Halle des Gastlandes Brasilien beeindruckt. Die Halle wurde in ein wahres Kunstwerk verwandelt. Hunderte Pappelemente bildeten organisch geformte Wände, zum Teil bedruckt mit Texten und Bildern brasilianischer Künstler. Die Halle hatte eine ganz besondere, fast andächtige Stimmung. An einigen interaktiven Plätzen konnten Texte brasilianischer Autoren gemütlich in Hängematten liegend gelesen, oder „fahrradbetrieben“ angehört werden.
Auch „Kunstwerke zum Mitnehmen“ gab es: mannshohe Papierstapel waren am Blattschnitt bedruckt und stellten jeweils einen Roman eines brasilianischen Autors dar. Jeder Besucher durfte sich davon Blätter abreißen und mitnehmen, darauf zu lesen kurze Ausschnitte des jeweiligen Buches. (Entschuldigt die schlechten Fotos, es war einfach schon sehr voll zu diesem Zeitpunkt.)
Die Frankfurter Buchmesse war wirklich ein "Fest der Bücher". Ich habe mich über die Gespräche mit all den netten Verlagsmitarbeitern gefreut und werde bestimmt auch im nächsten Jahr wieder hingehen. Vielen Dank an alle beteiligten Verlage.
Auch die vielen Cosplayer haben zur besonderen Stimmung der Messe beigetragen, leider ist meine Kamera nicht so überragend (Susi ist die Fotoratte) und ich habe deswegen kein Foto für euch, aber wir haben zwei Pikachus (und diverse andere Pokemon), Ruffy von One Piece, Merida, Prinzessin Mononoke und unzählige mir leider unbekannte Mangafiguren getroffen. Auch vielen Dank an alle bastelwütigen die zu diesem bunten und spannenden Tag beigetragen haben.
Freitag, 11. Oktober 2013
Rezension: Das Licht zwischen den Meeren von M.L. Stedman
Ich mag es, wenn meine Bücher zur Jahreszeit passen. Im Moment hält der Herbst Einzug und hat neben strahlend goldenen Herbsttagen auch schon den einen oder anderen Regentag gebracht (so wie heute). Meine Lektüre führt mich deshalb jetzt auch langsam in stürmischere Regionen. Auch ein bisschen traurig und dramatisch darf es jetzt gern werden. Dabei kann man sich so herrlich auf dem Sofa einkuscheln und Lesen. Passend dazu habe ich mir ¨Das Licht zwischen den Meeren¨ von M.L. Stedman im Kindle Store gegönnt.
"Das Licht zwischen den Meeren" von M.L. Stedman
LIMES Verlag
448 Seiten
19,99 € (Hardcover) oder 15,99 € (Kindle Edition)
Das Licht zwischen den Meeren ist der Leuchtturm auf Janus Rock, einer winzigen Insel zwischen indischem Ozean und Nordpolarmeer. 150 Kilometer entfernt von der australischen Küste hilft der Leuchtturm Schiffen ihren sicheren Weg zum Hafen zu finden. Auf Janus lebt der Leuchtturmwärter Tom mit seiner Frau Isabel. Die beiden leben ein abgeschiedenes und doch idyllisches, glückliches Leben. Trotz allem Glück miteinander liegt bald ein dunkler Schatten über beiden. Isabell erleidet nacheinander mehrere Fehlgeburten und wünscht sich doch so sehnlichst ein Kind. Eines Tages wird dann ein Boot mit einem toten Mann und einem frierenden Säugling vor Janus an Land gespült. Isabel nimmt sich des Kindes an und überzeugt Tom den Vorfall trotz all seiner Bedenken nicht zu melden. Sie begraben den Toten und behalten das Mädchen als ihre eigene Tochter auf der kleinen Insel. Damit beginnt das größte Glück aber auch die größte Tragödie im Leben von Tom und Isabel. Die Auswirkungen dieser von Trauer und Verzweiflung getriebenen Entscheidung wird schlussendlich nicht nur das Ehepaar zu spüren bekommen.
„Das Licht zwischen den Meeren“ ist eine perfekte Herbstlektüre. Die Beschreibungen des Ozeans rund um Janus und der Stürme haben mich völlig in ihren Bann gezogen. Ich hatte das Gefühl die Seeluft förmlich zu riechen und den Sturm an meinen Fenstern rütteln zu hören. Hach! Irgendwie war dieses Buch damit für mich genau der richtige Einstieg in die kalte Jahreszeit.
Dazu passt wunderbar die melancholische Stimmung der Geschichte. Denn zwar beginnt es noch äußerst positiv mit der Liebesgeschichte zwischen Tom und Isabel, doch spitzt sich der Konflikt im Buch (ausgelöst durch das geliebte Findelkind) schnell immer deutlicher zu. Gerade der Kontrast zwischen der anfänglich so harmonischen und glücklichen Beschreibung und der späteren Tragödie hat mich an diesem Buch fasziniert. Die Beschreibung der Charaktere und ihrer Beweggründe waren dabei immer sehr authentisch und haben mich die Gewissensbisse selbst „durchzweifeln“ lassen. Besonders bewegend waren die Momente in welchen das Paar ständig zwischen dem neu erworbenen Familienglück und ihren nagenden Zweifeln schwankte.
Insgesamt möchte ich für „Das Licht zwischen den Meeren“ 4 von 5 Leseratten vergeben. Das Buch hat mich sehr berührt und die Thematik ist gut umgesetzt. Leider hat mich die Auflösung der Tragödie nach dem tollen Start nicht vollends überzeugen können. Das Ende wirkte etwas schnell „vorgesetzt“ und nicht so schön entwickelt wie der Rest der Geschichte. Trotz dieses kleinen Wermutstropfens ist "Das Licht zwischen den Meeren" ein tolles, gefühlvolles Buch welches vor allem durch seine Stimmung überzeugen kann (und mir sogar ein kleines Tränchen entlockt hat).
"Das Licht zwischen den Meeren" von M.L. Stedman
LIMES Verlag
448 Seiten
19,99 € (Hardcover) oder 15,99 € (Kindle Edition)
Das Licht zwischen den Meeren ist der Leuchtturm auf Janus Rock, einer winzigen Insel zwischen indischem Ozean und Nordpolarmeer. 150 Kilometer entfernt von der australischen Küste hilft der Leuchtturm Schiffen ihren sicheren Weg zum Hafen zu finden. Auf Janus lebt der Leuchtturmwärter Tom mit seiner Frau Isabel. Die beiden leben ein abgeschiedenes und doch idyllisches, glückliches Leben. Trotz allem Glück miteinander liegt bald ein dunkler Schatten über beiden. Isabell erleidet nacheinander mehrere Fehlgeburten und wünscht sich doch so sehnlichst ein Kind. Eines Tages wird dann ein Boot mit einem toten Mann und einem frierenden Säugling vor Janus an Land gespült. Isabel nimmt sich des Kindes an und überzeugt Tom den Vorfall trotz all seiner Bedenken nicht zu melden. Sie begraben den Toten und behalten das Mädchen als ihre eigene Tochter auf der kleinen Insel. Damit beginnt das größte Glück aber auch die größte Tragödie im Leben von Tom und Isabel. Die Auswirkungen dieser von Trauer und Verzweiflung getriebenen Entscheidung wird schlussendlich nicht nur das Ehepaar zu spüren bekommen.
„Das Licht zwischen den Meeren“ ist eine perfekte Herbstlektüre. Die Beschreibungen des Ozeans rund um Janus und der Stürme haben mich völlig in ihren Bann gezogen. Ich hatte das Gefühl die Seeluft förmlich zu riechen und den Sturm an meinen Fenstern rütteln zu hören. Hach! Irgendwie war dieses Buch damit für mich genau der richtige Einstieg in die kalte Jahreszeit.
Dazu passt wunderbar die melancholische Stimmung der Geschichte. Denn zwar beginnt es noch äußerst positiv mit der Liebesgeschichte zwischen Tom und Isabel, doch spitzt sich der Konflikt im Buch (ausgelöst durch das geliebte Findelkind) schnell immer deutlicher zu. Gerade der Kontrast zwischen der anfänglich so harmonischen und glücklichen Beschreibung und der späteren Tragödie hat mich an diesem Buch fasziniert. Die Beschreibung der Charaktere und ihrer Beweggründe waren dabei immer sehr authentisch und haben mich die Gewissensbisse selbst „durchzweifeln“ lassen. Besonders bewegend waren die Momente in welchen das Paar ständig zwischen dem neu erworbenen Familienglück und ihren nagenden Zweifeln schwankte.
Insgesamt möchte ich für „Das Licht zwischen den Meeren“ 4 von 5 Leseratten vergeben. Das Buch hat mich sehr berührt und die Thematik ist gut umgesetzt. Leider hat mich die Auflösung der Tragödie nach dem tollen Start nicht vollends überzeugen können. Das Ende wirkte etwas schnell „vorgesetzt“ und nicht so schön entwickelt wie der Rest der Geschichte. Trotz dieses kleinen Wermutstropfens ist "Das Licht zwischen den Meeren" ein tolles, gefühlvolles Buch welches vor allem durch seine Stimmung überzeugen kann (und mir sogar ein kleines Tränchen entlockt hat).
Mittwoch, 9. Oktober 2013
Rezension: Das große Los von Meike Winnemuth
Pünktlich zum Start der Frankfurter Buchmesse möchte ich euch mein Highlight der Leipziger Buchmesse von diesem Jahr vorstellen.
„Das große Los“ von Meike Winnemuth
Knaus-Verlag
329 Seiten
19,99€
(Gebundene Ausgabe)
Manche kannten Meike Winnemuth schon vor diesem Buch, ich leider nicht: Sie ist freie Journalisten und bekannt geworden mit ihren ungewöhnlichen Selbstversuchen wie z. B. ein Jahr lang jeden Tag das gleiche blaue Kleid zu tragen und darüber zu berichten. „Das große Los“ ist die Zusammenfassung ihres Blogs „Vor mir die Welt“, den sie im Jahr 2011 über ihre Weltreise schrieb.
Schon
das Prinzip ihrer Reise fand ich toll: Sie startete am 01.01.2011, um in zwölf
verschiedenen Städten immer einen Monat zu leben. Sydney,
Buenos Aires, Mumbai, Shanghai, Honolulu, San Francisco, London, Kopenhagen, Barcelona,
Tel Aviv, Addis Abeba, Havanna. Warum
sie los gefahren ist? Sie hatte bei Jauch eine halbe Million gewonnen und damit
den Mut dazu gehabt – denn das Geld, das merkt sie schnell, hätte sie gar nicht
gebraucht.
Das
Buch besteht aus zwölf Briefen aus jeder Stadt, die sie an Freunde und Familie
geschrieben hat. Es geht weniger um Beschreibungen, was sie gesehen hat, als was
sie erlebt, erfahren, erkannt hat. In jeder Stadt probiert sie neue Dinge aus,
lässt das Gefühl zu irgendetwas gezwungen zu sein nicht zu. Und nimmt einen
damit völlig gefangen. Einige der Sätze haben sich bei mir eingebrannt: „Zuhause
hätte ich gesagt „Das wäre mal ganz nett, nur …“ und hätte es auf den großen
Irgendwann-mal-Stapel gepackt, der, wie die Lebenserfahrung lehrt, in Wahrheit
ein Niemals-Stapel ist.“
Ich
muss ehrlich zugeben, dass mir ihr Schreibstil nicht immer zugesagt hat, aber
dafür hat schon das Lesen dieses Buches etwas in mir in Bewegung gesetzt, was
Meike Winnemuth dazu bewogen hat, ihr ganzes Leben neu zu überdenken. Ich war
wie elektrisiert, weil dieses Buch ein Wachmacher ist. Das Leben zu genießen,
mutig zu sein, Neues zu entdecken, nicht aus Angst oder Bequemlichkeit stehen
zu bleiben und dabei immer glücklicher zu werden. Ich habe das Buch innerhalb
von drei Tagen ausgelesen und konnte es nicht erwarten, es meinem besten Freund
zu leihen, der es ebenfalls verschlungen hat. Und wir sind uns einig: Dieses
Buch muss man besitzen und jedes Jahr aufs Neue lesen. Das letzte Mal wollte
ich keine fünf Leseratten vergeben, weil ich dieses Buch im Hinterkopf hatte,
meine definitiven fünf von fünf Leseratten.
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