Dienstag, 16. September 2014

Rezension: Die Stimme des Vergessens von Sabine Kornbichler

Spät kommt sie, doch sie kommt... meine Rezension zu "Die Stimme des Vergessens" nach der Twitter-Leserunde. Noch länger als es dauerte die Rezension zu verfassen, hat es aber bei mir gedauert endlich ein Buch der Autorin zu lesen. Das hätte ich schon früher machen sollen. Sabine Kornbichlers Krimi „Das Verstummen der Krähe“ hatte ich schon des Öfteren in der Hand und wollte es gern lesen, endgültig hat mich die Lust aber nie gepackt. Dann hat die liebe Iris ihre Twitter-Leserunde zu „Die Stimme des Vergessens“ gestartet und da war sie dann doch wieder, die unbändige Krimi-Lust. Also habe ich spontan mitgemacht.

„Die Stimme des Vergessens“ von Sabine Kornbichler
416 Seiten
12,99 € (Taschenbuch) oder 9,99 € (Kindle Edition)









Kristina Mahlo kommt bei Ihrer Arbeit als Nachlassverwalterin in das Haus eines älteren Herren, der augenscheinlich große Angst vor der Welt hatte. Die Fenster sind vergittert, die Tür mit einem starken Schloss gesichert. Und auch in den Unterlagen des alten Herrn Schettler weist einiges auf einen starken Verfolgungswahn hin. Doch Kristina Mahlo kann sich der Vermutung nicht erwehren, dass hinter diesem Wahn auch ein Fünkchen Wahrheit liegen könnte. Als ihr dann noch Schettlers Unterlagen gestohlen werden, glaubt sie endgültig nicht mehr daran, dass der alte Mann sich völlig grundlos fürchtete. Die Suche nach dem Grund seiner Angst beginnt.

Ich bin sehr zwiegespalten, wenn es um die Bewertung von „Die Stimme des Vergessens“ geht. Einerseits fand ich die Grundidee von Beginn an toll, die Idee eine Nachlassverwalterin auf die Spuren von Geheimnissen ihrer „Klienten“ zu schicken finde ich faszinierend. Andererseits hat sich die Geschichte zu Beginn recht langsam entwickelt ehe wirklich Spannung aufkam und es über das bloße Mysterium rund um Schettlers Wahn hinaus ging. Natürlich lebt diese Geschichte mehr von dem reinen, eher stillen Geheimnis aber ein echter Lesesog kam erst ab der Mitte des Buches bei mir auf. Dann wollte ich das Buch aber kaum noch weglegen und habe es quasi am Stück verschluckt, diese faszinierende Ver- und Entwicklung hätte einfach ein bisschen früher einsetzen müssen, um mich gleich zu packen. Das Potential war definitiv vorhanden!
Wirklich problematisch waren für mich aber die häufigen Einschübe über das Privatleben der Ermittlerin. Das ist natürlich Geschmacksache, aber für mich sind diese ganzen Nebenhandlungen meist nur störend und eher uninteressant. Das nun hier nicht nur das Liebesleben von Kristina Mahlo, sondern auch noch ihrer Eltern thematisiert wurde, hat meine Begeisterung leider nicht wirklich gesteigert. Da vor allem die Eltern für mich eher blass blieben, war mir ihre Ehekrise schnell zu viel und einfach nur Beiwerk. Schade.
Gut gefallen haben mir die sympathischen Nebencharaktere, denen Kristina Mahlo begegnet und die interessanten Gespräche die sie mit ihnen führt. Im Verlauf des Buches wurden so viele Theorien aufgebaut, ent- und wieder verworfen, dass mir ganz schwindelig wurde. Diese Verwirrtaktik hat aber wunderbar dafür gesorgt, dass man als Leser nicht sofort das Ende erahnt, sondern sich immer wieder in den Mutmaßungen verliert, ein gelungener Schachzug!
Nochmal problematisch wurde es für mich am Ende. Das wirkte für mich doch sehr konstruiert und irgendwie ein bisschen unrund. Einfach zu schwach gegen den extrem starken Mittelteil des Buches, in dem sich die verschiedensten Theorien häufen und in dem ich so stark auf das Ende fiberte.

Zu jedem Kritikpunkt gibt es einen starken Pluspunkt, zu jeder Begeisterung ein kleines „aber“, ein klares unentschieden und daraus folgend 3 von 5 Leseratten.


Das Buch im Leserunden-Tweet:

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