Samstag, 30. November 2013

Rezension: Liebe und andere Parasiten von James Meek

Ich bin dahin! Ja, manche Bücher schleichen sich einfach so an und bleiben dann in Herz und Kopf hängen. Da sitzen sie dann und lassen einen nicht mehr los. So ist es mir mit „Liebe und andere Parasiten“ gegangen.

„Liebe und andere Parasiten“ von James Meek
DVA Verlag
560 Seiten
22,99 € (Hardcover)









Ritchie Sheperd ist ein in die Jahre gekommener Rockstar, arbeitet mittlerweile als Fernsehproduzent und lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in einer schönen Villa. Er könnte einfach ein zufriedenes Leben führen, wäre er nicht eine Affäre mit einem jungen Mädchen aus seiner Fernsehshow eingegangen. Diese Affäre bringt Ritchie in Teufelsküche und sorgt für Verwicklungen nicht nur in seinem, sondern auch im Leben seiner Schwester Bec, einer talentierten und ehrgeizigen Biologin.
Die Geschichte von „Liebe und andere Parasiten“ zusammenzufassen ist nicht ganz einfach. Nicht, weil die Geschichte unstrukturiert oder unklar wäre, eher weil kein Teilaspekt allein das Buch passend beschreibt. Erst wer in diese facettenreiche Geschichte eintaucht, kann dem Buch auch gerecht werden. Aber da ich nicht zu viel verraten möchte, belasse ich es dabei, dass es um Malaria, Krebs, Liebe und andere Parasiten geht…
Dem Autor ist es in diesem Buch wunderbar gelungen große Fragen des Lebens perfekt in die eigentliche Handlung einzuweben. So werden das Ziel im Leben, Liebe, Geld, Moral, Treue und Verrat thematisiert. Dabei werden keine platten Klischees bedient, sondern die Probleme und Wünsche der Charaktere nachvollziehbar und ehrlich dargelegt. Bis zum Ende war ich gespannt, wie die verschiedenen Konflikte wohl gelöst werden, ob Moral oder Verrat sich durchsetzen, ob Religion oder Wissenschaft den Vorrang haben. Am Ende hat sich die Handlung einfach toll gefügt. Schön fand ich, dass auch bei den moralischen Fragen und Problemen deutlich wurde, dass es im Leben nicht immer ein klares Richtig und Falsch gibt. Die Handlung hatte dadurch etwas sehr Echtes und Wahres.
Ein Roman, der sich mit diesen zum Teil schwierigen Themen beschäftigt, könnte den Leser leicht erschlagen. „Liebe und andere Parasiten“ hat aber trotz einer Menge Denkanstöße leicht und locker gewirkt, durch eine große Portion britischen Humor hat die Geschichte nämlich vor allem immer Spaß gemacht. Das Buch hat mich ein bisschen an Irvings „wilde Geschichte vom Wassertrinker“ erinnert, aber meiner Meinung nach ist „Liebe und andere Parasiten“ noch einmal stärker. Die Charaktere und Begebenheiten sind zwar ähnlich skurril, die Handlung aber für mich viel mitreißender.
Ich könnte noch eine ganze Weile schwärmen, über den Erzählstil, die Dialoge, den Humor, die Charaktere und die vielen interessanten Themen des Buches. Für mich ist „Liebe und andere Parasiten“ ein absolutes Highlight, von daher möchte ich dieses Buch allen ans Herz legen, die ein Buch lesen möchten, das Futter für Herz und Verstand bietet und dabei einfach eine Menge Spaß macht. 5 von 5 Leseratten und ein Platz in meiner Top 20 Liste, da es eines der Bücher ist, die ich definitiv noch einmal lesen werde und das mir lange im Herzen bleiben wird.
 

Vielen Dank an den DVA Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Freitag, 29. November 2013

Abgebrochen: Die grüne Bluse meiner Schwester von Gerdur Kristny

Das ist mir echt lang nicht mehr passiert. Ich breche Bücher fast nie ab. Ich glaube, dass es eigentlich jedes Buch verdient hat, es bis zum Ende zu lesen. Der große Clou könnte auf den letzten 2 Seiten geschehen und ich in meiner Ignoranz verwehre dem Buch die Chance, mir das zu zeigen. Tja, so ist das in der Theorie. In der Praxis musste ich „Die grüne Bluse meiner Schwester“ jetzt weglegen. 
Bei Seite 230 von 304 ging es einfach nicht mehr.

„Die grüne Bluse meiner Schwester“ von Gerdur Kristny
List Verlag
304 Seiten
9,99 € (Taschenbuch)








Fridas Vater ist gestorben und hinterlässt eine tiefe Lücke in ihrem Leben. Die Geschichte beginnt mit der Trauerfeier des Vaters und erzählt Fridas Suche nach einer neuen Richtung. Zwischendurch berichtet sie in vielen kurzen Rückblenden von Erlebnissen mit ihren Eltern und ihrer Schwester. Frida selbst war immer Papas Liebling, die Schwester ein Mamakind. Natürlich entstehen dadurch auch mal Konflikte. Die Geschichte einer ganz normalen Familie eben. Neben den familiären Problemen fühlt sich Frida in ihrer Arbeit sehr festgefahren. Mit einem neuen Job möchte sie ihrem Leben eine andere Richtung geben. Statt wie bisher in der Parfümerie Kunden zu beraten will Frida Reporterin werden und damit vorankommen.
Ich hatte mir eine Geschichte über die Eigenarten von Familien, die großen und kleinen Konflikte aber auch über Liebe und Freundschaften (als Kontrast zum ganz normalen Familienwahnsinn) gewünscht. Davon wird ehrlich gesagt nur wenig geboten. Fridas Beschreibungen sind oberflächlich und ungerecht, dazu noch manchmal einfach unverständlich. Statt positiver Erlebnisse mit dem Vater werden primär die Probleme mit der Schwester thematisiert, Frida wirkt nachtragend und kleinlich in all diesen Konflikten. Lediglich bei einer missglückten Geburtstagsfeier scheint sie auch die Schwester mal von einer anderen, weicheren Seite zu zeigen. Auf den Ausgleich bei Freunden habe ich vergeblich gewartet, auch die einzige Freundin wird durchweg negativ beschrieben.
Zwar lässt sich die Geschichte anfangs noch ganz schön lesen, leider habe ich gegen Ende immer mehr die Motivation verloren weil die Handlung sich kaum noch entwickelt. Da mir auch die Protagonistin nicht übermäßig sympathisch war wurde es mir schlichtweg egal, ob sie den neuen Job nun meistern wird oder nicht.
Eigentlich hatte ich mich auf eine leichte Herbst/Winterlektüre gefreut. Auf ein lustiges kleines Buch über Familienkrisen und Familienfreuden. Zwar gibt es tatsächlich einige lustige Stellen, an denen auch die Handlung schön fließt, leider wirkt das Buch insgesamt einfach nur unrund und langweilig.
Ich kann nur 1 von 5 Leseratten vergeben, muss aber betonen, dass ich natürlich kein endgültiges Urteil abgeben darf, weil ich die letzten Seiten nicht gelesen habe. Das Buch ist vermutlich eher für Frauen geeignet die in der Stimmung für eine leichte Chick-Lit sind und dabei die Nase voll von den ewigen Romanzen haben.



Vielen Dank an Vorablesen und den List Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Donnerstag, 28. November 2013

The Read Pack im Außeneinsatz: Lesung "Niemals ohne Lametta"

Die Weihnachtszeit beginnt. Man besinnt sich auf die einfachen, leisen Dinge im Leben und deswegen überredete ich Alex endlich mal an der ersten Lesung ihres Lebens teilzunehmen: Niemals ohne Lametta. 

Veranstalter:

Leseinsel Bergen-Enkheim e. V. 

Es lasen:

Hans Meurer, Personalmanager

Ulrich Sonnenschein, Redaktuer beim Hessischen Rundfunk


Ort der Veranstaltung war eine niedliche, kleine Bibliothek in Bergen-Enkheim (Frankfurt). Man fühlte sich sofort heimelig, denn neben Spekulatius und Lebkuchen gab es auch Wein für das leibliche Wohl. Es folgte ein wunderbar aufeinander abgestimmtes Feuerwerk an lustigen Gedichten, Essays, Geschichten und scheinbar wahren Anekdoten.

Über Loriot, der lebhaften Beschreibung einer seltsamen Familie, zum Aufruf, das Festessen wieder zu genießen. Auf welchem würdigeren Altar könnten Tiere geopfert werden als unserem Magen? Einer der Höhepunkte war sicher der strippende Weihnachtsmann von Harald Martenstein: "Weihnachten ist ja auch so ein Spiel mit Erwartungen." Kurz vor der Pause noch die traurige Erkenntnis: Amazon hat den Weihnachtsmann entmachtet.

In der Pause versicherten wir uns kurz, dass auch wir nicht jeden intellektuellen Bildungsbürgertumswitz verstanden hatten. Aber dafür war Zeit zum Luft holen und Kekse essen, die netterweise rumgereicht wurden, alles lediglich gegen eine freiwillige Spende.

Auch der zweite Teil war sehr weihnachtlich und gleichzeitig sehr unterhaltsam. Der Weihnachtsmann destabilisiert die Wirtschaft und das Geld, während Diebstahl das Ergebnis einer Gesellschaft ist, in der es nicht genügend Geschenke gibt.

Überaus glücklich und weihnachtlich beseelt (auch dank des roten Käuterschnapses zum Abschied) gingen wir heim. Und möchten euch - falls ihr aus Frankfurt kommt - das städtische Kulturportal empfehlen, auf dem wir auf diesen Schatz gestoßen sind. Aber auch wenn ihr woanders wohnt: Gebt den kleinen, unbekannten Kunstveranstaltungen in eurer Nähe eine Chance, sie könnten sich als echte Perle erweisen.

Mittwoch, 27. November 2013

Rezension: Den Nächsten, der FROHE WEIHNACHTEN zu mir sagt, bringe ich um

In den Supermärkten steht der Lebkuchen seit Mitte August bereit, bei 17°C Außentemperatur wurden die Fußgängerzonen mit Tannenzweigen dekoriert und in der TV Werbung sieht man strahlend glückliche Familien unter dem Weihnachtsbaum sitzen. Bei diesem ganzen Drumherum wird einem die weihnachtliche Besinnlichkeit manchmal jetzt schon zu viel. In den letzten Tagen habe ich deshalb, als angenehmen Ausgleich, ein ganz besonderes Weihnachtsbuch gelesen.

„Den Nächsten, der FROHE WEIHNACHTEN zu mir sagt, bringe ich um: 12 Thriller“ mit Karen Rose, Markus Heitz, Daniel Holbe u.a.
Droemer Knaur Verlag
400 Seiten
14,99 € (Hardcover)
"Schsch!" von Karen Rose für 0,99 € in der Kindle Version







Die Kurzthriller dieses Buches bieten eine Menge Abwechslung. Es gibt Geschichten über einen seltsamen Serienmörder an Heiligabend, vermisste Kinder und ein Verbrecherpaar namens Marylie und Josef. Für jeden Geschmack ist da etwas dabei. Einige Geschichten sind ganz natürlich zu erklären, einige wirken fast schon paranormal. Eines haben sie alle gemeinsam: sie spielen zur sonst so besinnlichen Weihnachtszeit und bieten eine Menge Spannung und Schauer.

Ich kann natürlich nicht zu allen Thrillern etwas erzählen, daher nur kurz zu meinen drei Highlights: die Geschichte „Schsch!“ von Karen Rose, „Wintermärchen“ von Alex Berg und „Stille Nacht“ von Sven Koch, weil diese die Bandbreite der Sammlung toll demonstrieren.
„Schsch!“ von Karen Rose erzählt die Geschichte eines kleinen Mädchens, das kurz vor Heilig Abend neben einem ausgebrannten Wagen gefunden wird, völlig unterkühlt und verängstigt. Die Geschichte wird zuerst aus der Sicht des Mädchens beschrieben und fast meint man, dass dort übernatürliche Kräfte am Werk sind, erscheint ihr doch ständig eine „böse Pflegerin“ und droht dem Kind. Erst im Laufe der Erzählung und der Ermittlungen der Polizei kommt die Wahrheit ans Licht.
„Wintermärchen“ von Alex Berg geht einen ganz anderen Weg. Diese Geschichte ist viel ruhiger, beschränkt sich auf eine Protagonistin und hat mich vor allem mit den tollen, detaillierten Beschreibungen begeistert. Eine junge Frau verläuft sich beim Joggen im verschneiten Wald, kämpft erst nur gegen die eigene Erschöpfung und den Schnee, muss sich dann aber auch noch mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen. Toll gelungen fand ich das Ende der Geschichte, welches ich so in dieser Form nicht erwartet hätte.
Übrig bleibt noch „Stille Nacht“ von Sven Koch. Diese Geschichte beschreitet einen völlig anderen Weg. Es scheint schlicht um die Suche nach einem Serienmörder zu Weihnachten zu gehen, doch was sich dabei am Ende enthüllt ist schier unglaublich. Eine der kürzeren Geschichten, die trotzdem eine unglaubliche Spannung entwickelt.

Insgesamt hat mir das Buch viel Spaß gemacht, es eignet sich für einen kurzen Schmöker am Abend. Ich habe jeweils eine Geschichte pro Tag gelesen hatte so für einige Zeit etwas von diesem schönen Buch. Schön ist das Buch auch im wahrsten Sinne des Wortes, selten ist mir eine so tolle Aufmachung begegnet: der Blattschnitt ist blutrot gefärbt und rundherum mit dem witzigen Titel bedruckt, der Schutzumschlag ist glänzend schwarz.
Das Buch bekommt von mir 4 von 5 Leseratten und ich kann es als Weihnachtsgeschenk für Weihnachtsfans und Weihnachtsmuffel gleichermaßen empfehlen. Ein hübsches Geschenk für Leseratten, die sonst schon alles haben. Die fünfte Leseratte fehlt noch, weil ich nicht von allen Geschichten wirklich überzeugt war, "Weiß wie Schnee" von Claudio M. Mancini hat mir leider gar nicht gefallen.


Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

Montag, 25. November 2013

Angelesen: White Horse

Noch ein Montag ohne Montragsfrage. Doch keine Sorge: Im Hause Read Pack ist eine Menge im Gange. Susi bereitet eifrig eine Überraschung für das Neue Jahr vor und ich nutze die fragenfreie Zeit für ein neues "Angelesen". 
Eigentlich wollte ich eines der aktuellen Vorablesen Bücher vorstellen, muss aber leider zugeben: ich konnte mich für Keines von Beiden begeistern. Deswegen stelle ich euch heute schoneinmal eines meiner nächsten Bücher vor, auf das ich während meiner vielen Recherchen in letzter Zeit gestoßen bin.

"White Horse" von Alex Adams
Piper Verlag
Eine Leseprobe findet ihr hier










Ich bin ein kleiner Cover-Fetischist und bin so mehr oder minder zufällig vor Kurzem auf "White Horse" gestoßen. Irgendwie finde ich das Coverbild bedrückend und gleichzeitig faszinierend, dazu der interessante Titel, daran kam ich einfach nicht vorbei. Als ich mich dann näher über das Buch informiert habe war mein Interesse sofort geweckt: die Geschichte von der Büchse der Pandora, die zu Öffnen Unheil bringt, in eine moderne Welt zu übertragen klingt einfach phantastisch. 
Die Leseprobe hat dann bei mir heute den Ausschlag gegeben, dass ich sage: ja, ich würde dieses Buch gern lesen. Die Geschichte der Seuche "White Horse" wird von der Hauptprotagonistin Zoe erzählt. Dabei springt die Handlung ständig zwischen dem Zeitstrang der Vergangenheit kurz vor bzw. zu Beginn der Seuche und in die Gegenwart, zum Überlebenskampf in eine zerstörte Welt.
Noch sind die Erzählfäden sehr lose und es ist nicht abzusehen, wohin sich die Geschichte entwickeln wird. Aber auf die Thematik freue ich mich schon jetzt sehr und der knappe aber trotzdem anschauliche Erzählstil gefällt mir bisher auch sehr gut.


Eine Neuigkeit am Rande:


"White Horse" möchte ich lesen, dass steht schon fest. Generell möchten wir aber eure Meinung zu den vorgestellten und angelesenen Büchern gern hören. Dafür gibt es ab heute die Reaktionen-Button, in denen ihr die Beiträge kurz und knapp bewerten könnt. 
Auf eure Meinung sind wir gespannt!

Sonntag, 24. November 2013

Rezension: Ein Schmetterling im November von Audur Ava Ólafsdóttir

Den Tag gestern habe ich in Island verbracht... Nagut, eigentlich habe ich auf dem Sofa gelegen und meinen Wintertee getrunken, aber es hat sich so angefühlt als hätte ich mit diesem wunderschönen kleinen Buch eine Reise durch Island unternommen. Da es wunderbar zur kalten Jahreszeit passt möchte ich euch heute also "Ein Schmetterling im November" vorstellen.

„Ein Schmetterling im November“ von Audur Ava Ólafsdóttir
Suhrkamp Insel Verlag
Verlagsseite zum Buch
355 Seiten
22,95 € (Hardcover)









Den Beginn der Geschichte bildet das Ende der Ehe unserer namenlosen Protagonistin. Der Mann trennt sich von ihr, hat eine Neue und möchte mit dieser ein Kind bekommen. Die Protagonistin selbst wollte keine eigenen Kinder, war mit Arbeit und Mann zufrieden (obwohl auch sie ihn schon betrog) und wirkt nun ziemlich desorientiert. Als sie gerade dabei ist ihr Leben neu zu sortieren, eine Reise plant und alles verarbeiten möchte, stürzt ihre schwangere beste Freundin. Da diese nun ins Krankenhaus muss bleibt es an unserer Protagonistin auf den Sohn der Freundin achtzugeben. Kurz entschlossen nimmt sie den kleinen gehörlosen Jungen mit auf ihre Reise durch Island.
Ich hatte mich schon direkt bei der Leseprobe in diese Geschichte verliebt, der Schreibstil ist fein und detailliert, hat einen gewissen Witz und liest sich unheimlich flüssig. Noch dazu hat die Geschichte mich von Beginn an richtig neugierig gemacht. Ich wollte zu jeder Zeit wissen wohin es mit der Handlung und den Personen gehen wird. Die selbstgewählt kinderlose Protagonistin und der kleine gehörlose Junge mit der dicken Brille sind einfach ein skurriles Paar und mir sofort ans Herz gewachsen.
Die Geschichte wird aus der Perspektive der Protagonistin erzählt und man merkt, wie sich nicht nur ihre Lebenssituation sondern Stück für Stück auch sie selbst sich verändert. Sowohl die ungewöhnliche Situation ihrer Reise als auch ihr besonderer Reisegefährte machen sie zu einer stärkeren Frau. Und obwohl sie keinen Namen hat ist man dieser Hauptfigur einfach nah. Die besondere Stärke dieses Buches ist in meinen Augen gerade diese besondere Atmosphäre der Geschichte. Man meint gemeinsam mit diesen beiden Figuren durch das kalte unwirtliche Island im November unterwegs zu sein. Die wunderschönen Landschaftsbeschreibungen zusammen mit den leisen und detaillierten Erzählungen über die Erlebnisse der beiden machen alles irgendwie echt.
Ich kann dieses Buch allen ans Herz legen die Lust auf eine ruhige Geschichte über zwei besondere Menschen haben. Ich selbst habe dieses Buch absolut genossen und habe mich in seiner Stimmung einfach wohl gefühlt. Eine Besonderheit noch: am Ende des Buches finden sich die Rezepte der von den Personen verspeisten Gerichte, manche richtig beschrieben, manche witzig gemeint. Insgesamt ein netter Anhang zum Schmunzeln… und den Apfelkuchen werde ich vermutlich wirklich mal probieren.
Insgesamt 5 von 5 Leseratten von mir für diese wunderschöne Geschichte.


Vielen Dank an den Insel Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

Freitag, 22. November 2013

Diesmal in der Sneak: Carrie

Nachdem wir letzte Woche kurzfristig unseren Sneak-Termin absagen mussten, haben wir es diese Woche erneut probiert und triumphiert. Nach einem tollen Abendessen ging es endlich wieder zur Sneak, die diesmal richtig gut besucht war.

Kinostart: 05.12.2013
FSK 16
Spiellänge: 100 Minuten









Ich habe schon ein, zwei Mal angedeutet, dass ich Stephen King sehr mag. Trotzdem kannte ich bisher weder das Buch „Carrie“ noch die Verfilmung von 1976. Als im Kino klar wurde, dass das Remake von genau diesem Film gezeigt wird, habe ich mich also riesig gefreut. Und… ich gebe es zu... ich hatte ein bisschen Angst was da kommen wird. An alle, die (wie ich) empfindlich gegenüber Horrorfilmen sind vorweg: Carrie ist ein Film zum angenehm gruseln, der zwar genug Spannung bietet, aber auch für schwächere Nerven zu ertragen ist. Puh! Glück gehabt.
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Stephen King und erzählt die Geschichte  von Carrieta (Carrie) White. Sie lebt allein mit ihrer streng gläubigen Mutter in einer amerikanischen Kleinstadt. Carrie wird von den anderen Schülern ihrer Schule gemobbt, weil sie so anders ist, und findet auch bei ihrer Mutter nur wenig Trost. Als Carrie entdeckt, dass sie telekinetische Kräfte besitzt, beginnt sich ihre Situation zu ändern und Carrie hat die Möglichkeit ihrer Umwelt all das Mobbing und die Demütigungen heimzuzahlen.

Carries Leidensweg leitet den Film ein und wurde gut in die aktuelle Zeit integriert. Das verängstigte Mädchen, das von ihren Mitschülern beleidigt und gedemütigt wird, scheint keinen einzigen Freund zu haben. Statt von ihrer Mutter unterstützt zu werden sieht diese in Carrie nur einen Beweis ihrer eigenen Unzucht und schüchtert Carrie mit ihrem religiösen Wahn völlig ein. Beide Konflikte werden gleich zu Beginn des Filmes aufgebaut und man ist direkt mitten in der Handlung. Carries Leid hat mich sehr bedrückt und schon eine gewisse Anspannung aufgebaut. Leider gab es dann im Verlauf des Films eine Phase, in der die Handlung stagnierte, was die Spannung leider etwas gedämpft hat. Erst gegen Ende hat die Geschichte wieder richtig Fahrt aufgenommen. Dafür hat sich die Handlung dann schier überschlagen und hatte auch einige nette Schock- und Horrormomente zu bieten.



Obwohl der Sneak-o-mat auch diesmal recht ausgeglichen war, tendieren wir diesmal eindeutig zu „gut“ und vergeben 4 von 5 Kinoratten für „Carrie“. Ein Film für einen angenehmen, erträglichen Grusel und eine düstere Stimmung.


Warum wir die Sneak lieben? Wegen dem Unterhaltungsfaktor im Saal. Unser Bild&Wort zum Film:
 
 „Wenn du nicht so aussiehst, wenn du von der Party kommst, war‘s keine gute Party!“
Unbekannter Besucher in der Sneak

Mittwoch, 20. November 2013

Bild&Wort: Islands wilde Schönheit

Heute will ich euch mit dem Bild&Wort schonmal auf ein ganz besonderes Buch vorbereiten, das ich am Sonntag vorstellen möchte. "Ein Schmetterling im November" führt die beiden Protagonisten durch die wilde Schönheit Islands. Obwohl ich selbst noch die da war, hatte ich das Gefühl die Reise mit ihnen unternommen zu haben.

Da weder Susi noch ich eigene Bilder zu diesem Thema auf Lager haben durften wir uns aus der tollen Islandgalerie eines Kollegen (und aufstrebenden Fotografen ;-)...) bedienen. Danke dafür!


"Wenn die Wolkendecke von Zeit zu Zeit einmal aufreißt, können wir die Landschaft durch das Fenster sehen, urplötzlich zeigen sich atemberaubende Täler von unbeschreiblicher Schönheit. An einem Krater von überschaubarer Größe halten wir an, um von oben in die Tiefe zu blicken und über das Chaos der durch und durch nassen Natur nachzudenken." aus Ein Schmetterling im November von Audur Ava Ólafsdóttir (S. 170)

Montag, 18. November 2013

Angelesen: Wie die Franzosen die Liebe erfanden

Skandal! Die Montagsfrage macht Pause! Aber dafür gibt es auf vorablesen endlich mal wieder ein Buch, das mich interessiert und was ich hoffe zu gewinnen.

"Wie die Franzosen die Liebe erfanden" von Marilyn Yalom Graf Verlag

Die Leseprobe von vorablesen findet ihr hier.











Marilyn Yalom möchte in diesem Buch dem Ursprung, der Geschichte und der Bedeutung von Liebe und Lust in der französischen Gesellschaft aus der Sicht einer Amerikanerin nachgehen.

Das scheint mir eine interessante Mischung zu sein. Die Leseprobe war zu kurz, um einen wirklichen Eindruck zu bekommen. Allerdings wurde bereits klar, dass das Buch in einem sehr wissenschaftlichen Stil geschrieben ist. Das allein könnte auf Dauer etwas dröge werden, jedoch gleichen die gezielt ausgewählten Zitate, die bereits im ersten Kapitel die Leidenschaft der Beteiligten wunderbar transportiert haben, und das Einstreuen persönlicher Erlebnisse das gut aus. Ich bin gespannt, wieviele weitere schöne Geschichten die Autorin gefunden hat und zu welcher Erkenntnis sie am Ende gelangt.

Drückt mir also die Daumen! Falls ich es jedoch nicht gewinne, ist das auch ok. Kaufen würde ich es mir bei dem stolzen angekündigten Preis von 22,90 € jedenfalls nicht. 

Sonntag, 17. November 2013

Rezension: Das Verschwiegene von Linn Ullmann

Kennt ihr das? Manchmal nachdem man ein Buch schließt, weiß man einfach nicht, was man da gerade gelesen hat. So ging es mir leider mit meinem vorerst letzten Buchmesse-Fund 2013 „Das Verschwiegene“ von Linn Ullmann.

„Das Verschwiegene“ von Linn Ullmann
Luchterhand Literaturverlag
352 Seiten
19,99 € (Hardcover)









„Das Verschwiegene“ erzählt die Geschichte einer Familie, in der jeder allein mit sich selbst kämpft. Das Ehepaar Siri und Jon hat sich voneinander entfernt, Jon betrügt seine Frau und diese ist nur damit beschäftigt ihrer Mutter Jenny näher zu kommen. Jenny wiederum beginnt seit Jahren der Abstinenz wieder zu trinken und ist trotz aller Bemühungen der Tochter sehr distanziert zu ihrer Familie. Bei der Feier zum 75. Geburtstag von Jenny verschwindet dann auch noch das Au Pair Mädchen der Familie und man meint, dass sich auf dieser Familie eine schwere Last anhäuft.
Schon daran wie schwer es mir fällt, den Inhalt von „Das Verschwiegene“ zusammen zu fassen, merke ich, dass mir zu diesem Buch der Zugang fehlte. Ich hatte vermutlich eine falsche Erwartung an die Handlung. Ich glaubte, dass das verschwundene Au Pair Mädchen und die dramatische Kindheit von Siri im Zentrum der Geschichte stehen würden. Tatsächlich war die Handlung sehr reduziert, es geschah kaum etwas. Vielmehr wurden die Emotionen und Probleme der Charaktere in den Fokus der Geschichte gerückt. Auch das hätte mich begeistern können, wäre man dabei nicht immer nur an der Oberfläche geblieben. Warum hat sich Jenny so hoffnungslos in den Alkohol gestürzt und ihre Kinder von sich weg getrieben? Warum betrügt Jon seine Frau, liebt er sie offenbar doch immer noch von Herzen? Kein Mensch fühlt und handelt ohne Grund, ohne eine Geschichte die ihn zu dem machte was er ist.
Wirklich bedrückt hat mich außerdem, dass kein Charakter Trost oder auch nur eine Reaktion bei einem der Familienmitglieder oder anderswo finden konnte. Das Buch hätte mit den vielen, detailliert beschriebenen Charakteren und einem wunderschönen Schreibstil beeindrucken können. Die reduzierte Handlung hat es aber schwierig gemacht dem Lesefluss zu folgen. Die häufigen Wiederholungen bestimmter Probleme ohne für mich sichtbare Lösungen und Entwicklungen der Charaktere oder ihrer Beziehungen konnten mich einfach nicht packen. Ich hatte das Gefühl, dass im Buch eine gewisse Stagnation herrschte.
Unterm Strich kann ich dem Buch nur 2 von 5 Leseratten geben, obwohl mir die Sprache und der poetische Stil gut gefallen haben war ich am Ende enttäuscht von der Handlung und fehlenden Entwicklung der Charaktere.

Freitag, 15. November 2013

Rezension: Bob, der Streuner von James Bowen

Nach einem ziemlich miesen Mittwoch und einer verpassten Sneak hat mir mein Mann als kleines Trostpflaster „Bob, der Streuner“ von James Bowen mitgebracht (da bin ich schon länger drum herum geschlichen). Die letzten beiden Abende war dies für mich ein nettes kleines Buch zwischendurch und eine große Aufheiterung.

„Bob, der Streuner - Die Katze, die mein Leben veränderte“ von James Bowen
Bastei Lübbe
256 Seiten
8,99 € (Taschenbuch)







James Bowen ist ganz unten angekommen, als er in seinem Hausflur einem kleinen ausgehungerten Kater begegnet. James lebt in einer Sozialwohnung, treibt sich aber hauptsächlich auf der Straße herum und verdient sich mit Straßenmusik ein bisschen Geld dazu. Er kämpft mit dem Heroinentzug und ist mit seinem Leben eigentlich überfordert. Zu diesem Zeitpunkt tritt Bob in sein Leben. James sieht, dass dem kleinen Kater dringend geholfen werden muss und nimmt ihn zu sich. Damit muss James das erste Mal in seinem Leben Verantwortung übernehmen und kämpft sich dadurch, gemeinsam mit Bob, zurück ins Leben.
Über dieses Buch wurde viel gesprochen. In einigen Nachrichtensendungen wurde über den Straßenmusiker mit seinem charismatischen Kater berichtet und mich hat diese Geschichte sehr gefreut. Die Geschichte von James und Bob ist nämlich kein großes Kino, sondern eine dieser kleinen, schönen und vor allem echten Fügungen die das Leben so schreibt. Das merkt man dem Buch auch an. Es ist in einem ziemlich holperigen Stil geschrieben und erzählt ganz einfach die Geschichte dieser beiden Freunde. Manchmal wirkt die Erzählweise etwas unstrukturiert und die Erlebnisse gehen an einigen Stellen nicht so gut ineinander über. Trotzdem liest sich das Buch flüssig und man hat das Gefühl James würde direkt von seinen Erlebnissen berichten. Für diese Art von Geschichte passt der Stil also einfach.
Wenn man nie mit Katzen zu tun hatte klingen manche Erlebnisse die James beschreibt vielleicht unglaubwürdig. Aber selbst wenn man selbst schon einiges mit den Samtpfoten erlebt hat merkt man, dass Bob eine ganz besondere Katze sein muss. Ich habe während des Lesens immer an unseren alten Kater gedacht, der leider schon im Katzenhimmel weilt, und vermutlich kennt jeder Katzenbesitzer unzählige eigene besondere Momente mit seinem Stubentiger.
Über dieses Buch möchte ich gar keine langen Worte machen, es ist eine nette Lektüre für Katzenfreunde, eine Liebeserklärung an Katzen und ein Buch das Mut macht, wegen der Geschichte aus der es hervorgegangen ist. Normalerweise würde ich jetzt noch über den Schreibstil und die Geschichte nachdenken, aber in diesem Fall wird das dem Ziel des Buches nicht gerecht. Daher kurz und gut 4 von 5 Leseratten.

Mittwoch, 13. November 2013

Rezension: Jeder stirbt für sich allein von Hans Fallada

Vor etwa zwei Jahren las ich die Biografie von Hans Fallada "Mehr Leben als eins" von Jenny Williams. Auch ein sehr gutes, beeindruckendes Buch. Es war unter anderem deswegen so interessant, weil es kurze Buchbesprechungen aller Romane von Hans Fallada enthält und so machte es mich neugierig auf "Jeder stirbt für sich allein", das vor einigen Jahren vor allem in den USA eine Renaissance erlebt hatte.


"Jeder stirbt für sich allein" von Hans Fallada Aufbau-Verlag

704 Seiten

12,99 € (Taschenbuch)

(Ich bin ehrlich: Ich selbst besitze es nicht, sondern habe es mir damals von meinen Eltern als Hardcover ausgeliehen.)




Das Buch erzählt die wahre Geschichte des Ehepaares Otto und Anna Quangel (eigentlich Hampel), das 1940 beginnt Postkarten mit Antinazi-Parolen in Berlin zu verteilen, um damit Widerstand gegen das Regime zu üben, in der Hoffnung, dass es anderen die Augen öffnet und es den Krieg beendet.

Doch das Buch besteht aus vielen weiteren kleinen Geschichten und ebenso vielen Figuren und Charakteren. Damit zeichnet es ein umfassendes Bild des alltäglichen Lebens zur damaligen Zeit. Ob Trudel Hergesell, die Verlobte des im Krieg gefallenen Quangel Sohnes, die in einer kommunistischen Widerstandszelle aktiv ist, diesen Widerstand aber aufgibt, als es um ihr Leben, das ihres Mannes und ungeborenen Kindes geht. Oder der Kommissar Escherich von der Gestapo, der auf der Suche nach dem Postkartenverteiler die Methoden der Nazis am eigenen Leib zu spüren bekommt, weil er anderen Mitgliedern der Gestapo zu überheblich erscheint.

Es gibt noch etliche Figuren mehr: Nazitreue, stille Mitläufer, Widerständler, kleine Kriminelle, Intellektuelle, aber vor allem ganz normale Menschen. Der Terror, die Willkür und die ständige Angst, die damals zum Alltag gehörten, werden mit Händen greifbar. Es macht einen ehrfürchtig und begreiflich, wie schwierig es war, Widerstand zu leisten und ist gleichzeitig eine Ehrung für alle, die irgendwie und wenn auch nur im Kleinen Widerstand geleistet haben.

Das Buch fesselt einen mit seinen vielen Schicksalen und Geschichten, wird dabei jedoch niemals unübersichtlich. Es ist keine schwere Kost, trotz des ernstes Themas, es ist ebenso wie das Leben in jeder schweren Stunde immer noch gelegentlich amüsant, spannend und liebenswert. Es lässt einen nicht wieder los, wenn es auch manchmal schwierig war, wieder zum Buch zu greifen, weil es einen mit so lebendigen Worten und Bildern in diese Zeit bringt, in der keiner von uns hätte leben wollen.

Es ist für mich ebenso wie "Die Unsichtbare Brücke" von Julie Orringer eine Pflichtliteratur. Ich habe sehr viel über die NS-Zeit gelesen, gesehen, gesprochen, nachgedacht, debatiert Doch nichts hat mir so wie dieses Buch vor Augen geführt, was diese dunkelste Stunde der Geschichte wirklich für den Einzelnen bedeutete. Deswegen gibt es von mir voller Ehrfurcht vor diesem Werk fünf von fünf Ratten und einen Platz auf der Liste meiner Lieblingswerke.


Montag, 11. November 2013

Montagsfrage #6 von Paperthin


Es ist wiedermal Montag, und da gibt es: die Montagsfrage von Paperthin!

"Welche Reihe hätte niemals fortgesetzt werden sollen?"

Heute antworte ich mall stellvertretend für uns beide. Wir sind nämlich beide keine großen Serientäter und haben überhaupt nur wenige Reihen gelesen. Bei mir vor allem die dunkle Turm Reihe von Stephen King, Susi hat sich für Harry Potter begeistert. Da wir nun aber nur wenige Reihen gelesen haben gibt es auch nur wenig Material für schlechte Fortsetzungen.

Aber so als echte Leseratte hat man ja eigentlich zu fast jedem Thema ein Buch parat und so ist mir auch hier spontan etwas eingefallen. Letztes Jahr hatte ich nämlich viel Spaß am ersten Band der Tribute von Panem. Leider habe ich es dann nicht gut sein lassen und auch noch die beiden Folgebände gelesen, irgendwie schade. Alles wäre schöner gewesen ohne die überflüssigen Fortsetzungen.
Und noch eine Reihe die man gar nicht hätte Beginnen dürfen ist die Gilde der schwarzen Magier von Trudi Canavan, irgendwie bin ich damit so gar nicht warm geworden.

Welche schlechten Fortsetzungen sind euch eingefallen? Ich bin schon echt gespannt :-)

Sonntag, 10. November 2013

Rezension: Das Wesen der Dinge und der Liebe von Elizabeth Gilbert

Auf vorablesen.de habe ich Kapitel 5 des Buches gelesen und war total verliebt in die Sprache und die exzentrischen, einzigartigen Figuren. Ich war sehr traurig, als ich es nicht gewann und sehr glücklich, als ich es zum Geburtstag bekam. Leider hielt diese Freude jedoch nicht bis zum Schluss.

http://www.amazon.de/Das-Wesen-Dinge-Liebe-Roman/dp/3827011566/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1383484758&sr=8-1&keywords=das+wesen+der+dinge+und+der+liebe "Das Wesen der Dinge und der Liebe" von Elizabeth Gilbert Bloomsbury Berlin

699 Seiten

22,99 € (Hardcover)

Eine Leseprobe von vorablesen.de findet ihr hier.







Alma Whittaker ist ein priviligiertes Kind: Sie wird zu Beginn des Jahres 1800 geboren. Ihr Vater hat ein Vermögen mit dem Handel von Pflanzen und pharmazeutischen Mitteln verdient. Er und ihre Mutter sind die Bildung des Kindes das Wichtigste. So wird Alma noch vor dem Laufen und Sprechen vor allem das Denken und Erkunden gelehrt. Bereits als Kleinkind soll sie sich an den Tischgesprächen der großen Dinerabenden beteiligen, zu denen zahlreiche Größen verschiedener Felder geladen werden.

Das plus die Geschichte ihres Vaters umfasst die ersten fünf Kapitel und ich habe sie genossen. Die anschließende Geschichte ihrer Jugend war auch noch einigermaßen interessant und spannend, wenn auch der Teil über die Entwicklung ihrer Sexualität etwas irritierend für mich war. Das könnte man aber noch mit falschen Erwartungen meinerseits nach der idyllischen Beschreibung der Kindheit erklären. Was mich jedoch mehr störte, war der schleichende Verdacht, dass jeder für spontanes und unüberlegtes Handeln bestraft zu werden schien. Der anschließende Sprung von 26 Jahren und die unglücklichen Leben der einzelnen Personen verstärkte diesen Eindruck. Das Leben der Protagonisten begann mich zu deprimieren und schien sich mit den folgenden Worten (später auf Seite 540) am besten zusammenfassen zu lassen: "etwas Ergiebiges, bedächtig Wucherndes, das man über Jahre hinweg studieren und damit die Jahrzehnte herumbringen konnte, ohne der Einsamkeit zu verfallen."

Nicht gerade motivierend. "Das Leid" (und ich setze es bewusst in Anführungsstriche), das Alma später erfährt bzw. die aufgedeckten Verwicklungen in ihrer Jugend waren mir definitiv zu platt, fast schon lächerlich und pseudo-Jane-Austen-abgekupfert. Im Verlauf des weiteren Buches begann ich mich sogar über diese Geschichte zu ärgern und hätte es ohne den Blog einfach zur Seite gelegt. Anschließend habe ich mich durch die 300 Seiten mehr oder weniger gequält. Nur der anhaltend gute Schreibstil und die gut recherchierten Fakten halfen mir etwas. Das Ende ließ mich ebenfalls nur müde lächeln, wenn mir auch auf der vorletzten Seite und damit definitiv sowas von zu spät klar wurde, was Elizabeth Gilbert mit diesem 700-Seitenwälzer beabsichtigt hatte.

Nach so viel Analyse kurz und knapp: Zwei von fünf Ratten von mir, für den Schreibstil und die offensichtliche Recherchearbeit. Die Geschichte war fast durchweg öde, unglaubwürdig und zum Teil lächerlich. Ich denke, Elizabeth Gilbert wollte ein Werk zu Ehren von intelligenten und mutigen Frauen und einen Aufruf zum Erkennen der Schönheit und Vielfalt der Welt schaffen. Allein, es ist ihr meiner Ansicht nach nicht geglückt.


Samstag, 9. November 2013

Rezension: Niceville von Carsten Stroud

„Niceville“ von Carsten Stroud ist einer meiner Buchmesse-Schätze. Ich hatte mich spontan in das Buch verliebt und mich total drauf gefreut es vorstellen zu dürfen. Jetzt habe ich es gelesen und bin ein bisschen hin und her gerissen.

„Niceville“ von Carsten Stroud
Dumont Verlag
506 Seiten
9,99 € (Softcover)
1. Teil der Niceville-Trilogie








Niceville ist eine beschauliche kleine Stadt im Süden der USA. Die Stadt wirkt idyllisch und friedlich, doch unter dieser Fassade verbergen sich düstere Geheimnisse. Als eines Tages der Junge Rainey Teague auf dem Schulweg spurlos verschwindet kommen seltsame Begebenheiten ins Rollen. Einige Geschehnisse sind ganz natürlich, einige sehr verwirrend und mystisch. Insgesamt scheint Niceville nur das schlechteste aus seinen Bewohnern herauszukitzeln. Was birgt diese kleine Stadt, dass sich das Böse dort so wohlfühlt?
Ich war lange von keinem Buch mehr so hin und her gerissen wie von „Niceville“. Der Einstieg in die Geschichte ist wunderbar, man ist direkt mittendrin und der Übergang von einem normalen Vermisstenfall zu den übernatürlichen Ereignissen hat mir richtig gut gefallen. Der Schreibstil ist eher kurz und markant, besitzt einen gewissen schwarzen Humor (sehr gelacht habe ich über einen Laden, der „Porn’r’us“ heißt) und macht einfach Spaß. Trotz der eher sachlichen Sprache kommen Beschreibungen und Atmosphäre nämlich nicht zu kurz.
Die Zutaten stimmen und hätten „Niceville“ zu einem richtigen Lesegenuss machen können. Was mich gestört hat? Nach dem angenehmen Anfang bei dem die Handlung Stück für Stück aufgebaut wird und auch alle Charaktere passend zur Situation vorgestellt werden kommt der Mittelteil des Buches. Plötzlich überschlägt sich die Handlung und es kommen gefühlt 10.000 neue Charaktere in die Geschichte. Ich konnte zeitweise einfach nicht mehr folgen. Handlungsverlauf und Personen waren zu verwirrend. Wer ist der korrupte Polizist gleich nochmal? War das der, der auch beim Bankraub dabei war? Immer wenn ich dann wieder in der Handlung war und meinte zu verstehen, wie die Personen zusammenhängen kamen neue Charaktere oder Handlungsstränge dazu.
Richtig anstrengend wurde es, als die Verbindung zur Vergangenheit des Ortes geschlagen wurde. Normalerweise finde ich es toll, wenn in Büchern düstere Legenden oder vergangene Konflikte ausgegraben werden. Es hat mich daher auch hier gefreut und richtig neugierig gemacht, als die Geschichte des Ortes enthüllt wurde. Das dabei abgefeuerte „Namensfeuerwerk“ habe ich dann einfach überlesen müssen. Ob ich dann alle darauf aufbauenden Schlussfolgerungen richtig verstanden habe würde ich nicht beschwören.
Als ich durch all das gerade ziemlich deprimiert war kam das Ende des Buches. Und was soll ich sagen? Ich wurde richtig überrascht! Einige lose Enden wurden aufgegriffen, manche merkwürdige Handlungsverläufe ergeben dann tatsächlich doch einen Sinn und das Buch macht Lust auf den nächsten Teil. Das Ende hat mich dann wieder versöhnt mit dem anstrengenden Mittelteil.
Insgesamt 3 von 5 Leseratten als Fazit aus „himmelhoch jauchzend“ und „zu Tode betrübt“.


Vielen Dank an den Dumont Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Freitag, 8. November 2013

Bild&Wort: Blick auf die Zeit

Das ist ein Appell an alle Hobby-, semi-professionellen und professionellen Fotografen (und ja, das letzte Londonfoto): Wir hatten alles dabei, was man für eine schöne Nachtaufnahme brauchte. Nur das Ergebnis überzeugte nicht. Auf dem Nachhauseweg an einer roten Ampel holte ich noch einmal die Kamera hervor und dachte: "Ach was soll's!", schaltete auf den Automatikmodus und drückte ab. Und war glücklich über das Ergebnis:


"Jenny hatte mittlerweile das Gefühl, dass die Tage lang wie Jahre waren und die Jahre dahinsausten wie Tage."
aus Das Verschwiegene von Linn Ullmann

Mittwoch, 6. November 2013

Wir haben ein Stöckchen gefangen...

... und rennen fleißig hinterher!
Sternthaler hat uns ein Weihnachtsstöckchen weitergereicht, dass wir nun endlich beantworten wollen. :-)


 Hier kommen die Regeln:

1. Wenn ihr das Stöckchen bekommt, kopiert das Bild mit dem Weihnachtsstöckchen und die Regeln auf euren Blogpost und beantwortet die folgenden Fragen:

Was ist eurer Lieblingsweihnachtsbuch?

Was ist euer absoluter Favorit in Sachen Weihnachtsfilm?

2. Reicht das Stöckchen an mindestens 3 eurer Bloggerfreunde weiter, indem ihr einen Kommentar unter dem aktuellstem Post hinterlasst.

Dann mal los!

Was ist eurer Lieblingsweihnachtsbuch?

Alex' Antwort: Da fällt mir spontan "Das Weihnachtsgeheimnis" von Jostein Gaarder ein. Das Buch ist unterteilt in 24 Kapitel und ist daher prima als Adventskalender geeignet. Ich habe es früher zusammen mit meiner Mutter gelesen und mochte die Geschichte, die ein klassisches Weihnachtsmärchen mit einer moderneren Handlung verbindet, sehr.

Susis Antwort: Da muss ich leider passen: Ich versuche es jedes Jahr wieder, habe letztes Jahr sogar "Der Weihnachtsabend" von Charles Dickens besorgt, aber noch hat sich kein Buch diesen Titel verdient. Letztes Jahr habe ich allerdings ein kleines niedliches Buch bestellt, dessen Nachfolger ich mal zufällig in einem winzigen Geschäfts eines verschlafenen Nests gekauft habe: "Die wundersame Schatulle" von Richard Paul Evans. Ich habe es letztes Jahr nicht geschafft, aber dieses Jahr ganz fest vor!

Was ist euer absoluter Favorit in Sachen Weihnachtsfilm?

Alex' Antwort: Ich bin kein Fan von Weihnachtsfilmen und kann den typischen Weihnachtsfilmen wirklich nicht viel abgewinnen. Für viele gehören Märchen oder andere Klassiker zum alljährlichen Weihnachtsritual, auch da habe ich keinen besonderen Weihnachtsliebling. Der einzige Film, den ich jedes Jahr schaue, wenn er kommt ist "Zwei Weihnachtsmänner" mit Christoph Maria Herbst und Bastian Pastewka. Ich mag die beiden Schauspieler einfach total gern und finde den Film richtig lustig.


http://www.amazon.de/Der-Polarexpress-Tom-Hanks/dp/B000W15X2M/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1383483149&sr=8-1&keywords=PolarexpressSusis Antwort: Ich bin ein Fan von Weihnachtsfilmen, aber es gibt so wenige tatsächlich gute. Denn die meisten spielen einfach nur zu Weihnachten und sind nicht immer wirklich weihnachtlich. Das ist bei Polarexpress anders: Er ist witzig, niedlich, liebevoll gestaltet und die Schlussszene ist Weihnachtsidyll pur! Am aller liebsten schaue ich ihn kurz vorm Geschenke auspacken während des Baum schmückens (ja: Unsere Familie schafft das immer nur in letzter Minute ^^).

Wir reichen das Stöckchen weiter an:

Martinas Buchwelten
Kathrineverdeen
Lesbar
Buchlingreport


Wir hoffen ihr möchtet das Stöckchen haben, wenn nicht ist das natürlich auch in Ordnung :-)...

Montag, 4. November 2013

Montagsfrage #5 von Paperthin


Jetzt gibt es sogar einen Grund sich auf den Montag zu freuen: die Montagsfrage von Paperthin. In dieser Woche besonders ratty ;-)...

"Besitzt du ein Buch, das dir peinlich ist?"

Mutige vor!

Susi's Antwort: Hüst! Ich werde hier keine Titel und keine Namen nennen, es wäre einem ja nicht peinlich, wenn man es einfach so in die Welt hinausposaunen würde. Und naja, so richtig peinlich sind mir diese Bücher (ja Mehrzahl!) auch nicht, ich habe sie an gute Freunde ausgeliehen, aber ich würde nicht jedem davon erzählen, denn sie sind nicht wirklich jugendfrei. Nein, nicht Shades of grey! Diese Bücher (fünf Stück an der Zahl) übergab mir meine Mutter mit den Worten: "Dieses Fantasy-Zeug ist nichts für mich." Daraufhin war ich etwas erstaunt, dass es in dieser Bücherreihe, die insgesamt sieben Bände umfasst, zwar Vampire und Dämonen und sowas gibt, aber es eindeutig nur um eindeutiges geht. Der folgende Satz (Buch 2, Satz 1) wurde in meinem letzten Studiensemester legendär: "Magie nackt zu praktizieren hat einen Nachteil: Es macht" (und hier nutzen wir ein jugendfreies Wort ... mh) ... nervös ^^.

Alex' Antwort: Meine erste Reaktion: "Natürlich nicht! Ha! Was für 'ne Frage?!" Richtig peinlich ist mir auch auf den zweiten Blick keines meiner Bücher. Aber ein ziemlich esoterisches Astrologiebuch habe ich mal geschenkt bekommen (wirklich, ich hab es mir wirklich nicht selbst gekauft), dass steht nicht ohne Grund im geschlossenen Schrank und nicht im Regal. Muss ja nicht jeder wissen, dass ich abends immer in die Glaskugel schaue *hihi...

Sonntag, 3. November 2013

Rezension: Doctor Sleep von Stephen King

Ich habe in den letzten Tagen den neuen Roman von Stephen King „Doctor Sleep“ wirklich geradezu verschlungen. Da es eine Fortsetzung zu „Shining“ ist hatte ich dieses Buch vor Kurzem extra gelesen, um für den Nachfolger gerüstet zu sein. „Shining“ hat mir zwar sehr gut gefallen, meiner Meinung nach ist „Doctor Sleep“ aber nochmal um einiges stärker.

„Doctor Sleep“ von Stephen King
HEYNE Verlag
703 Seiten
22,99 € (Hardcover)
Nachfolgeband zu „Shining“ von Stephen King








30 Jahre nach den Geschehnissen im Overlook Hotel ist Daniel Torrance ein erwachsener Mann und eine gescheiterte Existenz. Die Erlebnisse seiner Kindheit verfolgen ihn, das Shining erlebt er eher als Last denn als Gabe und versucht daher seine Gefühle im Alkohol zu ertränken. Daniel versucht gerade sein Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken, als ein kleines Mädchen Kontakt zu ihm aufnimmt – mittels der Gabe ihres Shining. Das Mädchen sucht bei Daniel nach Beistand. Sie ist durch ihre starke Hellsichtigkeit einer Bande zu nahe gekommen, die es auf Kinder mit dem Shining abgesehen hat.
Es ist mal wieder ein King. Anders kann ich es gar nicht ausdrücken. Ich war von der ersten Seite an mittendrin in der Geschichte und total begeistert von der Stimmung des Buches. Vielleicht ist der Vorgänger insgesamt etwas gruseliger und setzt mehr auf düstere Effekte, aber auch in „Doctor Sleep“ kommt wieder ein schaurig schönes Gefühl auf. Die Atmosphäre ist dicht und ich war total gefesselt weil ich immer wissen wollte, wie es mit der Haupthandlung und den kleineren Nebensträngen weitergeht.
Ich habe mich vorher ziemlich gewundert, dass dieses Buch eine Fortsetzung zu „Shining“ bilden soll, ist dies doch bereits 1985 erschienen. Trotz aller Skepsis kann ich nun aber feststellen, dass es Stephen King perfekt schafft an die Handlung aus „Shining“ anzuknüpfen. Es werden einige lose Enden aufgefasst und manche Konflikte können die Charaktere erst in dieser Geschichte wirklich auflösen. Darin liegt eine der größten Stärken des Buches. Die aktuelle Handlung und die Bezüge zu „Shining“ werden so perfekt verwoben, dass beide Bücher danach eine Einheit bilden. Das gelingt, so absurd es klingt, gerade dadurch, dass „Doctor Sleep“ nicht den kalten Kaffee von damals aufwärmt, sondern eine komplett eigenständige Geschichte bietet. Diese Mischung aus Anknüpfung und Eigenständigkeit hat mich total begeistert.
„Doctor Sleep“ beantwortet die Frage, was eigentlich aus dem kleinen Jungen geworden ist, der damals so schreckliches im Hotel Overlook erlebte. Gleichzeitig werden faszinierende neue Charaktere vorgestellt, welche mir alle sehr ans Herz gewachsen sind (selbst "die Bösen"). Stephen King hat es für mich mal wieder geschafft sie alle echt wirken zu lassen.
Ich kann nicht anders: 5 von 5 Leseratten von mir für „Doctor Sleep“. Vom Cover bis zum letzten Satz hat mich dieses Buch komplett begeistert.

Samstag, 2. November 2013

Rezension: Die unsichtbare Brücke von Julie Orringer

Neben dem Großen Los von Meike Winnemuth war dieses Buch mein literarisches Highlight dieses Jahr und es passte dazu noch zu den Reiseplänen, die ich nicht wahr gemacht, aber nicht vergessen habe und dem Hauptthema einiger Bücher, die ich dieses Jahr gekauft habe: Das Judentum.

"Die unsichtbare Brücke" von Julie Orringer Kiepenheuer&Witsch

815 Seiten

12,99 € (Paperback)








Das Buch beginnt wie eine ungehörig klingende, seichte Liebesgeschichte, die es doch so im wahren Leben niemals geben kann: Andras Lévi, ein junger Jude aus Budapest, geht 1937 nach Paris, um dort Architektur zu studieren, weil er es in seiner Heimat Ungarn aufgrund der Studentenquoten für Juden nicht kann. Er kennt die Sprache kaum und hat keinen weiteren Plan, es ist eine Reise ins Unbekannte. Doch er findet ein Zimmer und einen Mentor in einem seiner Professoren, der ihm die Sprache beibringt und Freunde. Und die Liebe: Klara Morgenstern ist Balettlehrerin mit einem Geheimnis, sie hat Ungarn aus unbekannten Gründen verlassen müssen. Eigentlich soll sich Andras in ihre Tochter verlieben, doch er interessiert sich mehr für die elegante und intelligente Claire. Er wird fast krank vor Liebe und Verlangen und es beginnt nach einer Weile beinahe schon eine amour fou. Doch das ist nicht alles: Die Weltgeschichte holt dieses ungewöhnliche Liebespaar ein. Der Zweite Weltkrieg bricht aus und Andras muss zurück nach Budapest, wo er zum Arbeitsdienst eingezogen wird.

Mehr möchte ich wirklich nicht verraten, es ist schon fast zu viel. Aber es ist wichtig zu wissen, dass dieses Buch mehr ist, als eine schnöde Liebesgeschichte mit Tücken und Hindernissen und mehr ist, als eine weitere tragische Geschichte zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges. Dieses Buch reißt einen mit und erschüttert einen bis ins Mark. Die Beschreibungen sind durchweg so lebendig und glaubwürdig, dass man den Schmerz und die Freude der Figuren am eigenen Leib spürt - ein Buch, dass einen auch wahrhaft zum Weinen bringt.

So ein intensives Zeitzeugnis habe ich bisher nur bei Hans Falladas "Jeder stirbt für sich allein" erlebt. Es beleuchtet ein anderes Kapitel dieser brutalen Zeit und lässt einen wahrhaft spüren, was es hieß, zu dieser Zeit zu leben. Darüber hinaus eröffnet es einem einen neuen Blick außerhalb der deutschen Schrecken, einen unverstellten Blick auf ein Europa, dass über Deutschland hinaus anitsemitisch war und gleichzeitig einen Blick in die jüdische Religion.

Alle Figuren und alle verschiedenen Schicksale sind sehr gut beschrieben und beleuchtet. Es gibt wirklich nichts, was man an diesem Buch kritisieren kann. Dazu kommt noch, was ich erst auf der letzten Seite erfuhr: Es ist wirklich alles wahr, es ist die Familiengeschichte der Autorin, all diese Dinge, in ihrer Schönheit, Besonderheit und ihrem Schrecken, sind wirklich passiert.

Ich möchte diesem Buch fünf von fünf Leseratten geben, weil ich finde, dass es einen unschätzbaren Wert hat und von jedem mindestens einmal gelesen werden muss. Um sich bewusst zu machen, was in Europa in diesen Jahrzehnten geschah und um zu verhindern, es je wieder geschehen zu lassen.